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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fühlte, der ihrer verhaßten Stieftochter gespielt werden sollte. Der Kapitän machte ihr eine ironisch-achtungsvolle Verbeugung und sagte:
    „Ich bin Ihnen sehr verbunden, würde mich aber glücklich fühlen, wenn die Frau Baronin die Güte haben wollte, auch in anderen Angelegenheiten von so harmonischer Gesinnung mit mir zu sein.“
    Er ging und wartete bei sich, bis alles zur Ruhe war; sodann begab er sich durch den geheimen Gang zu Rallion, der ihn bereits mit Ungeduld erwartete. Der Gedanke, nun mit Sicherheit auf Marions Besitz rechnen zu können, ließ ihn das Verwerfliche der geplanten Tat vollständig übersehen.
    „Endlich!“ sagte er. „Ich dachte, Sie würden viel früher kommen, Herr Kapitän.“
    „Wir haben noch nichts versäumt. Vielleicht kommen wir sogar noch zu früh. Hier, nehmen Sie!“
    Er gab dem Grafen ein Paar Filzschuhe, wie er selbst auch welche angezogen hatte.
    „Wozu das?“ fragte Rallion verwundert.
    „Um das Geräusch unserer Schritte zu dämpfen. Es darf uns natürlich niemand hören. Ziehen Sie die Schuhe an, und dann wollen wir gehen.“
    Der Graf kam dieser Aufforderung nach und folgte dann dem Alten durch die geheime Tür hinaus nach den verborgenen Treppengängen. So gelangten sie beim Schein der Laterne, welche der Alte trug, nach dem Wohnzimmer Marions. Vor der Täfelung blieb der Alte halten, schloß die Blendlaterne und steckte sie ein.
    „Jetzt nicht das geringste Geräusch!“ sagte er. „Ich werde erst nachsehen, ob sie vielleicht noch wach ist.“
    „Wo befinden wir uns?“ fragte der Oberst.
    „Vor dem Wohnzimmer. Aus diesem geht es durch Portieren nach der Schlafstube. Warten Sie.“
    Er schob die Täfelung ganz leise zurück. Der Raum, in den er blickte, war vollständig dunkel. Er trat ein und schlich sich nach der Portiere. Auch das Schlafzimmer war ohne Licht. Er huschte lautlos nach dem Bett und horchte. Die leisen, regelmäßigen Atemzüge, welche er deutlich hörte, bewiesen ihm, daß der Schlaf seines Opfers ein fester sei. Er brachte das Chloroform in Anwendung. Dies nahm eine ziemliche Zeit in Anspruch, so daß der Graf ungeduldig wurde. Er sah und hörte nichts, und so lag ihm der Gedanke nahe, daß irgend etwas nicht in Ordnung sei. Endlich hörte er das leise Heranschleichen des Alten.
    „Wo haben Sie nur gesteckt?“ flüsterte er diesem zu.
    „Bei Marion natürlich! Denken Sie etwa, das Chloroform wirkt bereits nach einigen Sekunden?“
    „Nein, aber mir scheint, es sind mehrere Viertelstunden vergangen. Ich dachte bereits, daß Ihnen etwas geschehen sei.“
    „Pah! Mir geschieht nichts.“
    „So ist alles in Ordnung?“
    „Alles.“
    „Dann will ich mit hinein ins Zimmer.“
    „Halt, warten Sie noch. Wir müssen uns erst sagen, auf welche Weise wir das Mädchen fortschaffen.“
    „Nun, tragen müssen wir es natürlich.“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Die Anwendung des Chloroforms ist nicht ganz ungefährlich. Darum habe ich mit der Dosis gespart. Es ist möglich, daß Marion unterwegs erwacht.“
    „Das schadet nichts.“
    „Mir nicht, aber Ihnen.“
    „Wieso?“
    „Wollen Sie etwa, daß sie bemerkt, wer es ist, dem sie ihre Gefangenschaft zu verdanken hat?“
    „Hm. Sie haben recht. Sie soll wenigstens nicht wissen, daß ich auch bei dieser Ortsveränderung mitgewirkt habe.“
    „Ja. Wir müssen Ihnen vorerst die Chance offenhalten, als ihr Retter aufzutreten. Darum dürfen wir während der kurzen Zeit kein Licht brennen.“
    „Aber ich kenne die Örtlichkeit gar nicht, und es ist ja so finster, daß ich unbedingt Licht brauche.“
    „Sie brauchen keins. Ich werde Ihnen genau sagen, wie wir zu gehen haben.“
    „Aber Marion ist doch – hm.“
    „Nun, was ist sie denn?“
    „Entkleidet.“
    „Das kann uns nicht stören. – Die Kleider liegen auf dem Sofa; die nehmen Sie, während ich das Mädchen nehme. Ich binde Marion ganz einfach in das Bettuch. Vorerst kann ich sie allein tragen. Später werden Sie freilich mit zuzugreifen haben. Jetzt vorwärts.“
    Sie schlichen sich nach dem Schlafzimmer, wo der Graf bald die zurückgelassenen Kleidungsstücke der Zofe fand. Er brauchte nicht lange zu warten, so raunte der Alte ihm zu:
    „Fort. Ich habe sie.“
    Von der Möglichkeit, belauscht zu werden, hatten sie keine Ahnung. Draußen angekommen, schob der Alte die Täfelung mit dem Fuß zu und dann stiegen sie langsam die Treppe hinab.
    Es war das keineswegs leicht, da der Raum außerordentlich schmal war. Aber

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