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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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antwortete er, indem er tief Atem holte.
    „Und was enthalten sie? Bitte, übersetzen Sie es mir.“
    Er schüttelte langsam den Kopf, las noch bis zu Ende, faltete dann das Papier zusammen und fragte:
    „Haben Sie eine Ahnung von der Wichtigkeit, welches dieses Dokument für Sie hat?“
    „Daß es wichtig ist, wurde mir gesagt, in welchem Grad aber, das ist mir nicht bekannt.“
    „Von wem haben Sie es?“
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung und antwortete:
    „Ich glaube nicht, dies sagen zu dürfen.“
    „So glaube ich aber auch nicht, es übersetzen zu dürfen.“
    „Ah! Sie wollen sich weigern?“
    „Ja“, antwortete er einfach.
    „Aus welchem Grund?“
    „Wenn Sie kein Vertrauen zu mir haben, so darf auch ich Ihnen keins schenken.“
    Da nahmen ihre Züge eine Strenge an, welche man diesem engelschönen Gesicht wohl schwerlich zugetraut hätte. Sie sagte:
    „Monsieur, was soll ich von Ihnen denken. Ist das Höflichkeit? Heißt das Wort halten? Ich sehe, daß ich mich in Ihnen geirrt habe. Geben Sie mir das Papier zurück.“
    Er erhob sich und verbeugte sich.
    „Hier, Mademoiselle!“ sagte er. „Sie haben sich keineswegs in mir geirrt. Der Inhalt dieser Zeilen ist für mich vielleicht von größerer Wichtigkeit als für Sie. Indem ich sie Ihnen zurückgebe, bringe ich Ihnen ein Opfer, von dessen Größe Sie gar keine Ahnung haben. Adieu!“
    Er drehte sich zum Gehen. Sie blickte ihm bestürzt nach, ließ ihn einige Schritte tun und rief aber dann:
    „Monsieur! Halt!“
    Er hielt an und wendete sich ihr wieder zu.
    „Sie befehlen?“
    „Kommen Sie wieder her.“
    Er gehorchte ihr.
    „Sollte wirklich das Wunder stattfinden, daß diese Schrift auch für Sie von Wichtigkeit ist?“
    „Ganz gewiß.“
    „Inwiefern?“
    „Das darf ich nicht sagen, da auch Sie kein Vertrauen zeigen.“
    „Mein Gott! Ist es denn so schwer, an mich zu glauben.“
    Er hätte ihr zu Füßen sinken mögen, so schön und hoheitsvoll stand sie vor ihm. Er antwortete:
    „Ich glaube Ihnen, und ich vertraue Ihnen, Mademoiselle. Ich bin bereit, Ihnen alle, alle meine Geheimnisse anzuvertrauen, aber ich darf es doch nicht tun.“
    „Sie glauben an mich, Sie vertrauen mir, und dürfen mir dieses Vertrauen doch nicht schenken? Das verstehe ich nicht, ganz und gar nicht.“
    „Und doch ist es sehr leicht erklärlich. Diese Geheimnisse sind nämlich nicht allein mein Eigentum.“
    „Das lasse ich gelten.“
    „Und sodann würde Ihnen die Enthüllung Schmerzen bereiten, gnädiges Fräulein.“
    „Wirklich?“
    „Ja, gewiß!“
    „Nun, so bitte ich um so dringender um diese Enthüllung. Ich bin keineswegs ungewohnt, Schmerzen zu ertragen.“
    Da nahm er sie bei der Hand, führte sie zu dem Stein und sagte in bittendem Ton:
    „Nehmen Sie wieder Platz, Mademoiselle, und haben Sie die Güte, mir einige Fragen zu beantworten.“
    Sie gehorchte seiner Bitte und sagte:
    „Fragen Sie, Monsieur. Sie werden jede Antwort erhalten, die mir möglich ist.“
    „Dann muß ich Ihnen zuvor eine Bemerkung machen, welche mir Ihren höchsten Zorn zuziehen wird; aber ich kann nicht anders; ich muß sprechen.“
    „Ich glaube schwerlich, daß ich zornig über Sie werden kann. Ich habe Sie als einen Mann kennen gelernt, der nichts ohne gute Gründe tut.“
    „Und dennoch wird es so sein. Mademoiselle, erschrecken Sie nicht, wenn ich Ihnen sage, daß es einen Menschen gibt, der Sie liebt, wie wohl noch selten ein Mensch geliebt hat. Sie sind sein Abgott, sein Leben, seine Seligkeit. Er ist bereit, für Sie alles, alles, aber auch alles zum Opfer zu bringen, nur seine Ehre nicht. Er würde gern tausend Schmerzen erdulden, nur um Ihnen eine kleine Freude zu machen. Er sollte von seiner Liebe nicht sprechen, denn sie ist unbeschreiblich. Dieser Mann bin ich.“
    Er hielt inne. Sie war bleich, sehr bleich geworden. Sie blickte ihn mit großen Augen an und sagte kein. Wort. Er nahm dies für die Erlaubnis, fortfahren zu dürfen.
    „Dies mußte ich voraussenden, Mademoiselle“, sagte er. „Ein Mann, der keine anderen Gedanken hat, als nur Sie, Sie allein, wird es ehrlich mit Ihnen meinen. Wenn ich frage, so habe ich die triftigsten Gründe dazu, selbst, wenn ich dieselben noch nicht angeben darf. Bitte, von wem haben Sie die Schrift erhalten? Von Abu Hassan, dem Zauberer?“
    „Ja.“
    „Hat er Ihnen gesagt, in welcher Beziehung er zu dem Inhalt dieser Zeilen steht?“
    „Nein.“
    „Und zu Ihrer Familie?“
    „Nein“, antwortete

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