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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pferde.“
    „Wie? Was?“
    „Ja, auf der Wiese.“
    „Dann sind es keine Feinde. Wie sahen sie aus?“
    „Rot.“
    „Hm! Was hatten sie auf dem Kopf?“
    „Pelzmützen mit einem roten Zipfel.“
    „Sapperment! Das waren deutsche Husaren.“
    „Na, dachte ich's doch!“
    „Sie werden vorher füttern, daß die Pferde Kräfte bekommen, nämlich zum Angriff. Warte, ich werde mich selbst um diese Sache bekümmern.“ –
    Die Belagerten hatten während der ganzen Nacht kein Auge zugetan. Sie mußten für jeden Augenblick gerüstet sein. Je wandalischer die Franctireurs sich zeigten, desto größer wurde die Gefahr, und als der General volle Weinflaschen in den Händen dieser Leute bemerkte, sagte er:
    „Gott gebe, daß die Hilfe noch vor abend kommt! Wenn es dunkel wird, sind wir verloren. Diese Menschen werden betrunken sein, und dann sind sie vollständig unzurechnungsfähig.“
    Die Worte brachten nicht geringe Besorgnis hervor. Marion blieb gefaßt; ihre Mutter war völlig teilnahmslos. Ella bangte mehr für den Großvater als für sich. Die Familie Melac verhielt sich still, befand sich aber in sehr gedrückter Stimmung, und die beiden Diener lugten voller Angst durch das Fenster nach der ersehnten Hilfe.
    Freilich mußten sie sich sehr in acht nehmen, da die Franctireurs zu den Fenstern hereinschossen. Die Decke des Zimmers war mit Kugeln gespickt.
    Da meinte einer der Diener:
    „Exzellenz, es muß etwas los sein.“
    „Warum?“
    „Die Franctireurs laufen so auffällig nach dem Wald, dem Dorf entgegen.“
    Der Graf überzeugte sich, daß der Diener recht hatte.
    „Vielleicht kommt Monsieur Martin mit der ersehnten Hilfe“, sagte er. „Wehe dann diesen Menschen. Ein jeder Offizier unserer Armee wird sie sofort füsilieren lassen. Wenn es nur genug sind.“
    „Sie kommen zurück!“ bemerkte Ella.
    Man sah allerdings, daß die Franctireurs sich nach dem Schloß zurückzogen. Sie hatten ihre Waffen ergriffen und bildeten einzelne nach dem Dorfwäldchen gerichtete Abteilungen.
    „Ah! Dort, Großpapa!“ rief Ella.
    Sie deutete nach der Straße, welche vom Dorf durch das Wäldchen nach dem Schloß führte. Dort wurde der Zug Husaren sichtbar.
    „O weh!“ sagte der Graf in fast stöhnendem Ton.
    „Was? Das ist ja Hilfe.“
    „Nein, Kind. Das sind preußische rote Husaren.“
    „Herrgott! Preußen!“
    „Ja, Feinde! Aber es ist wahr, Hilfe werden sie uns doch bringen, wenn sie sich überhaupt mit den Franctireurs einlassen.“
    „Es sind Ihrer so wenig!“
    „Avantgarde, Kind! Dahinter kommt das eigentliche Gros. Warten wir es ab.“
    „Und du denkst, daß wir von ihnen nichts zu fürchten haben, Großpapa?“
    „Nichts als Einquartierung.“
    „Ah, wenn sie doch nur schnell kämen, sehr schnell.“
    „Leider nicht! Sie steigen ab“, sagte Marion.
    „Ja“, antwortete der General. „Sie sehen, daß sie zu schwach sind und erwarten die Ihrigen.“
    „Werden diese bald kommen, Großpapa?“
    „Wer kann das sagen! Ah! Schaut!“
    Drüben am Waldsaum wurde ein leichtes Rauchwölkchen sichtbar, dann ließ sich ein einzelner scharfer Knall hören.
    „Sie schießen!“ meinte Melac in frohem Ton.
    „Ja, sie beginnen wirklich, sich zu rangieren. Kinder, sie bilden die Vorhut einer größeren Truppe. Wir scheinen gerettet zu sein, wenn nicht – – –“
    „Was meinst du, Großpapa?“
    „Wenn nicht unsere Truppen kommen, welche Monsieur Martin holt. Treffen diese auf die Deutschen, so sind beide so miteinander beschäftigt, daß uns die Franctireurs unterdessen massakrieren können.“
    Es krachte da drüben ein Schuß. Die Husaren hatten ihre Pferde unter den Schutz der Bäume gebracht und eröffneten, selbst hinter den Bäumen steckend, ein ziemlich lebhaftes Feuer auf die Franctireurs. Sie wollten die Aufmerksamkeit derselben auf sich lenken, damit Hohenthal gut an sie herankommen könne. Die Franctireurs erwiderten das Feuer hitzig und avancierten langsam, so daß bald ein breiter Raum zwischen ihrer Rückenlinie und der Front des Schlosses entstand.
    Da plötzlich stieß Liama einen lauten Ruf aus. Sie hatte am Seitenfenster gestanden, welches nach dem Park führte und deutete mit dem ausgestreckten Arm dort hinaus. Der General trat hin zu ihr und sah hinaus.
    „Alle Wetter!“ rief er aus. „Rettung, Rettung! Welch ein schlauer Gedanke! Seht ihr die roten Reiter da hinter den Bäumen des Parks? Das ist eine ganze Schwadron. Der Rittmeister ist ein tüchtiger Offizier. Er lenkt

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