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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die gefangenen deutschen Helden ansehen, von denen Sie sich so wohlfeil niederreiten ließen.“
    Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Aber auf Veranlassung eines der Rittmeister beorderte der Oberst einige Eclaireurs an der Spitze.
    An der linken Seite des Schlosses, wo der Park an den Wald stieß, war der vorstehende Rand des letzteren niedergeschlagen worden. Es gab da einige Reihen Holzklafter und Reißigbündel, zwischen denen noch die Baumstümpfe aus der Erde ragten.
    An dieser Stelle angekommen, mußten die Franzosen vom Schloß aus gesehen werden. Aber, eigentümlich, obgleich sie das letztere vollständig überblicken konnten, war es ihnen doch nicht möglich, die Spur eines feindlichen Reiters zu bemerken.
    „Sie sind abgezogen!“ meinte der Alte enttäuscht.
    „Oder liegen im Hinterhalte“, fügte der Oberst hinzu. „Seien wir vorsichtig!“
    „Pah! Hinter uns, rechts und links von uns Wald! Wir können von Reitern nur vom Schloß selbst aus angegriffen werden. Also vorwärts!“ sagte Richemonte.
    Das letzte Glied der Kolonne hatte kaum die Waldlinie passiert, so hörte man aus einem Fenster des Schlosses einen Schuß erschallen. Sofort hielt der Zug an. Und im gleichen Augenblick wurde das Tor geöffnet und es trat ein Husarenoffizier hervor, welcher sich, ein weißes Taschentuch in der Hand schwingend, ihnen näherte.
    „Famos!“ meinte der Oberst. „Ein Parlamentär. Man will wegen der Übergabe mit uns verhandeln.“
    „Warten wir das ab“, sagte der Dragonerrittmeister.
    Der Husar kam heran und blieb salutierend gerade vor den Offizieren stehen.
    „Gestatten die Herren“, sagte er. „Lieutenant von Hornberg, von den königlich preußischen Husaren.“
    Die Offiziere nannten ihre Namen; dann meinte Hornberg:
    „Ich habe den Auftrag, Ihnen mitzuteilen, daß Schloß Malineau sich im Belagerungszustand befindet.“
    „Wer gab Ihnen diesen Auftrag?“ fragte Rallion.
    „Der Kommandierende, Rittmeister Graf von Hohenthal.“
    „Ah! Ein Rittmeister Hohenthal kommandiert hier?“
    „Ja, wie ich sage!“
    „Nicht ein Rittmeister von Königsau?“
    „Nein.“
    „Hm. Wunderbar! Wo hat dieser Herr Kommandant denn eigentlich seine Truppen?“
    „Ich bin nicht befugt, Festungsgeheimnisse zur Sprache zu bringen“, antwortete der Husar lächelnd.
    „Nun, wir werden bald genug hinter diese Geheimnisse kommen, Herr Lieutenant. Wir beabsichtigen nämlich, dem Herrn General, Grafen von Latreau, der doch Besitzer des Schlosses ist, einen Besuch abzustatten.“
    „Heute?“
    „Ja, heute, und zwar bald.“
    „Vielleicht ist Ihnen dies gestattet, natürlich unter gewissen Bedingungen.“
    „Wir beabsichtigen aber, unseren Besuch ganz bedingungslos zu unternehmen.“
    „Das wird wohl kaum möglich sein.“
    „Warum?“
    „Weil man das Recht hat, Bedingungen zu machen.“
    „Ah, so. Werden Sie auch die Macht haben, dieses Recht zu beweisen und zu verteidigen?“
    „Man hofft es.“
    „Schön. Grüßen Sie also den Grafen Hohenthal von mir, dem Grafen Rallion, und sagen Sie ihm, daß ich binnen einer halben Stunde bei dem Herrn General erscheinen werde, mit oder ohne Erlaubnis, das ist mir egal. Adieu.“
    „Der Herr Rittmeister wird sich freuen, Sie standesgemäß begrüßen zu können“, antwortete der Husar mit einem spöttischen Lächeln. Dann kehrte er ins Schloß zurück.
    „Impertinenter Junge, dieser rote preußische Gimpel!“ sagte der Oberst. „Meine Herren, wo meinen Sie, daß diese Herren Husaren stecken werden?“
    „Wir müssen rekognoszieren“, meinte der Dragonerrittmeister. „Soll ich detachieren, Herr Oberst?“
    „Tun Sie das.“
    Paarweise ritten die Piquets in verschiedener Richtung ab. Ein junges Lieutenantchen, dem es sehr darum zu tun war, seinen Mut bewundern zu lassen, spornte sein Pferd an und trabte dem Schloß zu. Da erschien an einem geöffneten Fenster Hohenthal.
    „Zurück!“ rief er herab.
    Der Franzose zog verächtlich die Achsel empor und ließ sein Pferd weitergehen. Da krachte ein Schuß, und der Reiter fiel, durch den Kopf geschossen, vom Pferd.
    Ein vielhundertstimmiger Schrei erscholl auf französischer Seite. Der Oberst griff wütend seinen Degen und sagte:
    „Das sollen sie mir bezahlen! Dieses arme, unschuldige Kerlchen. Holt ihn her.“
    Dieser Befehl war an einige Dragoner gerichtet. Sie gehorchten und ritten nach der Stelle, wo der Tote lag. Sofort blitzte es aus mehreren Fenstern auf. Zwei der Leute sanken tot vom Pferd, und

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