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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welches er gekommen war, und so hatte es ihm glücken können, das Gespräch Königsaus mit Fritz und dann auch den Rittmeister zu belauschen.
    Dann, erst im Morgengrauen hatte er entkommen können; aber die ganze Gegend, und auch das rechte Moselufer waren mit Posten besetzt gewesen, welche auf jeden Weg zu achten hatten. Ein Bauer, der ihm zu Dank verpflichtet war, hatte ihn aufgenommen, ihm einen Hut und Geld gegeben und dann erst, einen Abend später, über die Mosel gebracht.
    Diese Erzählung machte einen tiefen Eindruck auf den Obersten. Er sagte in grimmigem Ton:
    „Marion in Malineau, und dieser Müller will hin! Er ist ein Königsau! Alter, wir haben uns entsetzlich betrügen lassen! Er steht in Berlin; sie war in Berlin; sie sind Liebesleute.“
    „Verdammt. Das ist möglich.“
    „Darum also ließ sie sich so gern von ihm aus dem Wasser ziehen, und darum wollte sie von mir nichts wissen. Diese beiden haben unsere Geheimnisse belauscht! Oh, das muß gerächt werden, fürchterlich gerächt!“
    „Wie denn?“
    „Nun, wir reiten nach Malineau.“
    „Herrlich! Das war es ja, was mich veranlaßte, Sie aufzusuchen. Wir finden fünfhundert Franctireurs dort.“
    „Pah! Mit solchem Volk gibt sich ein Rallion nicht ab. Übrigens dürfen Sie nicht glauben, daß dieser kluge, durchtriebene Bursche ganz allein nach Malineau geht. Er nimmt sich ganz sicher ein Detachement Reiter mit. Wir müssen hin. Wir müssen hin!“
    „Werden Sie Erlaubnis bekommen?“
    „Sofort. Ich werde es schon zu Gehör zu bringen wissen. Übrigens kennen Sie den Einfluß meines Vaters. Man darf es mit mir nicht verderben. Ich gehe jetzt. Dort steht mein Koffer. Es befinden sich auch Zivilsachen darin. Nehmen Sie sich unterdessen heraus, was Sie bedürfen.“
    „Und Marion? Was tun wir dann mit ihr? Wollen Sie sie etwa noch heiraten?“
    „Heiraten? Pah! Aber rächen werde ich mich. Ich schwöre Ihnen, daß ich diesem buckligen, verkappten Deutschen mit dieser meiner eigenen Hand den Kopf spalten werde.“
    Er stürmte fort. Es dauerte auch gar nicht lange, so kehrte er wieder zurück.
    „Nun?“ fragte der Alte.
    „Habe die Erlaubnis natürlich!“
    „Wann geht es fort?“
    „In einer Viertelstunde.“
    „Wieviel Mannschaften haben wir?“
    „Drei Eskadrons. Zwei Gardekürassiere und eine Gardedragoner. Das sind Kerls, die es mit dem Teufel aufnehmen, um wieviel mehr mit einem Königsau.“
    Der Kapitän erhielt ein Pferd, und nach einer Viertelstunde wurde aufgebrochen.
    Nach einem mehrere Stunden langen, angestrengten Ritt in der Nähe des Zieles angekommen, schwenkten sie von der nach Etain führenden Straße rechts ab und hielten auf einem ziemlich reitbaren Vizinalweg gerade auf Schloß Malineau zu.
    Sie ritten hier durch lauter Wald. Der Oberst, die drei Rittmeister und der alte Kapitän an der Spitze. Diese genannten Herren unterhielten sich miteinander.
    Da auf einmal ertönte ihnen zur Seite ein lauter Ruf, und unter den Waldbäumen trat ein Mann hervor, welcher ein blutiges Taschentuch um den Arm gewickelt hatte.
    „Herr Kapitän, Herr Kapitän!“
    Mit diesen Worten kam er auf den Genannten zu. Richemonte kannte ihn; es war einer der Franctireurs. Er blieb halten und sagte:
    „Sapperment, Sie sind verwundet? Wie kommt das?“
    „Wir haben auf Schloß Malineau gekämpft.“
    „Gegen wen?“
    „Gegen deutsche Husaren.“
    „Ah, sehen Sie, Oberst! Wer kommandiert diese?“
    „Ein junger Rittmeister.“
    „Auch Husarenrittmeister? Nicht Ulan?“
    „Nein.“
    „Er müßte Husarenuniform getragen haben. Wie ist es denn abgelaufen?“
    „Sehr schlecht. Wir sind ganz zersprengt; die Hälfte wurde verwundet, und ich mache sicherlich keine Lüge, wenn ich sage, daß wenigstens fünfzig gefangen sind.“
    „Aber, Mensch, wie ist das möglich?“
    „Wir wurden überfallen.“
    „Im Schloß?“
    „Nein, sondern vor demselben.“
    „Erzählen Sie!“
    Er schilderte den Vorgang nach seiner Weise; er hatte sich natürlich höchst tapfer benommen und wie ein wütender Roland um sich geschlagen. Als er geendet hatte, sagte der alte Kapitän im zornigsten Ton:
    „Wie albern und jungenhaft! Ihr habt die Rute verdient. Wohin ist denn dieser Berteu?“
    „Ich weiß es nicht. Keiner konnte sich um den anderen kümmern. Jeder hatte für sich selbst zu tun.“
    „Na trösten Sie sich! Wir werden diese Scharte auswetzen. In einer halben Stunde befindet sich das Schloß in unseren Händen. Dann können Sie kommen und sich

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