59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan
die anderen flohen, sämtlich verwundet, zurück.
Der Kapitän ballte beide Fäuste.
„Man wird euch das mit Zinsen wieder heimzahlen, ihr Schurken!“ murmelte er. „Wollen wir nicht direkt hin und das Tor einschlagen?“
„So schnell nun nicht, Herr Kapitän. Wir wissen jetzt wenigstens das eine, nämlich, daß sich die Herren im Inneren des Schlosses befinden. Warten wir erst die Rückkehr unserer Eclaireurs ab.“
Sie zogen sich ein wenig zurück. Die Leute kamen retour und konstatierten, daß sich in der ganzen Umgebung des Schlosses kein preußischer Soldat befinde.
„Nun gut, so sind sie da drin. Da haben wir sie also fest!“ meinte der Oberst.
„Hm! Das scheint nicht so leicht!“ sagte der Dragoner.
„Kinderleicht. Wir lassen die Tür und die geschlossenen Läden einschlagen, so sind wir drin.“
„Und diejenigen, welche das tun sollen, werden aus den oberen Fenstern heraus erschossen.“
„Pah! Wir beherrschen ja die Fenster von unten. Während zum Beispiel die Hälfte der Mannschaft stürmt, hält die andere Hälfte die Preußen von den Fenstern fern. Zwei Gardekürassiere und ein Gardedragoner werden es doch mit einem windigen, preußischen Husaren aufnehmen, meine Herren!“
Es wurde gegen diesen Plan gesprochen; aber der Oberst blieb dabei und setzte seinen Willen durch. Die Mannschaften mußten absteigen. Die Pferde wurden zur Seite außer Schußweite geführt; sie kamen natürlich unter die Obhut einer Anzahl der Kavalleristen. Die übrigen wurden in zwei Abteilungen getrennt. Die erste war bestimmt, in das Schloß zu brechen, und die andere nahm rund um das letztere Stellung, um die Bewohner desselben unter Feuer zu halten.
Als diese Vorbereitungen getroffen waren, gab Oberst Rallion den Befehl zum Angriff.
Dieser konnte natürlich nur im Parterre erfolgen. Es war anzunehmen, daß das Eingangstor von innen sehr fest verrammelt worden sei. Darum hatten die Angreifer Befehl, ihr Augenmerk besonders auf die Fenster zu richten.
Mit lautem Rufen stürmten sie auf das Schloß los. Dort wurden in demselben Augenblick sämtliche Parterrefenster geöffnet. Eine fürchterliche Salve krachte aus diesen den Angreifern entgegen. Jede Kugel traf ihren Mann. Die preußischen Husaren waren nicht nur tüchtige Reiter, sondern ebenso wackere Schützen. Eine große Anzahl der Franzosen war gefallen.
Diejenigen, welche unverletzt geblieben waren, stutzten. Sie zauderten, vorwärts zu dringen.
„En avant; en avant!“ brüllte der Oberst.
Sie gehorchten. In langen Sätzen stürmten sie weiter und erreichten die Mauer, wo sie sich sicher wähnten.
„Pst!“ stieß der Oberst hervor. „Diese verdammten Preußen zielen besser, als ich dachte. Aber sie sind schon halb besiegt. Unsere Leute sind an der Mauer des Hauses vor jeder Kugel sicher; denn wehe dem Feind, der sich an einem der Fenster sehen lassen wollte, um zu schießen. Er wäre seines Todes sicher.“
Auf sein wiederholtes Kommando versuchten die Leute, in die Fenster zu steigen. Einer hob den anderen, aber – – – ein Schrei der Wut erscholl rings um das Gebäude; diejenigen, welche das Einsteigen gewagt hatten, fielen in die Arme derer, von denen sie gehoben worden waren, zurück, von den Säbelhieben der Husaren getroffen. Dem einen war sogar der Kopf mit einem Hieb vom Rumpf getrennt worden. Während der leblose Körper nach außen zurückstürzte, wurde ihm der abgehauene Kopf nachgeschleudert.
Lieutenant von Hornberg hatte dem Rittmeister von Hohenthal gemeldet, wie er empfangen worden war und welchen Bescheid er erhalten hatte.
„Gut!“ sagte der Rittmeister. „Wollen sehen, ob er es so weit bringt, in der angegebenen Zeit seinen Besuch zu machen.“
Er schickte nach dem General.
„Exzellenz“, sagte er, als dieser kam. „Eigentlich ist es meine Pflicht, mich aller Personen, welche das Schloß bewohnen, zu versichern. Ich glaube aber, überzeugt sein zu dürfen, daß dies nicht nötig ist. Ich bitte Sie um Ihr Ehrenwort, daß keiner von Ihren Leuten etwas unternimmt, was nicht mit meinen Absichten in Einklang zu bringen ist.“
„Ich gebe es für mich und für alle die Meinigen.“
„Ich danke! Darf ich Sie bitten, sich in das oberste Stockwerk zurückzuziehen?“
„Ich gehorche natürlich.“
„Aber Sie werden die Güte haben, mir Ihren Beschließer zu senden. Ich bedarf natürlich sämtlicher Schlüssel, welche vorhanden sind.“
„Er steht draußen schon bereit. Aber, Herr Rittmeister, in welcher
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