Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hinein.
    Die beiden Lauscher verhielten sich einige Minuten lang ruhig. Dann flüsterte der Dicke:
    „Verdammt! Den Kerl sollte ich kennen!“
    „Den Weißen?“
    „Nein. Das war ein afrikanischer Menschenfresser. Ich meine den anderen. Er wurde Kapitän genannt und hatte ganz die Stimme eines Mannes, an dem ich meinen Narren gefressen habe. Also ein Brief von Mac Mahon an Bazaine! Sehr hübsch! Höre, hier wartest du. Bin ich in zwei Stunden noch nicht wieder da, so haben sie mir den Kopf auf den Rücken gedreht und mich einbalsamiert. Dann schleichst du dich zurück und sagst, daß bei Tagesanbruch der Tanz losgehen soll.“
    Er bewegte sich wie eine Schlange, immer an der Erde über die Straße hinüber. Es war, als ob er sich zeitlebens in dieser Fortbewegungsart geübt habe.
    Drüben kam er wieder unter die Bäume und schwenkte links ab, in der Richtung des Schlosses. Bald erkannte er einen mattglänzenden Punkt vor sich.
    „Schau! Da steht so ein Bärlappsamenhändler!“ flüsterte er vor sich hin. „Der will Vorposten sein?!“
    Er kroch weiter, kaum einige Schritte an dem Weißen vorüber. Sein Auge hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt, und so sah er nach einiger Zeit eine andere Gestalt, aber dunkel gekleidet, an einem Baum lehnen.
    „Das ist ein Deutscher“, dachte er. „Will doch sehen, ob er mich bemerken will!“
    Er gab sich so außerordentliche Mühe, daß er auch hier nicht entdeckt wurde. Nun glaubte er, die Postenkette vollständig passiert zu haben. Darum erhob er sich und verfolgte seine Richtung gehend weiter. Er kam aus dem Wald hinaus. Da lag Reisig und Scheitholz. Noch war er nicht weit gekommen, so erklang es vor ihm:
    „Halt! Wer da!“
    „Gut Freund!“
    „Die Parole!“
    „Unsinn! Ich kann doch gar nicht wissen, was ihr hier für eine habt!“
    „Also stehenbleiben, sonst schieße ich!“
    „Schrei nicht so, Dummkopf! Die Franzmänner brauchen nicht zu wissen, daß ich da bin.“
    „Schweigen, sonst schieße ich!“
    „Verdammt! Ich habe es eilig. Wann wirst du abgelöst, Gevatter?“
    „In fünf Minuten. Nun aber still, sonst schieße ich wirklich! Ich mache keinen Spaß.“
    Der Dicke sah ein, daß er sich darein ergeben müsse. Er stand fünf Minuten lang auf derselben Stelle, während der andere den Karabiner auf ihn gerichtet hielt. Endlich kam die Ablösung.
    „Herr Sergeant, hier ist ein Spion!“ meldete der Posten.
    „Donnerwetter! Ist's wahr?“
    „Ja. Er hat sich da vorn wirklich hereingeschlichen.“
    „Schön, mein Bursche. Mit solchem Volk macht man kein Federlesens. Vorwärts, Anton!“
    Mit diesem ‚Anton‘ war der Dicke gemeint. Er mußte in Reih und Glied treten und mitgehen. Er tat dies, ohne nur eine Silbe dagegen zu sagen.
    Im Schloß angekommen, wurde er dem Ulanenwachtmeister abgeliefert.
    „Ein Spion, Herr Wachtmeister. Herr Major von Königsau wird sich freuen.“
    Als der Gefangene diesen Namen hörte, zuckte es lustig über sein fettes Gesicht.
    „Mensch, wie heißen Sie?“ fragte der Wachtmeiser.
    „Pudding!“ lautete die Antwort.
    „Hübscher Name! Was sind Sie?“
    „Pudding.“
    „Donnerwetter! Dick und fett genug sind Sie dazu. Aber Pudding heißen und Pudding sein! Wo sind Sie her?“
    „Pudding.“
    „Kerl, glauben Sie etwa, daß Sie sich im Kasperletheater befinden? Hier handelt es sich um Leben oder Tod! Also, woher sind Sie?“
    „Pudding.“
    Kurz und gut die Frage konnte lauten, wie sie wollte, der Gefangene antwortete stets mit dem Wort Pudding. Der Wachtmeister geriet in fürchterlichen Grimm und ging endlich, die Meldung zu machen. Zwei Mann mußten den Gefangenen nachführen.
    Die Herren Offiziere befanden sich mit den Bewohnern des Schlosses im Salon.
    „Herr Oberstwachtmeister, es ist ein Spion eingefangen!“ lautete die Meldung.
    „Ein Spion? Ah! Wann?“
    „Vor fünf Minuten.“
    „Wo?“
    „Der Ulan Schellman hat ihn festgehalten. Da hat er ganz gut Deutsch gesprochen. Auf meine Fragen antwortete er aber nur mit dem einen Wort: Pudding.“
    „Herein mit ihm!“
    Die Tür öffnete sich, und die beiden Soldaten traten mit dem Gefangenen ein. Dieser marschierte in strammer Haltung auf Königsau zu, salutierte und sagte:
    „Herr Major, melde mich als Spion, durch die französischen Linien glücklich gekommen, von unseren Leuten aber festgenommen.“
    „Schneffke!“ sagte der Major erstaunt.
    „Zu Befehl! Hieronymus Aurelius Schneffke, Tiermaler und Feldwebel der königlich-preußischen

Weitere Kostenlose Bücher