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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einstecken“, bemerkte Fritz.
    „Schön. Brich ein Stück davon ab.“
    Sie ließen das Stückchen hinabfallen und horchten. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe sie einen leisen Ton vernahmen. Der Brunnen war ungewöhnlich tief.
    „Hast du den Schall richtig gehört?“ fragte Müller.
    „So ziemlich.“
    „Klang es nach Wasser?“
    „Ja. Auf festen Grund ist der Siegellack nicht gefallen.“
    „Das denke ich auch. Wollen eine zweite Probe machen.“
    Er nahm die sämtlichen Streichhölzchen, welche er bei sich trug, brannte sie an und warf sie hinab. Die schwefelige Flamme sank ziemlich schnell zur Tiefe und verlöschte unten so schnell, daß mit Gewißheit auf Wasser zu schließen war.
    „So ist es also vergebens“, sagte Müller. „Es ist ein Brunnen, weiter nichts, kein Schacht, wie ich erst dachte. Wir wollen aber nichts unversucht lassen und noch an die Wände klopfen.“
    Auch das führte zu nichts. Die Mauern waren rundum massiv, natürlich mit Ausnahme der Tür, durch welche sie beide gekommen waren.
    „Also wieder hinaus. Suchen wir nun den Amerikaner.“
    „Aber wo? Diese unterirdischen Gänge sind so ausgedehnt, daß man tagelang vergebens suchen kann.“
    „Ich habe eine Vermutung. Da vorn, wo wir den Alten mit Rallion belauschten, scheint der Gefängnisraum zu sein. Wollen zuerst dort nachsuchen.“
    Sie bogen von diesem jetzigen Gang nach links ab, welcher in der Richtung nach dem Schloß führte. Sie erreichten die wohlbekannte Tür und den Keller, in welchem die Kisten standen. Hier blieben sie zunächst stehen, um zu lauschen. Es war nichts zu hören. Dennoch aber begaben sie sich nach dem Hintergrund, wo Müller an die Tür klopfte.
    „Ist jemand da drin?“ fragte er.
    Keine Antwort.
    „Steckt jemand hinter dieser Tür?“ wiederholte er.
    Da war es, als ob ein Räuspern zu vernehmen sei.
    „Warum wird nicht geantwortet?“
    Abermals dasselbe Räuspern, aber keine Antwort.
    „Es steckt jemand drinnen, unbedingt“, sagte Fritz. „Aber warum antwortet man nicht?“
    „Werden es gleich erfahren.“
    Müller schob die Riegel zurück und öffnete. Er ließ den Schein der kleinen Laterne auf den Boden fallen, wo eine Gestalt zusammengekrümmt lag.
    „Warum antworten Sie nicht?“ fragte er.
    Beim Klang dieser Stimme sprang der Bewohner dieses Lochs blitzeschnell empor.
    „Höre ich recht?“ fragte er. „Sie, Herr Doktor?“
    „Ja.“
    „Ich dachte, der Kapitän sei es; darum antwortete ich nicht.“
    „Ach so. Aber Master Deep-hill, wie kommen Sie in diese schauderhafte Lage?“
    „Der alte Teufel hat mich in die Falle gelockt. Wie aber kommen Sie hinter seine Schliche und dann hierher, mir zu öffnen?“
    „Davon nachher. Jetzt treten Sie zunächst heraus. So. Schieben wir die Riegel wieder vor. Setzen Sie sich auf die Kiste, und erzählen Sie uns, wie es der Alte angefangen hat, Sie herabzulocken!“
    „Zunächst die Frage: Kennen Sie diese Räumlichkeiten alle? Und auch den Zweck, zu welchem sie gebaut wurden?“
    „Sehr genau.“
    „Gut, so werde ich keine Sünde begehen, wenn ich davon spreche.“
    Er erzählte nun, wie er gestern dem Alten im Wald begegnet sei und was darauf alles geschehen war. Als er zu Ende war, fragte er dann:
    „Welchem Umstand habe ich aber diese unerwartete Befreiung zu verdanken?“
    Müller klärte ihn darüber auf und erkundigte sich dann angelegentlich:
    „Was werden Sie nun tun, Master?“
    „Ich gehe natürlich direkt von hier aus zum Staatsprokurator um diesen Satan in Ketten legen zu lassen.“
    „Vielleicht tun Sie das doch nicht.“
    „Nicht?“ stieß der Amerikaner hervor. „Halten Sie mich für wahnsinnig? Soll ich so einen Teufel etwa noch gar eine öffentliche Belobigung zuteil werden lassen?“
    „Das nicht. Aber ich werde Sie bitten, die Anzeige aus Rücksicht auf mich zu unterlassen.“
    „Jede Bitte will ich Ihnen erfüllen, jede, diese eine nicht. Er hätte mich verschmachten lassen, aber selbst die Qualen einer Hölle hätten mich nicht zwingen können, ihn in den Besitz der verlangten Summe zu bringen.“
    „So werde ich Ihnen die Gründe mitteilen, welche mich zu meiner Bitte bewegen. Diese werden Sie wenigstens anhören.“
    „Das kann ich Ihnen nicht versagen.“
    „Ich danke. Sie ahnen nicht, was ich in diesem Augenblick wage, Monsieur. Ich spiele va banque, aber ich weiß, daß Sie ein Ehrenmann sind, der mein Vertrauen nicht zu mißbrauchen vermag. Sie sind ein Franzose und lieben Ihr Volk und Ihr

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