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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesem Mann?“
    „Drinnen!“ war die kurze Antwort, welche nichts anderes heißen sollte als: bei Moltke selbst.
    „Wer ist er?“
    „Er hat sich da in der Nähe herumgetrieben und verdächtig gemacht, doch ist es ihm gelungen, sich zu legitimieren. Er soll entlassen werden.“
    „Wie nennt er sich?“
    „Bonblanc aus Soissons.“
    „Das ist eine große Lüge. Entlassen Sie ihn nicht. Geben Sie scharf acht auf ihn und warten Sie, bis ich da dringewesen bin.“
    „Sapperlot. Kennen Sie ihn?“
    „Nur zu gut.“
    „Impossible!“ fiel der Mann ein, welcher sehr bleich geworden war.
    Der Hauptmann blickte rasch auf.
    „Alle Wetter“, sagte er. „Er hat Sie verstanden?“
    „Natürlich. Er spricht ja sehr gut deutsch.“
    „Und uns gegenüber behauptete er, kein Wort zu verstehen. Da, Herr Major, man winkt Ihnen, ich werde also auf das weitere warten!“
    Als Königsau zu dem berühmten Schlachtendenker eintrat, saß dieser an einer langen Tafel, welche mit Karten und Plänen bedeckt war. Er erwiderte den Gruß des Majors mit einem ernsten, aber doch wohlwollenden Kopfnicken und sagte:
    „Sie bringen Wichtiges?“
    „Zu Befehl. Hier.“
    Er zog den Brief hervor und gab ihn hin. Moltke las. Kein Zug seines Gesichtes veränderte sich. Er fragte nur:
    „Wie gelangte dieses Schreiben in Ihre Hand?“
    Königsau erzählte. Nachdem er geendet hatte, sagte Moltke:
    „Also jener Kapitän Richemonte hat das Duplikat dieses Schreibens gehabt?“
    „Ganz gewiß.“
    „Es scheint ihm gelungen zu sein, es an den Adressaten zu bringen, wenigstens ist er unsererseits nicht ergriffen worden. Man ist Ihnen großen Dank schuldig, Herr Oberstwachtmeister, man wird sich Ihrer erinnern. Sie stoßen jetzt natürlich zu Ihrem Korps?“
    „Nachdem ich mir die Bitte um eine Bemerkung gestattet haben werde.“
    „Sprechen Sie.“
    „Soeben wurde ein Mann abgeführt, der sich, wie ich auf meine Erkundigungen erfahren habe, Bonblanc nennt?“
    „Ja. Was ist mit ihm?“
    „Er sollte entlassen werden, ich habe aber dem Hauptmann die Weisung gegeben, im Vorzimmer mit ihm zu warten. Dieser Mann ist nämlich kein anderer als der Graf Rallion, dessen Sohn Oberst der Gardekürassiere war, welchem ich gestern auf Schloß Malineau den Kopf gespalten habe.“
    Diese Nachricht brachte einen bedeutenden Eindruck hervor, von dem sich aber der große Schweiger nichts merken ließ.
    „Kennen Sie ihn?“ fragte er.
    „So genau wie mich selbst.“
    „Nochmals herein mit ihm.“
    Königsau öffnete die Tür und winkte dem Hauptmann, welcher sofort mit dem Grafen wieder eintrat. Dieser wollte leugnen, als aber Königsau auf die Narbe an der Hand wies, welche von der Verwundung herstammte, die der Graf von Fritz in der Klosterruine erhalten hatte, war es mit dem Leugnen aus.
    Als kurze Zeit später Königsau mit Fritz das große Hauptquartier verließ, nahm er die Gewißheit mit, daß einer der größten Feinde seiner Familie sich im festen Gewahrsam befinde, und ihm nicht möglich sei, zu entkommen.
    Das Schlachtfeld, über welches die beiden nun ritten, war ein solches, wie es selbst die Ebene von Leipzig nicht aufzuweisen hat, ein breit gedehntes, wellenförmiges Hochplateau.
    Der Kampf hatte die Spuren einer wahrhaft grauenvollen Vernichtung hinterlassen. Die Felder waren mit Leichen förmlich bedeckt. Weithin schimmerten die roten Hosen der Feinde, die weißen Litzen der stolzen, zurückgeworfenen Kaisergarde, die Helme der französischen Kürassiere. Im Wirbelwind jagten die weißen Blätter der französischen Intendanturwagen gleich Möwenscharen über das Feld. Die Waffen blitzten weithin im Sonnenglanz, aber die Hände derer, welche sie geführt hatten, waren kalt, erstarrt, im Todeskampf zusammengeballt. Mit zerfetzter Brust und klaffender Stirn lagen sie gebrochenen Auges in Scharen am Boden. Schrittweise war jede Elle des Landes erkämpft worden. Zerschmetterte Leiber, Pferdeleichen, zerbrochene Waffen, Tornister, Zeltfetzen, Chassepots und Faschinenmesser lagen umher. Es war ein so entsetzliches Bild, wie es selbst Magenta, Solferino und Sadowa nicht geboten hatten. Wie roter Mohn und blaue Kornblumen leuchteten die bunten Farben der gefallenen Feinde auf dem Todesfeld, weithin über die Höhen, tief hinab in die Täler. Dazwischen die grünen Waffenröcke der Jäger, und hier und da ein umgestürzter Wagen.
    Und in den Dörfern, durch welche die beiden ritten, sah es noch viel, viel gräßlicher aus als auf dem offenen

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