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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beiden Männer ermordeten meinen Vater, während ich im Nebenzimmer weilte. Er war von dem Messer so getroffen worden, daß er mir nur noch sagen konnte, sein Name sei nicht Lemartel, und ich solle im Geldschrank nachsehen. Ich ließ ihn begraben und eilte trotz meines Gemütszustandes nach Paris. Im Schrank fand ich neben seinen Ersparnissen ein Portefeuille, nur für mich bestimmt. Es enthielt zwei Briefe und sodann ein schriftliches Geständnis meines Vaters, welches sich auf Sie bezieht.“
    „Auf uns?“ fragte Richard. „Sie machen uns wirklich wißbegierig, Mademoiselle.“
    „Der eine der beiden Briefe war geschrieben von dem Grafen Rallion und der andere von einem Kapitän Richemonte.“
    „Ah! Wirklich? Wir sind gespannt.“
    „Beide Briefe beweisen, daß die Genannten beabsichtigten, das Besitztum der Familie Königsau mit Hilfe eines Unterhändlers Samuel Cohn zu kaufen –“
    „Herrgott! Ist es das?“ rief der alte Großpapa.
    „Ja“, fuhr das Mädchen fort. „Der Preis sollte ausgezahlt, dann aber gestohlen und unter die beiden Genannten verteilt werden.“
    „Das ist ja auch geschehen. Also geteilt haben sich diese Schurken diese Summe? Dachte ich es mir doch.“
    „Nein, gnädiger Herr, sie haben nicht geteilt. Derjenige, der das Geld stahl, hat es ihnen gar nicht gegeben; er hat sie betrogen und die Summe für sich behalten.“
    „Kennen Sie seinen Namen?“
    „Ja.“
    „Henry de Lormelle?“
    „So nannte er sich; aber er hieß nicht so. Er war der Diener des Grafen und des Kapitäns.“
    Der alte Hugo von Königsau fuhr sich mit der Hand nach dem Kopf und sagte:
    „Das sind böse, böse Erinnerungen. Jenes Ereignis kostete meiner Frau das Leben. O Margot, meine Margot.“
    Es trat eine minutenlange Pause ein. Alle waren vom Schmerz tief bewegt. Endlich fragte Richard:
    „Was aber haben Sie mit jenen Ereignissen zu tun, Mademoiselle? Wollen Sie uns das erklären?“
    „Ich sagte, daß das Portefeuille die Bekenntnisse meines Vaters enthalten habe –“
    „Allerdings.“
    „Und daß er mir kurz vor seinem Tode gesagt habe, daß sein Name eigentlich nicht Lemartel sei –“
    „Das sagten Sie.“
    „Nun, meine Herrschaften, mein Vater war – war –“
    Sie stockte und nahm das Tuch an die Augen, um den Strom ihrer Tränen zu hemmen.
    „Sprechen Sie. Sprechen Sie!“ bat Richard.
    Sie nahm alle Kraft zusammen und gestand: „Er war – er war jener – Henry de Lormelle.“
    Bei diesen Worten fuhr der alte Königsau empor. Er richtete das große, starre Auge auf sie und sagte:
    „Was? Ihr Vater war jener Dieb?“
    „Ja“, schluchzte sie.
    „Ah. Er stahl mir ein Vermögen, und er mordete mir mein Weib. Ich habe ihm geflucht mit Worten und in Gedanken, und ich wiederhole auch jetzt noch in dieser Stunde: Fluch ihm, Fluch –“
    „Großvater!“ unterbrach ihn Emma in flehendem Ton. „Halt ein. Kann sie denn dafür? Sie ist ja unschuldig.“
    „Unschuldig! Oh, Kind, es tat doch so weh, so unendlich weh, als – aber du hast recht, sie ist unschuldig, und ich will sie nicht betrüben.“
    „Sprechen Sie weiter“, forderte Richard die Französin auf.
    Sie gab sich Mühe, ihr Schluchzen zu überwinden, und fuhr fort:
    „Ich las die Bekenntnisse meines Vaters und die beiden Briefe; ich erkannte, daß er ein Dieb – o mein Gott, ein Dieb gewesen sei, und daß ihm nichts, gar nichts gehöre und mir auch nicht. Alles, was er hinterließ, war Eigentum der Familie von Königsau. Ich war verpflichtet, es zurückzugeben.“
    „Das war natürlich ein schwerer Schlag für Sie“, sagte Emma in bedauerndem Ton.
    „Das?“ fragte Agnes. „Daß ich das Geld zurückerstatten mußte? O nein, das war kein Schlag für mich. Es gehört mir nicht, und ich gebe es gern und willig zurück. Aber daß mein Vater ein Dieb sei, das traf mich ins tiefste Leben. Ich bin die Tochter dieses Mannes. Sie werden mich hassen und verachten, und ich muß es tragen. Verzeihen Sie mir, daß ich es wagte, Sie aufzusuchen.“
    Da sagte Richard in festem, überzeugendem Ton:
    „Sie irren, Mademoiselle. Wir hassen und verachten Sie nicht. Warum haben Sie die Bekenntnisse Ihres Vaters nicht vernichtet? Niemand wußte davon, und Sie wären Besitzerin seines Nachlasses geblieben.“
    „Herr Major“, sagte sie vorwurfsvoll.
    „Gut, gut. Sie sehen also, daß wir vielmehr alle Veranlassung haben, Sie hochzuachten. Sie sind brav und ehrlich. Hier haben Sie meine Hand. Ich gebe sie Ihnen im Namen

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