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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Arten kostbaren Geschmeides angefüllt war.
    „Das ist dein, Marion, mein Kind!“ sagte Liama.
    Die Augen der Baronin ruhten auf den blitzenden Perlen und Steinen. Ihre Gier erwachte.
    „Halt!“ sagte sie. „Dieses Etui gehört uns.“
    „Wem?“ fragte Müller kalt.
    „Mir und meinem Mann.“
    „Haben Sie es ihm eingebracht?“
    „Nein, ich nicht.“
    „Können Sie nachweisen, daß es sein Eigentum ist, und auf welche Weise er es erworben hat?“
    „Er wird es beweisen.“
    „Nein. Das vermag er nicht“, sagte Liama. „Dieses Gold ist mein Eigentum, und ich schenke es Marion, meiner Tochter.“
    „Lüge!“ stieß die Baronin hervor.
    Liama würdigte sie keines Blickes, sondern sie fuhr, zu Müller gewendet fort:
    „Es ist der Schatz der Beni Hassan; er gehört Liama, der einzigen Tochter des Scheiks Menalek. Saadi hat ihn mir gebracht und ihn hier im Kamin verborgen. Von jetzt an gehört er Marion, der Enkelin Menaleks.“
    Die Baronin wollte abermals Verwahrung einlegen, aber sie wurde abgehalten. Hinter ihr hatte sich die Tür leise geöffnet; der irrsinnige Baron war eingetreten. Sein Auge schweifte ausdrucklos im Kreis umher und blieb zuletzt auf der Tochter der Beni Hassan haften.
    „Liama!“ rief er aus.
    Er tat einige Sprünge und warf sich ihr zu Füßen. Er umfaßte ihre Knie und rief in angstvollem Ton:
    „Liama, Liama, rette mich!“
    „Vor wem?“ fragte sie streng.
    „Vor ihnen! Sie schuldigen mich an. Ich bin es gewesen; aber sage ihnen, daß ich es nicht gewesen bin. Dir glauben sie, mir aber nicht.“
    „Wo sind sie denn?“
    „Überall sind sie, überall. Sie verfolgen mich auf Schritt und Tritt. Rette mich!“
    „Was sagen sie, was du getan haben sollst?“
    Eben wollte er antworten, da aber fiel die Baronin schnell ein:
    „Halt! Mein Mann ist krank. Niemand darf ihn aufregen. Niemand darf mit ihm sprechen.“
    Sie trat hinzu, um ihn bei der Hand zu fassen und aus seiner knienden Stellung emporzuziehen. Er streckte ihr abwehrend die eine Hand entgegen, während er sich mit der anderen angstvoll an Liama klammerte, und rief in kläglichstem Ton:
    „Fort mit ihr, fort mit der Schlange! Liama, laß sie nicht heran. Beschütze mich!“
    „Er redet Unsinn!“ erklärte die Baronin. „Er muß fort auf sein Zimmer!“
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu erfassen. Müller sagte sich, daß er das nicht zugeben dürfe. Der Irrsinnige befand sich in einer Aufregung, welche erwarten ließ, daß man von ihm vieles erfahren könne, was bisher verschwiegen gewesen war. Darum nahm er die Baronin beim Arm und sagte in strengem Ton:
    „Zurück hier, Madame! Sie werden diesen Unglücklichen nicht berühren!“
    Da loderte in ihren Augen das Feuer des wildesten Hasses auf. Sie ballte die Fäuste, stampfte mit den Füßen und rief drohend:
    „Noch ein solches Wort und ich lasse Sie hinauswerfen!“
    „Pah“, lachte er. „Das Schäfermädchen hat das Zeug nicht dazu, mich hinauswerfen zu lassen!“
    „Schäfermädchen?“ kreischte sie förmlich auf. „Glauben Sie, daß ich mich vor einem fortgejagten, buckligen Hauslehrer zu fürchten habe?“
    „Ja, ganz gewiß; das glaube ich“, sagte er ruhig. „Daß Sie mich auf meine unverschuldete Mißgestalt aufmerksam machen, ist der sicherste Beweis, daß Sie vom Dorf stammen und in das Dorf gehören. Gehen Sie.“
    Er zeigte bei diesen Worten nach der Tür.
    „Nein, sondern packen Sie sich fort!“
    Sie griff abermals nach dem Baron.
    „Den lassen Sie hier“, gebot Müller.
    „Gut, so werde ich klingeln.“
    Während dieser Worte ging sie zur Tür, wo sich der Glockenzug befand.
    „Ja, klingeln Sie!“ sagte Müller. „Aber den Diener, welcher hereintritt, werde ich nach der Polizei schicken.“
    Sein Tonn klang so fest und sicher, daß sie den Schritt innehielt.
    „Nach der Polizei? Wozu?“ fragte sie.
    „Um Sie arretieren zu lassen.“
    „Weshalb?“
    „Wegen verbotener Doppelehe.“
    „Ah!“
    „Wegen rechtswidriger Gefangenhaltung des Barons Gebhard von Königsau.“
    „Sie sind ein Teufel!“
    „Wegen Ehebruchs mit dem jetzt toten Fabrikdirektor.“
    „Herr“, brauste sie auf. „Was fällt Ihnen ein?“
    „Pah. Ich weiß alles. Hat nicht der Alte Sie im Garten ertappt? Und war nicht auch ein fremder Offizier bei Ihnen? Gehen Sie augenblicklich, sonst bin ich es, welcher klingelt. Vorwärts.“
    Er faßte sie am Arm und führte sie zur Tür hinaus, welche er hinter ihr verschloß. Sie war so verblüfft,

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