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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du dort zu tun?“
    „Ich suchte die Hütte des toten Marabut.“
    „Des Hadschi Omanah?“
    „Ja.“
    „Allah ist groß. Er gibt den Menschen seine Gedanken. Ich aber bin nicht allwissend und kann nicht ahnen, was du dort wolltest.“
    „Der Ort ist ein heiliger Ort. Ich wollte dort beten.“
    „Das ist Allah wohlgefällig. Aber wolltest du nicht etwas anderes dort?“
    „Ja. Ich wollte die Gebeine des Marabut sehen.“
    „Hat dich der Scheïtan (Teufel) besessen! Du hast doch nicht etwa diese Gebeine ausgraben wollen?“
    „Gerade das habe ich gewollt.“
    „Saadi!“ meinte der andere erschrocken.
    „Was meinst du?“
    „Weißt du nicht, daß sich der Gläubige verunreinigt, wenn er die Überreste eines Toten berührt?“
    „Ich habe die Gebete der Reinigung gesprochen.“
    „Und weißt du nicht, daß den, welcher das Grab eines Heiligen entweiht, Allahs Rache und der Fluch des Propheten trifft?“
    „Ich weiß es.“
    „Und dennoch hast du es getan?“
    „Allah wird mir verzeihen, denn meine Absicht war eine gute. Weißt du, was ich gefunden habe?“
    „Die Überreste des Marabut.“
    „Ja, aber dabei noch ein zweites Gerippe.“
    „Das seines Sohnes?“
    „Jedenfalls; dieser Sohn ist ermordet worden.“
    „Allah il Allah!“
    „Ja. Ich habe die Spur ganz deutlich gesehen.“
    „Wer mag der Mörder sein?“
    „Rate!“
    „Irgendein böser Mensch oder gar ein Giaur, welcher Schätze gesucht hat.“
    „Das letztere ist richtig. Ein Giaur ist's gewesen. Vielleicht waren es sogar zwei.“
    „Der Teufel fahre mit ihnen zur Hölle! Wie aber kannst du das so genau wissen?“
    „Weil ich noch einen Fund gemacht habe.“
    „Einen guten?“
    „Für uns einen sehr guten. Desto schlimmer aber für die Mörder. Wie gut, daß wir gelernt haben, die Sprache dieser Franzosen zu sprechen und zu schreiben.“
    Er griff in den Gürtel und zog ein kleines Paket hervor. Er öffnete es. Es enthielt mehrere Schreiben, welche er Hassan hinreichte.
    „Hier, lies und staune.“
    Die Beleuchtung war so, daß die Zeilen ziemlich deutlich zu sehen waren. Beides, Papier und Schrift, waren sehr gut erhalten, obgleich alt.
    Während Hassan las, drückte sich auf seinem sonnenverbrannten Gesicht ein immer wachsendes Erstaunen aus. Als er fertig war, legte er die Papiere zusammen, gab sie an Saadi zurück und sagte:
    „Welch eine Entdeckung!“
    „Ist sie nicht wichtig und groß?“
    „Größer und wichtiger als alles andere. Allah hat deinen Fuß geführt und deine Hand geleitet!“
    „Glaubst du, daß er mir verzeihen wird, daß ich in die Hütte des Marabut eingedrungen bin?“
    „Er wird dir verzeihen, denn es ist ja sein eigener Wille gewesen. Wo lagen diese Papiere? Mit im Grab bei den Toten?“
    „Nein. Da wären sie verfault.“
    „Wo denn?“
    „In der Mauer.“
    „Sie waren da aufbewahrt?“
    „Sie lagen dort versteckt. Das Häuschen ist alt, und die Steine sind aus den Fugen gegangen. Einer der Steine, den ich berührte, fiel herab. Hinter ihm war ein Loch; da staken die Papiere.“
    „Welch eine Schickung! Es sind Abschriften.“
    „Vom Gouverneur unterzeichnet und besiegelt.“
    „Wo mögen die Originale sein?“
    „Drüben in Frankreich.“
    „Meinst du?“
    „Gewiß.“
    „Wir kommst du zu dieser Vermutung?“
    „Oh, ich vermute noch ganz anderes. Fragst du dich denn nicht, wie diese Papiere in die Hütte des Marabuts kommen?“
    „Das muß man sich freilich fragen. Die Dokumente eines Franzosen in das Heiligtum eines gläubigen Moslem.“
    „Nun, wie willst du das erklären?“
    „Weiß ich es? Laß mich nachdenken!“
    „Nachdenken? Das habe ich bereits getan.“
    „Hast du es gefunden?“
    „Ja.“
    „So sage es.“
    „Kannst Du Dich noch an jene Zeit erinnern, in welcher unser Stamm fast vernichtet wurde?“
    „Es ist mir, als sei es erst gestern geschehen. Fluch diesen Franzosen.“
    „Es war zu derselben Zeit, als der Marabut mit seinem Sohn verschwand. Ihre Überreste habe ich jetzt gefunden. Aber man fand damals in ihrer leeren Hütte ein altes Buch, welches in einer fremden Sprache gedruckt war.“
    „Ich besinne mich. Es enthielt Gedichte. Das sah man aus der Stellung der Zeilen.“
    „Nun, wir waren dann später beide in Frankreich und haben da ähnliche Bücher gesehen, welche Gedichte enthalten. Man nennt dort solche Bücher Gesangbücher. Der Ungläubigen singen in ihren Kirchen daraus.“
    „Allah ist groß! Meinst du, daß das Buch des Marabuts ein

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