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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist.“
    Sein Auge hatte einen unbeschreiblich milden, tiefen, feuchten Glanz; er antwortete mit weichem Ton:
    „Oh, ich bin überzeugt, daß er augenblicklich sehr, sehr glücklich ist!“
    „Wie kamen Sie mit ihm zusammen?“
    „Meine Gnädige, erlassen Sie mir das für jetzt, da unten Mörder stehen. Ich wollte mich durch den Namen legitimieren. Habe ich das erreicht?“
    „Vollständig, vollständig! Ich vertraue Ihnen!“
    „So bitte ich Sie, gar keine Vorbereitungen zu treffen, sondern sich ruhig schlafen zu legen.“
    „Gott, wie ist das möglich!“
    Er lächelte zuversichtlich und antwortete:
    „Ich bin bei Ihnen.“
    „Oh, ich glaube, daß Sie tapfer sind; aber einer gegen so viele!“
    „Gut! Lassen Sie mich Ihre Räumlichkeiten kennenlernen! Ich kam durch den Vorsaal und das Vorzimmer in dieses Boudoir. Wohin führt die Tür links?“
    „Nach dem Schlafzimmer der Zofe.“
    „Und dann weiter?“
    „In mein Schlafzimmer.“
    „Weiter?“
    „Weiter nicht. Mein Schlafzimmer ist ein Eckzimmer.“
    „Gehen aus den beiden Schlafzimmern auch Türen nach dem Korridor?“
    „Nur aus demjenigen der Zofe.“
    „Es mag von innen verriegelt werden.“
    „O kommen Sie, Durchlaucht! Sie müssen diese Arrangements selbst treffen! Die Zofe ist zwar bereits zur Ruhe gegangen, aber sie wird sich nicht zu scheuen brauchen.“
    Sie nahm ein Licht und führte ihn in die beiden angegebenen Zimmer. Die Zofe steckte ihr Köpfchen unter die Decke, als sie zu ihrem riesenhaften Erstaunen bemerkte, daß ihre Herrin einen wildfremden Menschen zur Mitternachtsstunde und in einem solchen Negligé in ihr Heiligtum einführte. Sie erschrak aber noch mehr, als die Baronesse zu ihr sagte:
    „Bertha, du kannst nicht schlafen. Dieser Herr, Durchlaucht Fürst von Befour, meldet mir soeben, daß man bei uns einbrechen will.“
    Das hübsche Kammerkätzchen fuhr vor Entsetzen in die Höhe, so daß man Kopf, Hals, Schultern und die unbedeckten Arme sehen konnte, und rief:
    „Herr Jesus! Einbrechen? Bei Ihnen oder bei mir?“
    Sie erhielt keine Antwort. Der Fürst hatte sich überzeugt, daß es unmöglich sei, hier einzudringen, sobald man die Tür von innen verriegelte.
    „Bei Ihnen beiden nicht“, antwortete er dann lächelnd.
    „Bei wem denn?“ fragte das vor Angst ein wenig voreilige Mädchen, indem sie den oberen Teil ihres Hemdes zu ordnen versuchte.
    „Bei mir“, antwortete er. „Bitte, gnädige Baronesse, kommen Sie zurück zum Boudoir. Wieviel Dienerschaft haben Sie im Haus?“
    „Sechs Personen mit der Zofe.“
    „So mag die letztere sich schnell ankleiden, um den anderen zu sagen, daß sie sich fest einschließen sollen, damit sie nicht in Gefahr kommen.“
    Sie gab den Befehl und fragte dann:
    „Und wie soll ich mich verhalten?“
    „Sie bleiben angekleidet mit der Zofe in deren Zimmer, dessen Tür wir auch verriegeln. Ich werde diese Menschen hier im Boudoir empfangen.“
    „Das geht nicht, Durchlaucht!“ sagte sie ängstlich.
    „Warum nicht?“
    „Sie setzen sich da einer fürchterlichen Gefahr aus!“
    „Glauben Sie das nicht. Ich verstehe, mit solchen Leuten umzugehen.“
    „Aber sie werden bewaffnet sein.“
    „Ich auch.“
    Er zog seine beiden Revolver vor.
    „Eine Kugel kann Sie doch während des Kampfes treffen.“
    „Man wird gar nicht daran denken, auf mich zu schießen. Ich bitte dringend, zu tun, was ich Ihnen vorschlage.“
    „Aber was werden Sie mit diesen Leuten beginnen?“
    „Das kommt ganz darauf an, was sie selbst beginnen werden. Bitte, treten Sie ein! Es gilt, keine Zeit zu verlieren.“
    Die Zofe war von ihrem Gang zurückgekehrt, und die Baronesse schloß sich mit ihr ein. Jetzt nun zog der Fürst jenes Etui hervor, welches er sich von dem Diener hatte geben lassen. Auf demselben befand sich in arabischer Schrift und Golddruck das Wort ‚Lahialaki‘ eingegraben. Er öffnete. Es zeigte eine ganze Menge von Fächern, welche mit verschiedenen Gegenständen und Ingredienzien angefüllt waren. Er zog ein Läppchen hervor und trat an den Spiegel. Ein rascher Strich entfernte – die schmale rote Narbe, welche sich über sein Gesicht zog. Er wischte sich mit dem Läppchen das letztere und sofort nahm dieses eine weit dunklere Färbung an. Mit einem anderen Läppchen sich über die Haare des Scheitels und des Bartes gestrichen, gab denselben eine graue Farbe. Dazu eine blaue Brille, und der Greis von achtzig Jahren war fertig.
    Das Feuer des Kamins war ausgebrannt. Der Fürst

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