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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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setzte ein Licht hinein und verschloß die Tür. Dann löschte er die andern Lichter aus, und nun war es finster im Boudoir.
    Der Kamin trat sehr weit vor, hinter demselben stand ein Stuhl, auf welchem der Fürst sich niederließ. Er brauchte nicht zu befürchten, sofort gesehen zu werden, und zudem war es ihm von hier aus ein leichtes, den nahen Gaskandelaber anzuzünden.
    Jetzt wartete er, zwar mit Spannung, aber ohne Sorge, der Dinge, die da kommen sollten. Fünf Minuten, zehn, fünfzehn, zwanzig Minuten vergingen – eine halbe Stunde war vorüber; da endlich vernahm der Fürst ein leises, leises Knarren.
    „Ah! Sie kommen!“ murmelte er. „Sie werden ebenso leer wieder gehen müssen und dürfen Gott danken, wenn ihnen überhaupt das Fortgehen erlaubt ist.“
    Man kam näher. Es wurde an der Tür probiert, ob dieselbe verschlossen sei. Dies war nicht der Fall.
    „Es ist offen!“ flüsterte eine leise Stimme.
    „Wohin kommen wir?“
    „In das Boudoir.“
    „Ist das wahr?“
    „Ja.“
    „Und dann?“
    „Erst ins Schlafzimmer der Zofe und nachher in dasjenige der Herrin. Der Hauptmann hat es gesagt. Er muß selbst dagewesen sein.“
    „Vorwärts also! Leuchte einmal, ob jemand hier ist!“
    Einer von ihnen zog eine Diebeslaterne hervor und ließ einen Lichtstrahl langsam umhergleiten.
    „Niemand hier“, sagte er.
    „Also die Tür auf!“
    Der diese Worte sprach, war ein entsetzlich langer und starker Mensch. Er schien den Anführer zu spielen. Der Fürst hatte beim Schein der Diebeslaterne sein Gesicht und seine Gestalt gesehen.
    „Alle Teufel! Der Riese Bormann!“ dachte er. „Dieser ist ja gefangen! Wie kommt er heraus? Hm. Jetzt geht mir ein Licht auf. Auf ihn bezieht sich das umgedrehte Alibi. Das werde ich enträtseln.“
    Ein Schlüssel klirrte leise, ganz leise im Schloß. Jetzt mußten die beiden Frauen merken, daß die Einbrecher angekommen seien.
    „Donnerwetter!“ murmelte der Probierende.
    „Paßt der Schlüssel nicht?“
    „Esel! Meine Schlüssel passen stets! Aber die Tür ist nicht nur verschlossen, sondern auch von innen verriegelt.“
    „Pest!“ meinte der Riese. „Da ist es am besten, ich trete sie ein.“
    „Nein, das macht zuviel Lärm. Wir müssen eine List anwenden.“
    „Welche denn?“
    „Ich klopfe und tue, als ob ich ein Diener bin. Da wird das Kätzchen jedenfalls aufmachen.“
    „Möglich. Wollen's versuchen.“
    „Meinetwegen. Aber wir sind ja bereits Herren des Hauses“, meinte der Riese; „wir wollen uns also immerhin das Gas anzünden.“
    Er trat zu dem Kandelaber und steckte die Flammen desselben an. Der Fürst hatte sich so hinter den Kaminvorhang zurückgezogen, daß man ihn gar nicht sehen konnte.
    „So, gut. Jetzt ist's hell“, flüsterte Bormann. „Nun versuche es einmal mit dem Anklopfen.“
    Der Schlosser, nämlich der heimlich Verbündete des Fürsten, trat zur Tür und klopfte leise. Erst beim wiederholten Klopfen ließ sich drin die Stimme des Mädchens vernehmen. Sie hatte jedenfalls den Befehl erhalten, zu antworten.
    „Wer ist es?“ fragte sie.
    „Ich.“
    „Wer denn?“
    „Der Diener.“
    „Welcher denn?“
    „Donnerwetter!“ flüsterte der Einbrecher. „Jetzt weiß ich nicht, wie die Kerls hier heißen!“
    „Welcher denn?“ wurde drinnen wiederholt.
    „Sage Friedrich oder Anton. So heißen die meisten“, gebot der Riese.
    „Friedrich!“ sagte er.
    „Was ist's?“
    „Eine Depesche.“
    „An wen?“
    „An dich natürlich nicht. An die gnädige Baronesse.“
    „Ich darf sie nicht stören. Sie mag sie morgen lesen.“
    „Sie ist notwendig.“
    „Das hat bis morgen Zeit. Gute Nacht!“
    „Verdammt! Abgeblitzt!“ brummte der Einbrecher.
    „Dachte ich es nicht!“ meinte der Riese. „Geht weg! Ich werde diese Tür sofort öffnen!“
    Er schob die anderen beiseite und erhob den Fuß.
    „Welch eine Unvorsicht. An der Tür sind Selbstschüsse befestigt!“ klang es hinter ihnen.
    Sie fuhren herum und erschraken. Hinter ihnen stand, vom Gas hell beschienen, der Fürst, in jeder Hand einen gezogenen Revolver haltend.
    „Himmeldonnerwetter! Drauf auf den Kerl!“ rief der Riese.
    Er tat wirklich einen Schritt vorwärts, hielt aber erschrocken inne, denn der Fürst donnerte ihm entgegen:
    „Halt! Zurück, wenn euch euer Leben lieb ist! Kennt mich keiner von euch?“
    Diese Worte waren in einem solchen Ton gesprochen worden, daß alle wie angenagelt stehen blieben.
    „Donnerwetter!“ murmelte einer. „Der Fürst

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