600 Stunden aus Edwards Leben
das dritte Mal.
Meine Methode, um
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zu sehen, geht so: Am 1. Januar eines jeden Jahres beginne ich mit der ersten Folge. Dann sehe ich alle weiteren Folgen, eine pro Abend, bis zur letzten, dann fange ich wieder von vorne an.
Da die 365 Tage eines Jahres – oder 366, wenn es ein Schaltjahr ist – nicht genau durch achtundneunzig Folgen geteilt werden können, sehe ich jede Folge pro Jahr mindestens dreimal, und die ersten zweiundsiebzig Folgen sehe ich je viermal. Da wir gerade ein Schaltjahr haben, werde ich die ersten
drei
undsiebzig Folgen viermal sehen. Man sollte meinen, dass ich die ersten zweiundsiebzig (oder dreiundsiebzig) Folgen aufgrund der Divergenz (ich liebe das Wort »Divergenz«) besser kenne als die anderen, doch dafür habe ich keinen Beweis. Vielleicht sollte ich versuchen, an die Drehbücher heranzukommen, und dann berechnen, wie viele der Wörter aus den ersten zweiundsiebzig (oder dreiundsiebzig) Folgen ich kenne im Gegensatz zu den letzten sechsundzwanzig (oder fünfundzwanzig) Folgen. Das wäre irgendwann mal ein gutes Projekt.
»Hundediebe«, die neunzehnte Folge der vierten und letzten Staffel in Farbe, ist eine meiner Lieblingsfolgen. Darin arbeiten Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon an einem Fall, bei dem einige Leute Hunde aus Autos stehlen und sie den Besitzern dann gegen Belohnung zurückgeben. Man könnte die These aufstellen, dass jede der
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-Folgen eine moralische Komponente hat, aber für diese gilt das besonders. Es ist nicht richtig zu stehlen. Und Menschen lieben ihr Haustier, wenn sie eins haben. Ich habe keins.
Wie immer ist Sergeant Joe Friday auch in dieser Folge ein sehr logischer Mensch, und obwohl Officer Bill Gannon nicht so logisch ist, kann er sehr lustig sein. Ich mag sie beide.
Nach
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bereite ich alles für den nächsten Morgen vor. Ich überprüfe erneut Weckzeit und Wetterdaten und lege dann mein Notizbuch auf den Nachttisch neben der Schlafzimmertür, damit ich es sofort finde, wenn ich morgens aufwache. Außerdem lege ich drei Stifte neben das Notizbuch, weil ich nicht in die Situation kommen möchte, dass ich meine Aufwachzeit und die Temperaturen vom Vortag nicht aufschreiben kann. Mit nur einem Ersatzstift beschwört man das Unheil geradezu herauf, deshalb sorge ich dafür, dass es zwei sind.
Das Letzte, was ich vor dem Schlafengehen tue, ist, meinen Beschwerdebrief zu schreiben. Manchmal ist es schwer, bis zum Ende des Tages damit zu warten, aber es bringt meinen Tagesablauf zu sehr durcheinander, wenn ich den Beschwerdebrief sofort in dem Moment schreibe, wo mich jemand aufregt. Wenn ich dann zum Beispiel mit der Zeit nicht aufpasse, könnte ich um 22:00 Uhr den Anfang von
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verpassen, und das würde alles kaputtmachen. Wenn ich den Brief erst am Ende des Tages schreibe, habe ich außerdem etwas Abstand zwischen dem Vorfall, der mich verärgert hat, und meiner Reaktion darauf. Dr. Buckley meint, ich könne viele schlimme Situationen vermeiden, indem ich lernte, eine Zeit des Abstands einzusetzen. Sie ist eine sehr logische Frau.
Wie Sie es vielleicht schon erwartet haben, werde ich mich bei meinem Vater beschweren. Ich habe bereits fünf grüne Aktenordner mit Beschwerdebriefen an ihn. Bald werde ich wohl einen sechsten brauchen.
Lieber Vater,
ich denke, Du machst einen Fehler, wenn Du für das Haus, in dem ich wohne, keine Fußbodenheizung in Betracht ziehst. Ich habe viele Artikel über diese Art des Heizsystems gelesen, und wenn ich es richtig verstehe, kann man durch das Verlegen von Heißwasserleitungen im Boden erheblich die Heizkosten senken. Wie du weißt, kann der Winter in Montana sehr kalt sein. Ich glaube, dass eine Fußbodenheizung beträchtliche Ersparnisse bringen würde, wobei ich einräumen muss, dass zunächst die Einbaukosten zu berücksichtigen wären.
Gleichermaßen muss ich einräumen, dass Du vielleicht schon an eine Fußbodenheizung gedacht, es mir bisher nur nicht mitgeteilt hast. Ich bitte sehr darum, mich im Hinblick auf diese Angelegenheit wissen zu lassen, was Du denkst, denn falls Du beschließen solltest, eine Fußbodenheizung einbauen zu lassen, werde ich mein Leben darauf abstimmen müssen, um mit dem Eingriff der Handwerker zurechtzukommen.
Zum Schluss möchte ich Dich bitten, das derzeitige ungewöhnlich warme Wetter nicht als Entschuldigung zu benutzen, das Heizsystem dieses Hauses zu vernachlässigen. Ich habe eine zehn Jahre umfassende Statistik
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