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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir zufrieden sein. Ertappe ich Sie aber bei einer Untreue, so ist es aus mit Ihnen. Ah, was ist in diesen großen Fässern? Wein vielleicht?“
    „Nein, aber etwas ebenso Probates, nämlich alter, guter, echter Franzbranntwein.“
    „Hm! Nicht übel, wenn er wirklich echt ist. Haben Sie Gläser?“
    „Hier stehen zwei. Wollen Sie einen Schluck?“
    „Dazu gehört eigentlich eine Zigarre.“
    Der Alte lachte selbstbewußt auf.
    „Ich denke, Sie rauchen nicht!“ sagte er.
    „Äußerst selten; aber zum Branntwein muß ich Tabak riechen.“
    „Soll ich eine Zigarre holen?“
    „Meinetwegen!“
    „Ich komme gleich zurück!“
    Er stieg die Treppe empor. Schnell zog der Fürst die weiße Phiole hervor und ließ aus derselben einen Tropfen in das eine Branntweinglas fallen. Er hatte die Phiole kaum wieder eingesteckt, so kehrte der Alte bereits zurück. Er brachte auch für sich eine Zigarre mit.
    Die beiden Männer brannten an, und dann griff der Fürst nach dem zweiten Glas.
    „Hier, schenken Sie sich ein!“ sagte er.
    Die Gläser waren nicht groß. Der Alte füllte beide. Der Fürst nippte nur, der Alte aber trank sein Glas, in welchem sich der Tropfen befunden hatte, aus.
    „Ah, da fällt mir noch ein!“ sagte der Fürst. „In was muß das Gift eingenommen werden? In Wasser?“
    „Es ist jedes Mittel recht: Wasser, Tee, Schokolade, Wein, sogar auch Branntwein.“
    „Haben Sie noch mehr von dem Gegengift?“
    „Keinen Tropfen.“
    „Und es ist wahr, was Sie sagten: Der Kranke sieht und hört alles, was mit und um ihn vorgeht?“
    „Alles. Er hört, sieht und fühlt alles. Es scheint nur so, als ob er sich in Lethargie befinde.“
    „Dann ist das Mittel Gold wert! Geben Sie noch ein Gläschen!“
    Er trank aus, trotzdem ihm vor dem Zeuge ekelte, und ließ wieder füllen. Sie saßen beieinander und unterhielten sich. Die Antworten des Alten wurden immer einsilbiger; seine Augen schienen sich zu vergrößern. Plötzlich sprach sich in seinen Zügen eine ganz entsetzliche Angst aus.
    „Herr“, stammelte er. „Sie haben – haben –“
    „Was?“ lachte der Fürst.
    „Sie haben – mir mein – mein eigenes Gift gegeben!“
    „Allerdings! Sagten Sie nicht, daß Sie selbst die Garantie der Echtheit übernehmen wollten?“
    „Das ist – ist – ist –!“
    Das übrige ging in ein unverständiges Gurgeln über; dann sank er von seinem Sitz und lag lang ausgestreckt auf der Erde. Der Fürst bückte sich zu ihm nieder, leuchtete ihm mit der Laterne in das Gesicht und sagte:
    „So, Bursche, prüfe ich meine Leute! Du siehst mich, und du hörst auch, was ich sage. Ich habe dir einen Tropfen gegeben. Die Wirkung ist exakt; ich bin befriedigt. Aber das Gegengift! Ob es auch so unfehlbar wirkt? Ich werde morgen wiederkommen und dir einen Tropfen geben. Wirkt es nicht, so hast du mich getäuscht, natürlich zu deinem eigenen Schaden. Das Geld nehme ich einstweilen wieder zu mir. Ist das Gegengift gut, so bekommst du es zurück.“
    Er zog ihm den Hundertguldenschein wieder aus der Tasche und verließ dann den Keller. Die von innen verriegelte Haustür war leicht zu öffnen. Er entfernte sich, ohne von den Töchtern des Alten angehalten zu werden.
    Diese wurden neugierig, als ihr Vater nach längerer Zeit sich nicht sehen ließ. Eine von ihnen begab sich in den Keller und rief durch ihr Klagegeschrei die anderen herbei. Alle glaubten, daß der Schlag ihren Vater getroffen habe. Sie brachten ihn aus dem Keller fort und in das Bett. Dann schickten sie nach einem Arzt, welcher aber, als er den Apotheker untersuchte, aus der Krankheit nicht klug werden konnte.
    So verging der Tag und die Nacht. Am frühen Morgen des nächsten Tages kam ein alter Mann, welcher sich einige Zigarren kaufte. Er hörte, daß der Apotheker erkrankt sei, und bat, ihn sehen zu dürfen. Als er vor dem Bett stand, zog er eine kleine grüne Phiole aus der Tasche, öffnete dem Kranken den Mund und ließ ihm einen Tropfen des Inhaltes hineinfallen. Bereits nach einer Viertelstunde begann der Kranke, sich leise zu bewegen. Noch waren nicht zwanzig Minuten vergangen, so öffnete er den Mund, um zu sprechen. Es gelang ihm nicht; er brachte es nur zu einem halb verständlichen Lallen; aber der Fremde schien dennoch befriedigt zu sein, denn zur großen Verwunderung der Mädchen griff er in die Tasche und legte eine Hundertguldennote hin. Dann sagte er:
    „Sagen Sie Ihrem Vater, daß diese Arznei probat ist. Er wird mich wiedersehen.

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