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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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muß es auch sein, wo Sie sich derselben zuerst wieder erfreuen. Wir haben Sie verkannt; wir haben ein großes, ein schweres Unrecht an Ihnen verschuldet. Ich will die erste sein, welche Sie um Verzeihung bittet. Können Sie mir vergeben?“
    Sie war zu ihm getreten und streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff dieselbe nicht. Er schüttelte mit dem Kopf; er wollte sprechen, aber es ging nicht; er brachte kein Wort hervor; aber eine ganze Flut von Tränen brach aus seinen Augen hervor.
    Er stand auf und trat an das Fenster. Er mußte alle seine Kraft aufbieten, um nicht laut aufzuschluchzen.
    Was erblickte er? Da drüben stand das Haus, in welchem er gewohnt hatte. Da oben war das Fenster, an welchem er gestanden hatte, oft, wie so oft, um herüberzublicken nach diesem Haus. Und jetzt?
    Da legte sich ein kleines, weiches Händchen auf seinen Arm.
    „Ja, weinen Sie, weinen Sie sich aus!“ sagte Fanny. „Das Herz hat seine Rechte. Und dann kommen Sie durch diese Tür!“
    Sie öffnete eine Seitentür. Ja, das war das Schlafzimmer, in welches er damals gestiegen war, um ihr zu Hilfe zu kommen. Da stand das jungfräuliche blütenweiße Bett, und hier der Pfeilertisch, an welchem er den Riesen überrascht hatte.
    Aber was sollte das? Sie, die Tochter des Freiherrn, lud ihn, den Sohn des Schneiders, in ihr Schlafzimmer! Einem Ebenbürtigen wäre dies nie widerfahren. Dies gab ihm sein Gleichgewicht zurück.
    „Erinnern Sie sich jenes unglücklichen Abends?“ fragte sie.
    „Jeder Kleinigkeit, gnädiges Fräulein.“
    „Nun, so werden Sie mir nun auch sagen wollen, ob Sie mir verzeihen können.“
    „Was hätte Robert Bertram der Baronesse von Hellenbach zu verzeihen? Eine unglückliche Verkettung der Umstände ließ mich als Mitschuldigen erscheinen; jetzt ist der Irrtum aufgeklärt. Sie erdrücken mich mit Ihrer Güte!“
    Sie blickte ihm voll in das Angesicht.
    „Sie haben recht“, sagte sie dann. „Ich denke, die Eltern werden bereit sein. Lassen Sie uns gehen.“
    Sie begaben sich miteinander nach dem Familienzimmer, wo sich der Baron und die Baronin befanden. Der Fürst war bei ihnen. Sie empfingen Robert mit großer Freundlichkeit. Er fühlte, daß es nicht leere Redensarten seien, die er in seiner einfachen, bescheidenen, aber freien Weise beantwortete.
    Nach und nach stellten sich mehrere Gäste ein, welche sich erfreut zeigten, ihn zu sehen. Unter ihnen befand sich eine wunderbar schöne, nicht mehr sehr junge Dame. Sie ging ganz in Schwarz, und doch war es, als ob ein Licht von ihr ausgehe. Er konnte das Auge nicht von ihr wenden. Es war ihm, als ob er diesem Gesicht mit den weichen Zügen, diesen blauen, tiefen Augen und diesem reichen goldblonden Haare bereits einmal begegnet sei. Er sann und sann, konnte aber zu keiner Antwort kommen.
    Es war die Baronesse Alma von Helfenstein.
    Später wurde die Tür zum Salon geöffnet. Da brannte ein reich ausgestatteter Christbaum, unter welchem Geschenke ausgebreitet lagen. Diese letzteren waren für die Familienmitglieder bestimmt; aber doch lag auch für jede der anderen anwesenden Personen eine Gabe bereit.
    Da trat Fanny zu Robert.
    „Kommen Sie, Herr Bertram!“ sagte sie. „Sollte das Christkind nicht auch an Sie gedacht haben? Darf ich Sie führen?“
    Sie nahm ihn bei der Hand und geleitete ihn dahin, wo ein in blauen Samt gebundener Band lag. Auf der Außenseite war in Goldschrift zu lesen: ‚Heimat-, Tropen- und Wüstenbilder von Hadschi Omanah, siebente Auflage‘.
    Er war doch überrascht.
    „Bereits die siebente?“ fragte er. „Diese Freude haben Sie mir gegönnt. Ich danke Ihnen!“
    Er reichte ihr die Hand; sie aber fragte:
    „Haben Sie diese Auflage bereits gelesen?“
    „Das war mir allerdings noch nicht möglich.“
    „So schlagen Sie schleunigst auf!“
    Er folgte dieser Aufforderung. Was war das! Auf dem Titelblatte eine zusammengelegte Hundertguldennote und zwischen den anderen Blättern je ein Zehnguldenschein. Er erbleichte. Sie alle sahen es.
    „Was ist das?“ fragte er.
    Sein Auge suchte mit einem beinahe vorwurfsvollen Blicke im Kreis umher. Da antwortete Fanny:
    „Sie dürfen es nehmen. Es ist Ihr wohlverdientes Honorar, um welches Sie beinahe betrogen worden wären. Da steht er, dem Sie diese Freude zu verdanken haben.“
    Sie deutete auf den Fürsten. Dieser trat herbei und zog ein Dokument hervor.
    „Hier der revidierte Verlagskontrakt zwischen Hadschi Omanah und der Firma Zimmermann! Sie waren krank, und so habe ich

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