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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie blickten stumm auf den jungen Menschen, welcher so stolz, hochaufgerichtet und furchtlos vor dem Aristokraten stand. Dieser letztere war einen Augenblick lang wie vom Donner gerührt, dann aber sprang er auf.
    „Mensch!“ rief er. „Flegel! Was wagst du da!“
    „Pah! Ich wage gar nichts!“ antwortete Bertram. „Ich wage so wenig, daß ich Ihnen sogar eine Ohrfeige geben würde, wenn ich nicht befürchtete, durch diese Berührung mit Ihnen meine Hand zu beschmutzen, und wenn mich nicht die Hochachtung, welche ich für diese Herrschaften empfinde, davon abhielte!“
    Da stieß der Baron einen heiseren Schrei aus. Er erhob den Arm zum Schlag. Bertram trat schnell zurück, um diesem Hieb auszuweichen. Fanny war blitzschnell herbeigesprungen, um ihn zu beschützen. Die Hand des Barons fuhr herab, und der Schlag traf das Mädchen, welches mit einem Schrei des Schmerzes zusammenbrach.
    Im nächsten Augenblick stand der Oberst vor dem Baron.
    „Herr von Helfenstein“, rief er, bebend vor Zorn, „ich muß Ihnen sagen –“
    „Halt!“ unterbrach ihn da die laute, gebieterische Stimme Bertrams. „Herr Oberst, Sie können diesem Mann nichts anderes und nicht mehr sagen, als was er bereits von mir erfahren hat. Bin ich bereits zu ihm herniedergestiegen, so ist es nicht notwendig, daß auch Sie dies noch tun. Ist er kein Feigling, wofür ich ihn halte, denn sein Betragen ist dasjenige eines feigen Menschen, so genügt es, daß er von mir gezüchtigt wird. Gehen Sie sofort aus seiner Nähe!“
    Er schob den Oberst zur Seite.
    Frau von Hellenbach war zu ihrer Tochter geeilt, um dieselbe zu unterstützen. Auch Alma von Helfenstein trat hinzu. Der Fürst von Befour stand still und stumm an seinem Platz und beobachtete mit blitzenden Augen die Szene.
    „Sie haben recht“, sagte der Oberst zu Bertram. „Ich hoffe, daß Sie mich nicht vergessen, wenn Sie eines Zeugen bei der zu erwartenden Züchtigung bedürfen.“
    Baron Franz von Helfenstein schien eine Entgegnung bereit zu haben. Sein Auge leuchtete tückisch auf, doch beherrschte er sich. Er wendete sich zu dem Fürsten:
    „Fürwahr, eine unglaubliche Situation! Nicht wahr, Durchlaucht? Ich entziehe mich derselben natürlich auf das schleunigste und bin überzeugt, daß mein Entfernen wenigstens von Ihnen nicht der Furchtsamkeit zugesprochen wird.“
    Der Fürst verbeugte sich höflich und antwortete:
    „Ich hoffe, daß meine Beurteilung dieses peinlichen Vorkommnisses keine irrtümliche ist. Darf ich bitten, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen?“
    „Das wird leider nur brieflich geschehen können!“
    „Brief? Wieso?“
    „Ah? Sie wissen noch nicht? Ja, Sie sprachen bereits seit einigen Wochen nicht bei uns vor. Die Gesundheit meiner Frau war seit längerer Zeit eine angegriffene. Die Ärzte rieten eine Klimaveränderung und haben sie nach Monaco dirigiert. Doch werde ich nicht unterlassen, ihr Ihren Gruß zu übermitteln. Gute Nacht, die Herrschaften!“
    Er ging.
    „Welch ein Mensch!“ sagte die Oberstin, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. „Hat er dich schlimm getroffen, meine liebe Fanny?“
    „Es ist gut, liebe Mama“, antwortete die Gefragte unter einem erzwungenen Lächeln. „Ich hoffe, daß dieser rohe Mann unser Haus nicht wieder betreten wird!“
    „Das würde ich mir sehr verbitten“, meinte der Oberst. „Er schien nur gekommen zu sein, unseren guten Bertram zu provozieren. Mein lieber, junger Freund, Sie werden jedenfalls eines Sekundanten bedürfen. Denken Sie dabei an mich!“
    „Ich lege mein Veto ein“, sagte da der Fürst. „Ich hoffe, daß Herr Bertram dabei zunächst an mich denkt.“
    „Ein Duell!“ sagte Fanny erschrocken. „Mein Gott, wie entsetzlich! Ist das nicht zu umgehen?“
    „Auf keinen Fall“, antwortete ihr Vater. „Wäre Helfenstein so feig, Herrn Bertram nicht zu fordern, so würde ich ihm meine Forderung senden. Er hat dich geschlagen, Kind; das muß unbedingt bestraft werden.“
    „Aber, Herr Bertram ist noch krank und schwach!“
    „Bitte, sorgen Sie sich nicht um mich!“ bat Robert lächelnd. „Lassen wir jetzt lieber dieses Thema fallen. Freilich ist es für mich im höchsten Grad peinlich, daß gerade ich es bin, dessen Anwesenheit die Veranlassung dieses Ereignisses geworden ist.“
    „Lassen Sie sich das nicht bedrücken, mein Lieber“, sagte der Oberst. „Ich habe Sie geladen; der Baron kam ohne Einladung. Ich versichere Ihnen, daß Sie gar nicht anders handeln konnten. Ich

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