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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Maskenball!“
    Er drückte ihm das Geld in die Hand. Eduard wollte gar nicht glauben, was er hörte.
    „Herr“, sagte er. „Sie müssen ungeheuer reich sein!“
    „Ich habe gerade so viel, wie ich für mich und andere brauche, keinen Kreuzer mehr, mein Lieber.“
    Damit entzog er sich den Dankesausbrüchen des jungen Mannes, der ganz glücklich war, von seinen Sorgen befreit zu sein.

FÜNFTES KAPITEL
    Der Tod im Zirkus
    Eine Truppe von Athleten und Taschenspielern war in der Nachbarstadt eingezogen. Es war am nächsten Tag, an welcher die Vorstellung sein sollte.
    Die Leute hausten für die kurze Zeit ihres Aufenthalts auf dem Trockenboden, welchen sie gewählt hatten, weil sie da ungestört und unbeobachtet ihre Übungen vornehmen konnten.
    Jetzt saßen vier männliche Personen und eine Frau da oben um ein Mittagsmahl, welches aus gekochten Rüben in Mehlwasser bestand. Die Leute hatten Hunger, das sah man an der Gier, mit welcher sie das Essen verschlangen.
    Der älteste, der Dirigent der Truppe, war eine klotzartige Gestalt, sieben Schuh hoch und im Verhältnisse breit, mit niedriger Stirn, wulstigen Lippen, kleinen, tückischen Augen und einer rotblauen Schnapsnase. Die anderen waren jedenfalls Brüder von ihm, ebenso klotzig, wulstig und tückisch. Sie alle vier hatten etwas Rücksichtsloses, Grausames in ihren Zügen.
    Die Frau war lang und hager, man möchte sagen, spindeldürr. Sie hatte vielleicht bessere Tage gesehen, jetzt aber sprach sich in ihrem ganzen Habitus eine vollständige Gleichgültigkeit gegen alles aus.
    Obgleich es in dem Bodenraum bitterkalt war, hatten diese Leute sich doch nicht vollständig angekleidet. Vielleicht hatten sie keine vollständige ‚Zivilkleidung‘, oder sie fühlten die Kälte nicht, weil sie sich soeben einige Stunden hindurch in ihren Künsten geübt hatten.
    Trikots, mit Flittern und Flimmern versehen und hier und da durchlöchert, lagen in der Nähe, und aus einem nebenan befindlichen Verschlag ertönte ein leises, unterdrücktes Wimmern wie aus Kindermund, welches zuweilen in ein ängstliches Röcheln überging.
    „Heiliges Donnerwetter!“ sagte der Direktor, indem sein Auge tückisch aufleuchtete. „Ob der verdammte Junge wohl einmal schweigen will!“
    „Haue ihm eins auf!“ riet ihm der eine Bruder.
    „Aber tüchtig“, sagte der dritte. „Der Affe will sich nicht an uns gewöhnen.“
    „Haut ihn lieber tot, so sind wir ihn los!“ meinte der vierte, indem er einen großen Löffel voll Rübenschnitten in den Mund schob, den man wohl eher einen Rachen hätte nennen können.
    „Er ist noch zu schwach“, sagte die Frau, in ihrer Art begütigend. „Der Knoten wird wohl noch reißen.“
    „Ja, wie bei dir. Bei dir ist er so gerissen, daß du ganz aus Rand und Band gegangen bist, alte Schlumpe! Ich habe für den Jungen zehn Taler gegeben; die soll er mir abarbeiten, und wenn er sich alle Knochen bricht! Der Bengel hat schon seinem vorigen Herrn Unglück gebracht. Der hat ihn für eine Heidensumme von einem Geistlichen oder Missionar erhandelt, der aber nur ein Lausegeld an die Eltern bezahlt hat, wie er später zufällig erfuhr. Hört ihr den Vagabunden? Der jammert und quiekt wie ein Rattenkönig! Na warte, Bursche, ich werde dir das Flennen einstreichen!“
    Er stand auf und öffnete die Tür des Verschlags. In demselben war nichts als altes, unbrauchbares Gerümpel zu sehen. Und in der Mitte hing an einem Balken ein lockenköpfiger, splitternackter Knabe an einem Strick. Er war auf den Bauch gelegt worden, dann hatte man ihm die Beine nach aufwärts auf den Rücken gepreßt, so daß die Gelenke eine ganz unnatürliche Lage angenommen hatten. Die Arme waren über die Schultern hinweg über die Füße gezogen worden und mit ihnen fest verbunden. Nun hatte man starke Leinen um die kleinen Gliedmaßen gewunden, damit sie ihre Stellung ja nicht verändern konnten, den Knaben waagrecht an den Balken gehängt und ihm noch zwei schwere Ziegelsteine auf dem Rücken befestigt.
    Vor Frost sah der nackte Körper blaurot aus; blaurot sah das kleine, hübsch geformte, jetzt nach unten gekehrte Gesichtchen, in welches alles Blut stieg, und blaurot hing dem armen Kleinen auch die Zunge aus dem Hals. Vielleicht war er dem Verschmachten oder dem Ersticken nahe.
    An einem Nagel hing eine Hundepeitsche mit sechsfachen Riemen.
    „Verdammte Kröte, willst du wohl aufhören mit dem Stöhnen!“ rief der Riese, indem er eintrat.
    Er riß die Peitsche herab und schlug mit

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