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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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warst. Da hast du an der Ecke gewartet und geglaubt, ich solle gute Worte geben.“
    Bei diesen Worten drehte sie sich um und eilte mit schnellen Schritten davon. Er blickte ihr kopfschüttelnd nach.
    „Sie ist auf einmal ganz anders als früher!“ sagte er leise und traurig vor sich hin. „Denkt sie wirklich, daß einer vom Kasino sie heiraten wird? Sie geht ihrem Verderben entgegen. Ich muß auf den Ball, um sie zu beschützen!“
    Er schritt langsam weiter und fuhr fort:
    „Aber wenn ich richtig mitmachen will, so kostet das Geld, viel Geld. Ich muß mitessen und mittrinken, vielleicht teuren Wein, und ich habe doch nichts übrig! Hätte ich bei dem Waldkönig ja gesagt, so hätte ich jetzt hundert Gulden. Herrgott, welch ein großes Geld! Aber nein! Ich bleibe ein ehrlicher Kerl!“ –
    Als Arndt dem Waldkönige gefolgt war, hatte er bemerkt, daß dieser das Tuch von sich geworfen hatte und dann über den Graben gesprungen war. Rasch hatte er sich so weit wie möglich herangeschlichen und, hinter dem Stamm eines Baumes versteckt, jedes Wort der Unterhaltung verstanden.
    Dabei hatte das Bettuch neben ihm gelegen. Diesen Umstand mußte er benutzen. Er betrachtete die Zipfel des Tuches und bemerkte in der einen Ecke bei dem Schein des Schnees die beiden Buchstaben T. M.
    Er sah, daß die Unterredung zu Ende gehe, und zog sich schleunigst zurück. Eduard ging. Der Lauscher bemerkte, daß der Waldkönig ihm mit der Faust nachdrohte und dann das Tuch holte und über sich warf.
    „Er wickelt sich wieder ein“, dachte er. „Ich könnte ihn sofort abfangen; aber was nützt das? Er muß auf der Tat ertappt werden, und ich will auch seine Komplizen kennenlernen. Übrigens weiß ich gar nicht einmal, ob er auch wirklich der Pascherkönig ist. Er gibt sich zwar für ihn aus, aber das kann ja auch seine Gründe haben. Fort, ihm nach!“
    Er verfolgte den König in der angegebenen Weise immer tiefer in den Wald hinein, ganz genau in der Richtung auf die Eiche zu. Dort beobachtete er, daß derselbe sich an dem Stamm zu schaffen machte und dann wieder weiterging.
    Schnell glitt auch er zur Eiche und untersuchte den Stamm in der Gegend, in welcher er die Hände des Verhüllten gesehen hatte, leider aber konnte er nichts entdecken.
    Das nahm einige Zeit in Anspruch. Er bemerkte, daß der Waldkönig dadurch einen bedeutenden Vorsprung gewonnen hatte, den Wald verließ und die Richtung nach dem Städtchen einschlug. Draußen im Freien nahm Arndt das Tuch wieder über und hielt sich so nahe als möglich an den König.
    Sie erreichten die ersten Gärten und da, ja da war der Verfolgte ganz plötzlich verschwunden. Arndt konnte suchen, wie er wollte; es war vergebens, da es hier verschiedene Fußspuren gab.
    „Fatal!“ murmelte er. „Na, ein anderes Mal werde ich vorsichtiger sein! Hoffentlich treffe ich ihn wieder!“
    Er veränderte seine Kleidung, so daß er nun wieder den Vetter Arndt vorstellte, knüpfte das Bettuch unter die Jacke und ging nach der Gasse, um durch den unteren Teil des Städtchens zurückzukehren, da er durch den Wald einen Bogen gemacht hatte.
    Da kam ihm eine Männergestalt entgegen. Er erkannte sogleich Eduard Hauser. Dieser hatte ihn auch erkannt und wollte höflich grüßend vorüber, aber Arndt blieb stehen, gab ihm die Hand und sagte:
    „Nun, haben Sie Wort gehalten in Beziehung auf die Verschwiegenheit, welche ich forderte?“
    „Ja, Herr. Nur der Vater weiß es.“
    „Und es war große Freude vorhanden?“
    „Oh, wie große! Der liebe Gott vergelte es Ihnen!“
    „Na, Sie können es jetzt gebrauchen. Wie ich erfahren habe, hat sich heute Ihre Familie verdoppelt?“
    „Freilich! Aber das macht keinen Schaden. Wir bekommen es bezahlt. Denken Sie sich, der Herr Pfarrer hat meinem Vater fünfzig Gulden gegeben!“
    „Das ist wohl viel!“
    „Ungeheuer viel!“
    „Und dennoch brauchen Sie Geld!“
    „Ich? Wieso.“
    „Nun, Sie haben es doch vorhin gesagt!“
    „Davon weiß ich kein einziges Wort!“
    „Zu mir allerdings nicht.“
    „Zu wem sonst? Ich war in der Försterei; aber auch da wüßte ich nicht, etwas Derartiges gesagt zu haben.“
    „Aber auf dem Nachhausewege!“
    „Dort? Ah – zu – wem?“ fragte Eduard stockend.
    „Haben Sie da mit niemand gesprochen?“
    „Nein – ja – ja – doch – aber, woher wissen Sie das?“
    „Ich sah Sie mit einem Mann auf der Straße stehen.“
    „Kannten Sie ihn?“
    „Nein. Aber ich hörte jedes Wort, was gesprochen wurde.

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