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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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von der Army eingeholt. Sie waren vorsichtig mit mir. Zum Glück für Sie, denn für solche Dinge habe ich ein gutes Gespür. Seit über drei Stunden versuchen Sie, an mich ranzukommen. Schleppen mich hierhin und dorthin, reden ständig mit mir, versuchen rauszukriegen, wie viel ich weiß, spielen dauernd auf Zeit, warten auf den richtigen Augenblick. Wie zum Beispiel jetzt. In der Polizeistation haben Sie mit sich selbst diskutiert. Sie wollten mich nicht herbringen, haben es dann aber doch getan, weil Ihre Chance hier draußen hätte kommen können. Aber sie ist nicht gekommen, und sie kommt auch nicht mehr. Sie sind ein cleverer Kerl und ein guter Schütze, Holland, aber ich bin schlauer und besser. Das können Sie mir glauben. Im Grunde Ihres Wesens sind Sie nur eine ausgepowerte alte Feldmaus. Sie können nicht mehr mithalten. Wie zum Beispiel jetzt. Sie stecken in Ihrem Parka und sind angeschnallt, und ich bin’s nicht. Ich könnte Ihnen die Augen ausschießen, bevor Sie auch nur an Ihre Pistole kämen. So ist es in den letzten drei Stunden immer gewesen. Nicht weil ich mir meiner Sache schon sicher gewesen wäre, sondern weil ich eben so bin.«
    Holland schwieg.
    »Aber ich hätte es wissen müssen«, sagte Reacher. »Ich hätte es vor einunddreißig Stunden wissen müssen. Als die Sirene zum ersten Mal losheulte. Die Lösung hat mir ins Gesicht gestarrt. Ich konnte nicht verstehen, wie der Kerl mich gesehen hatte, ohne dass ich ihn gesehen hatte. Und ich wusste, dass er mit einem Wagen kommen musste, auf der Straße, von der Vorderseite des Hauses her. Wegen der Kälte. Und genauso war es. Und ich habe ihn gesehen. Ich habe Sie gesehen. Eine Minute nachdem alle anderen losgefahren waren, sind Sie aufgekreuzt. Unverschämt dreist, seelenruhig, mit dem Auto, durch die Tür ins Haus. Sie sind gekommen, um Janet Salter zu ermorden.«
    »Ich bin gekommen, um sie zu bewachen.«
    »Das können Sie mir nicht erzählen. Die Unruhen hätten stundenlang andauern können. Sogar tagelang. Das haben Sie selbst gesagt. Aber Sie haben den Motor Ihres Wagens laufen lassen.«
    Holland schwieg.
    Reacher sagte: »Sie haben den Motor laufen lassen, weil Sie nur rasch rein- und wieder rauswollten. Sie haben sich ausgerechnet, dass Sie es sich leisten könnten, etwas verspätet ins Gefängnis zu kommen. Wie vermutlich auch heute Abend. Aber ich befand mich im Haus. Sie waren überrascht, mich dort zu sehen. Sie brauchten Zeit, um über diese unerwartete Entwicklung nachzudenken. Also sind Sie noch eine Weile unschlüssig dageblieben. Mrs. Salter und ich dachten, Sie seien unschlüssig, weil Sie sich nicht zwischen zwei Pflichten entscheiden könnten. Aber in Wirklichkeit haben Sie sich überlegt, ob ich einen von Mrs. Salters Revolvern im Gürtel hatte – und ob Sie in diesem Fall Ihre Waffe schneller ziehen könnten als ich. Sie sind zu dem Schluss gelangt, ich sei bewaffnet und vermutlich schneller als Sie. Deshalb sind Sie schließlich gegangen. Sie wollten eine bessere Gelegenheit abwarten. Das hat Plato nicht gefallen, möchte ich wetten. Er war bestimmt sehr ungeduldig. Aber Sie haben Ihren Auftrag zuletzt ja doch noch ausgeführt.«
    Holland schwieg lange, dann fragte er: »Sie wissen, weshalb, nicht wahr?«
    Reacher antwortete: »Ja.«
    »Woher?«
    »Darauf bin ich selbst gekommen. Ich habe das Familienfoto in Ihrem Büro gesehen. Sie ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Dann kennen Sie mein Motiv.«
    »Sie war keine Gefangene. Die Biker haben einen halbherzigen Versuch gemacht, sie zu verstecken, aber sie war freiwillig dort. Das war klar. Wahrscheinlich gefällt ihr diese Art zu leben.«
    »Das hat sie nicht weniger verwundbar gemacht.«
    »Keine Entschuldigung. Dem hätte man anders entgegentreten können.«
    Holland sagte: »Ja, ich weiß. Tut mir leid.«
    »Das ist alles? Drei Tote, und Ihnen tut’s leid?«
    Holland gab keine Antwort. Er saß nur einen Moment länger reglos da, bevor er den rechten Fuß vom Wagenboden nahm und das Gaspedal durchtrat. Der Wagen schoss vorwärts. Trockener Beton unter den Rädern, wenig Schlupf, ein großer V-8-Motor, Doppelauspuff, reichlich Drehmoment, verstärkte Federung, kurz übersetzte Hinterachse, von null auf hundert in acht Sekunden. Reacher wurde in seinen Sitz zurückgeworfen. Sie waren dreißig Meter von der Hütte entfernt. Das war alles. Die Scheinwerfer strahlten ihre Außenwand grell an. Sie füllte die Wind schutzscheibe aus, schien ihnen

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