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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gemeinschaftsküche. Dort standen zwei handelsübliche Herde, auf denen gekocht wurde, einfache Tische als Arbeitsflächen, grob zusammengezimmerte Regale für Teller, Schüsseln und Becher sowie weitere Regale für erstaunlich magere Vorräte. Halb leere Glasbehälter mit Mehl, Zucker und Kaffee, dazwischen einzelne Müsliboxen und Nudelpackungen, wo für Dutzende Platz gewesen wäre.
    Nirgends irgendwelche Laborgeräte.
    Reacher verkroch sich tiefer in seinen Parka und kam zwischen zwei Hütten heraus. Sein Wagen war noch da, der Motor brummte weiter im Leerlauf. Hinter ihm erstreckte sich die geräumte Straße scheinbar schmaler werdend in die dunstige Ferne: leicht erhöht, breit und imposant. Noch immer spiegelglatt. Auch in fünfzig Sommern und fünfzig Wintern hatte sie sich nicht verformt oder Risse bekommen. Die Stimme aus Virginia hatte ge fragt: Wissen Sie, wie groß der US -Verteidigungshaushalt vor fünfzig Jahren war? Die Army hatte schätzungsweise zweihunderttau send Quadratmeter zubetoniert und diese ungeheure Fläche dann vergessen.
    »Schönen Tag noch«, sagte Reacher und ging zu seinem Wagen zurück.
    8.55 Uhr.
    Noch neunzehn Stunden.

23
    Die Rückfahrt war nicht viel anders als die Hinfahrt, wenn man von dem merkwürdigen Beinahezusammenstoß in Zeitlupe absah, der sich an der ersten Einmündung ereignete. Reacher war den geräumten superbreiten Straßenabschnitt schnell und die folgenden acht Meilen auf schneebedeckter Fahrbahn langsam gefahren und hatte den Wagen dann ausrollen lassen, während er überlegte, wie er die Linkskurve bewältigen und in die nach Osten führenden Spurrillen der parallel zur Interstate verlaufenden alten Straße gelangen sollte. Gleichzeitig versuchte jedoch ein Tanklaster aus genau diesen Rillen herauszukommen, um links abzubiegen und zum Bikerlager weiterzufahren. Der Wagen war ein gedrungen wirkendes Fahrzeug mit dem Namen irgendeiner Firma auf dem Tank. Vermutlich transportierte er Parafin für die Öfen oder Benzin für die Pick-ups oder Diesel für einen Generator. Der Fahrer schaltete herunter und bog ein wenig zu früh ab, sodass er auf die falsche Straßenseite geriet. Reacher bremste scharf und hoffte, dass die Schneeketten greifen würden, aber das ABS des Crown Vic ließ nicht zu, dass die Räder blockierten. Der Wagen ratterte mit stotternden Bremskolben weiter, während der Tanklaster unaufhaltsam näher kam. Reacher riss das Steuer nach rechts. Die Vorderräder verloren die Bodenhaftung, gerieten ins Schleudern. Die vordere linke Kotflügelkante des Crown Vic verfehlte das Heck des anderen Fahrzeugs nur um Zentimeter. Der Laster brummte weiter: im ersten Gang, mit Fußgängergeschwindigkeit, als hätte der Fahrer diesen Beinahezusammenstoß gar nicht bemerkt. Reacher schaute dem Tanklaster nach, als er im Dunst verschwand. Der Crown Vic stand mit den Vorder- und Hinterrädern in verschiedenen Spurrillen fast quer auf der Straße. Er musste zwischen D und R hin und her wechseln und kräftig Gas geben, um ihn so freizuschaukeln.
    Aber danach gab es auf der Rückfahrt keine Schwierigkeiten mehr.
    Der Cop in dem Streifenwagen an der Einmündung von Janet Salters Straße war Kapler. Besser als Montgomery am Tag zuvor. Kapler sah sich Reacher sehr genau an, bevor er zurückstieß, um ihn vorbeizulassen. Reacher parkte dicht hinter dem zweiten Streifenwagen und hastete die Einfahrt entlang. Die Beamtin in der Eingangshalle öffnete ihm die Tür. Er fragte: »Alles friedlich?«
    Sie antwortete: »Bisher schon.«
    »Mit Mrs. Salter alles in Ordnung?«
    »Ihr geht’s gut.«
    »Ich muss sie sehen.« Genau wie Chief Holland in der vergangenen Nacht und ebenso sinnlos. Wäre etwas passiert, hätten die Cops nicht untätig herumgesessen.
    Die Frau von der Tagschicht sagte: »Sie ist in der Bibliothek.«
    Reacher traf sie in ihrem gewohnten Sessel an. Diesmal las sie – ein altes Buch ohne Schutzumschlag und in altmodischer Schrift. Der Revolver steckte nach wie vor in der Tasche ihrer Wolljacke. Reacher erkannte seine Umrisse. Sie blickte auf und fragte: »Samthandschuhe?«
    Er sagte: »Plastik. Weniger elegant als Samt. Aber kein Grund, sich zu beschweren.«
    »Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«
    »Eine ganze Menge.«
    Er setzte sich wieder in den Crown Vic und fuhr zur Polizeistation. Fand Peterson im Bereitschaftsraum. Reacher sagte: »Holland hatte recht. Sie kommen nicht nach Bolton. Das war nur ein Bluff. Oder der Anrufer hat gelogen, als er

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