61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
»Ich könnte jetzt in Afghanistan sein. Wenn Sie nicht aufhören, mich anzurufen, lasse ich mich vielleicht dorthin versetzen.«
Reacher sagte: »Vielleicht wäre das Essen besser. Ziegenaugen in Joghurt sind unschlagbar.«
»Waren Sie schon mal dort?«
»Nein, aber ich kenne Leute, die dort waren.«
»Ich habe nichts Neues für Sie.«
»Ich weiß. Sie können nicht feststellen, wann das Geld beim Heeresministerium angekommen ist.«
»Ich hab’s versucht und bin gescheitert.«
»Das sind Sie nicht. Das Geld ist nie an die Army gegangen.«
»Wieso nicht?«
»Mieser Input, mieser Output.«
»Was soll das heißen?«
»Wir sind von einer falschen Annahme ausgegangen. Die Leute hier haben von einer Einrichtung der Army gesprochen. Ein kleines Steingebäude mit einer zwei Meilen langen Straße. Ich war vorhin draußen. Die angebliche Straße ist eine Start- und Landebahn. Die Anlage gehört der Luftwaffe, nicht der Army.«
24
Die Stimme aus Virginia sagte: »Nun, das ändert natürlich einiges.«
Reacher erklärte: »Hier gibt es ein weiteres Gerücht über prothetische Gesichter.«
»Ja. Ich habe eine Notiz darüber gesehen. Es existiert sogar eine Akte. Das Pentagon hat offenbar Anrufe von Bürgern aus South Dakota bekommen. Auch von städtischen und staatlichen Stellen. Aber das war Bockmist. Die Zentren für Plastikgesichter waren immer in Großstadtnähe. Wozu hätte man eines in die tiefste Provinz verlegen sollen?«
»Wozu überhaupt solche Zentren? Wen hätte es gestört, wenn alle gleich verbrannt wären?«
Keine Antwort.
Reacher fragte: »Kennen Sie jemanden bei der Air Force?«
»Nicht gut genug, um Geheimnisse zu erfahren.«
»Vielleicht ist’s kein Geheimnis. Könnte eine Routinesache sein. Was Vermutungen betrifft, sind wir wieder am Anfang.«
»Okay, ich rufe ein paar Leute an. Aber zuvor mache ich ein Nickerchen.«
»Schlafen können Sie, wenn Sie tot sind. Diese Sache ist dringend. Die Landebahn wurde geräumt. Zwei volle Meilen lang. Das macht niemand aus Spaß. Anscheinend soll irgendetwas dort landen. Und ich habe einen Tanklaster gesehen. Vielleicht für den Rückflug. Vielleicht hat jemand vor, etwas Schweres zu transportieren.«
Kurzes Schweigen. »Noch etwas?«
Er fragte: »Sind Sie verheiratet?«
Sie fragte: »Sind Sie’s?«
»Nein.«
»Waren Sie’s jemals?«
»Nein.«
»Wieso überrascht mich das nicht?«
Sie legte auf.
9.55 Uhr.
Noch achtzehn Stunden.
Peterson, der am übernächsten Schreibtisch saß, legte ebenfalls gerade auf. Er sagte: »Die DEA hat mich abgewimmelt. Ihr Mann war nicht interessiert.«
Reacher fragte: »Warum nicht?«
»Er sagt, dass es dort draußen kein Labor gibt.«
»Woher weiß er das?«
»Sie besitzen Satelliten mit Infrarotkameras. Sie haben sich die Daten angesehen und können keine Wärmequelle finden. Aus ihrer Sicht geht’s dort draußen nur um einen Grundstücksverkauf. Bis zum Beweis des Gegenteils.«
»Das Labor liegt unter der Erde.«
»Die DEA sagt, dass es keins gibt. Sie kann auch unterirdische Wärmequellen aufspüren.«
»Dann irrt sie sich.«
»Sie haben auch kein Labor gesehen.«
»Sie haben Meth, folglich müssen sie über ein Labor verfügen.«
»Wir wissen nicht, dass es dort eine unterirdische Anlage gibt. Nicht bestimmt.«
»Doch, das tun wir«, entgegnete Reacher. »Niemand baut eine zwei Meilen lange Start- und Landebahn nur so zum Spaß. Die genügt für jede Art von Flugzeugen. Für jeden Bomber, für jede Transportmaschine. Und niemand lässt Bomber oder Transporter neben einem Gebäude landen, das kleiner als ein Wohnhaus ist. Sie haben recht, das Steingebäude ist ein Treppenhaus. Das bedeutet, dass darunter etwas liegt. Wahrscheinlich eine sehr große, sehr tiefe Anlage.«
»Aber was genau?«
Reacher deutete auf sein Telefon. »Das erfahren Sie, sobald ich’s weiß.«
Eine halbe Stunde später erhielt Peterson einen Anruf, die Interstate sei wieder frei befahrbar. Das Wetterradar zeigte, dass aus Westen nichts als eiskalte Luft kam. In ganz South Dakota waren die Räum- und Streufahrzeuge mit ihrer Arbeit fertig, die Highway Patrol hatte sich mit dem Verkehrsministerium abgestimmt, und der Autoverkehr floss wieder. Dann rief Jay Knox an, um mitzuteilen, er sei benachrichtigt worden, der Ersatzbus werde in ungefähr drei Stunden eintreffen. Also telefonierte Peterson herum und sorgte dafür, dass die Reisenden sich um vierzehn Uhr im Eingangsbereich der Polizeistation treffen würden. Alle
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