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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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nicht getötet wurde, und die Tochter des Pharaos hatte ihn gefunden. Einigen Historikern zufolge war Moses jedoch ägyptischer Abstammung gewesen; ein Ägypter, der sich von seinem Volk lossagte und sich dem jüdischen Volk anschloss, das er aus der Sklaverei und vom Joch seiner Landsleute befreite. Jedenfalls gestattete ihm Gott der Bibel zufolge nicht, ins Gelobte Land zu gelangen; er durfte es nur vom Berg Nebo im heutigen Jordanien aus schauen.
    Eine Höhle im Berg Nebo.
    Die Zahlen schienen die endgültige Lösung des Rätsels darzustellen. Zwei Serien zu je drei Zahlen. Wie bei geogra-phischen Koordinaten: Grad, Minuten, Sekunden.

40
    Jordanien
    Der Staub, den die Räder des Wagens aufwirbelten, stieg in die Luft. Die Temperatur war mild, und die Gegend extrem trocken. Es war beinahe Mittag. Vor über einer Stunde hatte Cloister in Madaba das einzige verfügbare Fahrzeug gemietet, einen beinahe schrottreifen englischen Landrover, und war nach Nordwesten aufgebrochen. Nun sah er auf seinem GPS, dass er bereits ganz in der Nähe seines Ziels war, und dies in mehr als einer Hinsicht: Dort erwartete ihn sein wahres Schicksal …
    Der altersschwache Motor des Landrovers lief noch beinahe eine Sekunde weiter, nachdem Cloister den Zündschlüssel herumgedreht hatte, und erstarb dann spuckend und knat-ternd. Es hatte den Priester in Madaba große Mühe gekostet, ihn überhaupt in Gang zu bekommen, doch immerhin hatte der Wagen ihn hierhergebracht, und nur das zählte. Mit einer Flasche Wasser in der Hand stieg Cloister aus. Er trank einen großen Schluck, blickte sich um und konsultierte das GPS. Ein unbefestigter Weg verlief durch eine Talsohle und mün-dete in eine enge Schlucht. Von dort, wo er stand, sah man nichts als kahle Bergkuppen. An einem Hang entdeckte Cloister eine dunklere Stelle. Es sah so aus, als würde das Licht dort von einer Öffnung verschluckt, vermutlich dem Eingang zu einer Höhle. Dieses Bild erinnerte ihn an – nein, es war eine von Eugenes Zeichnungen.
    Der Priester stieg den Hang hinauf bis zu der Öffnung. Die Koordinaten dieser Stelle waren die von ihm gesuchten. Ehe er die Höhle betrat, sah er auf die Karte. Er befand sich fünfundzwanzig Kilometer von Qumran wie auch von Jericho sowie fünfzig Kilometer von Jerusalem und von Bethlehem entfernt. Das Heilige Land.
    Er musste sich bücken, um die Höhle betreten zu können. Zunächst sah er gar nichts, doch dann gewöhnten seine Au-gen sich an die Lichtverhältnisse. Durch die Höhlenöffnung drang die Sonne beinahe bis in die hintersten Ecken. Erst als Cloister in den einzigen Gang einbog, war er auf das Licht seiner Taschenlampe angewiesen. Er ging weiter bis ans Ende des Gangs. Dort fiel der Boden leicht ab. Cloister untersuchte sorgfältig die Steine und jeden Winkel der Höhle. Er fand nichts.
    Eigentlich wusste er nicht einmal, wonach er suchte. Vielleicht hatte er ja den Verstand verloren. Wahrscheinlich sogar, sagte er sich. Reif für die Zwangsjacke. Nach seinem Ge-spräch mit Daniel und seiner kurzen Begegnung mit Audrey Barrett vor deren Tod fühlte er sich abgestumpft. Er musste ja verrückt sein, wenn er allein an diesen Ort reiste, mitten in die Wüste, zu einem Hang des mythischen Berges Nebo, nur mit einem GPS und einem Auto ausgerüstet, das so alt war wie der Araber, der es ihm vermietet hatte. Doch nun war er hier und musste beenden, was er begonnen hatte.
    Wenigstens hatte er die richtigen Schlussfolgerungen gezogen. Die Zahlen im Heft mit den Zeichnungen von Dr. Barretts Sohn waren tatsächlich geographische Koordinaten: Längen-und Breitengrad eines ganz bestimmten Punktes, der auch in der Botschaft genannt wurde, die Cloister in Eugenes Heft gelesen hatte: der Ort, der Moses sterben sah. Mit Hilfe der Satellitenbilder von Google Earth hatte Cloister die acht Standorte überprüft, welche die Koordinaten bezeichnen konnten. Einer war der Berg Nebo (bei nördlicher Breite und östlicher Länge). Die übrigen sieben ergaben keinen Sinn. Vier fielen mitten in den Atlantik, südlich der Azoren und gegenüber der Küste Südamerikas, zwei weitere fielen in den Indischen Ozean zwischen Südafrika und Madagaskar; und der letzte Ort lag im östlichen Mittelmeer in der Nähe von Zypern.
    Beim Anblick dieser öden, wie ein Schweizer Käse durch-löcherten Landschaft zwischen dem Tal des Jordan und dem Toten Meer musste Cloister an die uralten Geschichten von Moses und der Bundeslade denken. Der Überlieferung zufolge durfte

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