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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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der das zu entscheiden hat. Und ich habe Ihnen schon gesagt, dass Sie nicht reinkönnen, Priester hin, Priester her.«
    Nach diesen Worten entstand ein Schweigen. Cloister fühlte sich ohnmächtig. Er würde nicht von hier fortgehen, ohne mit Dr. Barrett gesprochen zu haben. Das hatte er dem Feuerwehrmann gesagt, und er war finster entschlossen, alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen. Sein Hirn suchte fieberhaft nach Alternativen. In seiner Verzweiflung schoss ihm sogar der Gedanke durch den Kopf, auf der Station einen Feueralarm auszulösen, damit er sich die nachfolgende Verwirrung zunutze machen und sich ins Krankenzimmer der Psychiaterin schleichen könnte. Er war zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben.
    »Ich …«, begann der Jesuit, ohne recht zu wissen, wie er fortfahren wollte.
    Doch zu seinem Glück war die Dringlichkeit seiner Worte schließlich doch zu Joseph Nolan durchgedrungen. Bewusst kameradschaftlich wandte er sich an den Polizisten: »Lassen Sie ihn rein, Officer Connors. Ich übernehme die Verantwortung.«
    »Aber … Ich habe meine Anweisungen …«
    »Es dauert doch nur einen Augenblick. Sie und ich, wir sind doch praktisch Kollegen. Können Sie einem Kollegen nicht mal einen Gefallen tun? Davon muss doch niemand erfahren. Außerdem können Sie immer noch sagen, dass Dr. Barrett nach einem Priester gefragt hat.«
    Der Polizist dachte kurz nach, dann gab er Cloister ein Fingerzeichen.
    »Ich gehe einen Kaffee trinken. Wenn ich aus der Cafeteria zurückkomme, sind Sie weg.«
    »Vielen Dank, Officer«, sagte der Jesuit erleichtert.
    Das Krankenzimmer lag im Halbdunkel. Nur eine Neon-röhre über dem Bett gab ein schwaches, kaltes weißes Licht. Seltsam, dass Cloister sich in der ganzen Zeit nicht einmal gefragt hatte, wie Audrey Barrett aussehen könnte. Nun erblickte er zum ersten Mal ihr Gesicht. Es wirkte unendlich erschöpft, doch Audrey Barrett war eine schöne Frau. Von ihrem Körper gingen diverse Kabel ab, mit denen sie an verschiedene Maschinen angeschlossen war. Auf den Monitoren leuchteten verschiedenfarbige Anzeigen auf. Dr. Barrett schlief, wie Joseph Nolan gesagt hatte.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Cloister.
    »Die Ärzte haben gesagt, ihr Zustand sei stabil. Die Verletzung ist nicht so schlimm, wie man zuerst dachte, aber sie hat viel Blut verloren«, erwiderte Nolan und betrachtete sie zärtlich.
    Cloister bemerkte, dass etwas auf der Brust der Psychiaterin lag. Es war ein Heft, das sie mit den Händen umklammerte. Nolan erklärte ungefragt: »Sie lässt es nicht einen Augenblick los. Es ist ein Geschenk von Eugene.«
    Cloisters Herz machte einen Satz, als er diesen Namen hörte.
    »So heißt ihr Sohn, nicht wahr?«
    »Ja …«, erwiderte Nolan abwesend. »All die armen Kinder … Er hatte ihm den Mund zugenäht. Den anderen auch.« Der Feuerwehrmann blickte den Priester fest an und fügte hinzu: »Was für eine Bestie ist zu so etwas fähig? Wie kann Gott so etwas zulassen?«
    Automatisch fielen dem Priester einige der konventionel-len Antworten auf diese Frage ein. Er hätte erwidern können, dass die Schuld daran nicht Gott treffe; dass der freie Wille den Menschen die Möglichkeit gebe, sich frei zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollten; dass dies zu den groß-zügigsten Handlungen, aber eben auch zu den schlimmsten Greueltaten der Menschen führe. Doch ihm war bewusst, dass dies nicht genügte. Nach allem, was geschehen war, konnte er nur erwidern: »Ich weiß es nicht, Joseph. Ich weiß wirklich nicht, warum Gott so etwas zulässt.«
    »Wenn das alles vorbei ist, möchte ich diese Frau glücklich machen. Und Eugene auch. Die Arzte sagen, in solchen Fäl-len steht es fünfzig zu fünfzig, dass er eines Tages relativ nor-mal sein wird. Kopf oder Zahl. Aber ich bin davon überzeugt, dass Eugene Fortschritte machen wird. Er scheint ein sehr starkes Kind zu sein.«
    In diesem Augenblick erwachte Audrey. Sie war sehr schwach, und es kostete sie Mühe, die Benommenheit abzuschütteln. Deshalb sagte Cloister: »Dr. Barrett? Audrey? Hö-ren Sie mich?«
    »Wer … sind Sie?«, fragte sie mit schwacher Stimme, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Eugenes Heft immer noch auf ihrer Brust lag.
    »Ich bin Priester. Pater Albert Cloister. Man hat mich nach Boston gerufen, nachdem Sie verschwunden waren – nach dem Exorzismus an Daniel.«
    »Ein Exorzismus?«, rief Joseph verdattert. Von einem Exorzismus hatte er nichts gewusst.
    »Ich … konnte es dir … nicht erzählen«,

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