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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Zurdo
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regnen begonnen, und es war kalt. Er ging zum Haupteingang und nahm dort ein Taxi. Nun würde er nach Boston zurückkehren. Hier gab es nichts mehr für ihn zu tun.
    Er konnte nicht glauben, dass alles so enden sollte. Damit, dass seine Suche ohne Ergebnis bleiben könnte, hatte er einfach nicht gerechnet. Doch nun durfte er nicht mehr hoffen, sein Ziel zu erreichen. Die Wahrheit herauszufinden. Dr. Barrett war tot. Cloister fragte sich, wie das möglich war. Doch er hatte keine Antwort darauf.
    Das Taxi musste einige Straßen weiter anhalten. Eine schier unendliche Autoschlange verstopfte die Straße. Doch den Jesuiten kümmerte das nicht. Er hatte jetzt alle Zeit der Welt. Allerdings würde er von nun an nicht wissen, was er damit anfangen sollte. Die Wahrheit, nach der er so eifrig geforscht hatte und der er so nahegekommen war, war ihm zwischen den Fingern zerronnen.
    »Hätten Sie vielleicht eine Zigarette fur mich?«, fragte er den Taxifahrer.
    »Sie haben Glück«, erwiderte der Mann und reichte ihm eine zerknautschte Marlboroschachtel. »Bedienen Sie sich. Das kann dauern.«
    Cloister suchten in seinen Taschen nach einem Feuerzeug. In einer der Taschen stieß er auf etwas Steifes, Zerknittertes. Es war Eugenes Heft. Er hatte es völlig vergessen.
    Die Zigarette unangezündet im Mund, schlug Cloister das Heft auf der ersten Seite auf und blätterte es durch, zunächst nur zerstreut, während er zugleich noch seine Kleidung wei-ter nach seinem Feuerzeug abtastete. Doch das hatte er rasch vergessen. Eugenes Zeichnungen waren … Diese Zeichnungen waren erstaunlich. Die Technik des Jungen war perfekt, bewundernswert. Die Zeichnungen waren überraschend detailliert. Sie waren sehr … realistisch.
    Es gab ein durchgängiges Muster in diesen Zeichnungen. Im ganzen Heft. Das wurde immer deutlicher, je mehr Seiten Cloister betrachtete.
    Verschiedene Zeichnungen wiederholten sich. Eigentlich war es immer wieder dieselbe Zeichnung. Verschiedene Ansich-ten ein und desselben Sachverhalts. Eugene hatte immer wie-der dasselbe dargestellt. Geradezu obsessiv. Es handelte sich um ein Kloster. Ein Kloster, das Pater Cloister wiedererkann-te. Da war er sicher.
    Der Berg Nebo!
    Die ganze Zeit war er in einem Irrtum befangen gewesen.
    Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Der Schlüssel hatte nie in der Person Audrey Barretts gelegen. Sie, Joseph Nolan, Mutter Victoria, Daniel, er selbst und vielleicht sogar die Wölfe Gottes waren alle bloß Rädchen in einem Getriebe gewesen. Es kam ihm vor, als wären seit seiner Unterhaltung mit dem Wesen in der Krypta Monate vergangen. Dennoch hielt er nun das in der Hand, worauf das Wesen ihn angesetzt hatte. In Wirklichkeit war es die Gesamtheit seiner Berufsjahre, seiner Erfahrungen überall auf der Welt, was ihn in just diesem Augenblick an just diesen Ort geführt hatte. Nichts geschieht aus Zufall. Auch Eugenes Heft war ihm nicht durch Zufall in die Hände gefallen.
    Erst auf der letzten Seite des Heftes fand Cloister etwas, das sich von allem Übrigen unterschied: Es war die Zeichnung eines Bergrückens mit einem Höhleneingang. Darunter hatte Eugene in großen runden Kinderbuchstaben geschrieben:
     
    Die Wahrheit befindet sich im Fels, in dem Boden, der Moses sterben sah.
     
    Und darunter standen sechs Zahlen, in zwei Dreiergruppen angeordnet:
     
    31-46-24 35-45-17
    Die Wahrheit im Fels … der Boden, der Moses sterben sah … Diese sechs Zahlen …
    Der Fels. Moses. Die Zahlen.
    Der Fels steht immer für Stärke und Zuverlässigkeit. Sein Inneres, eine Höhle oder Grotte, symbolisiert das Universum und die Initiation. Die größten Weisen wie Pythagoras wur-den in einer Höhle erleuchtet. In einer Höhle im Berg Kar-mel wurden die Tempelritter in den Orden aufgenommen. Für die Alchemisten befand sich das okkulte Wissen in der Mutter Erde. Es war sogar sehr wahrscheinlich, dass Jesus nicht in einem Stall, sondern in einer Höhle zur Welt gekommen war, wie in einigen apokryphen Texten behauptet wurde. Ignatius von Loyola, der Gründer der Gesellschaft Jesu, der Albert Cloister angehörte, war selbst in einer Höhle erleuchtet worden, in die er sich zurückgezogen hatte, nachdem er in einer Schlacht verletzt worden war.
    Moses war in Ägypten Fürst gewesen und hatte die Israeliten in die Freiheit und ins gelobte Land geführt. Jeder kannte diese legendäre Geschichte aus der Bibel. Moses war von sei-ner Mutter in einem Weidenkorb auf dem Nil ausgesetzt worden, damit er

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