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617 Grad Celsius

Titel: 617 Grad Celsius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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brennbares Material und wegen der herausgeflogenen Fenster ausreichend Sauerstoff.«
    »Weiß man, wann der Anschlag geschah?«
    »Gegen acht Uhr meldeten mehrere Anrufer aus der Nachbarschaft einen Knall und starke Rauchentwicklung. Weil der Brandbeschleuniger weitflächig verschüttet war, kann es nur wenige Minuten gedauert haben, bis sich das Benzin-Luft-Gemisch entzündet hat. Also hat der Täter das Studio etwa zwischen 7.50 und 7.55 Uhr verlassen. Wie lange er sich dort aufhielt, ist allerdings nicht festzustellen. Es gibt Einbruchspuren am Eingang, demnach hatte er keinen Schlüssel. Gesehen hat ihn niemand. Am Morgen herrscht reger Lieferverkehr in dieser Gegend. Da achtet keiner auf ein weiteres Auto, das auf den Hof fährt.«
    Bach folgerte: »Der Täter ist also zurückgekehrt. Vielleicht wollte er Spuren beseitigen, die auf ihn hindeuten könnten.«
    Die Videokassetten, schoss es Anna durch den Kopf. Uhligs aktuelle Arbeit.
    Thilo Becker warf ein: »Wenn es sich um ein und denselben Täter handelt, dann hätte er mit dem Anschlag in Flingern seine Anstrengungen vollends zunichte gemacht, die Schützenstraße als Suizid hinzustellen.«
    Anna nickte. »Unser Mann ist nervös geworden und hat einige Fehler gemacht. Aber sein Vorgehen ist insgesamt nicht dumm. Auf das Klebeband an der Kellertür wären wir um ein Haar hereingefallen. Es gibt kaum Spuren. Der Mörder kennt sich mit Gasexplosionen aus und weiß, wie man Fingerabdrücke manipuliert.«
    »Ja«, sagte Becker. »Wir erinnern uns an deine Schenkel, Luna.«
    Keiner lachte. Anna spürte, dass die meisten Kollegen ihre Meinung teilten.

31.
    Weil Lohse bereits Feierabend gemacht hatte, ließ Anna sich von Bruno Wegmann begleiten. Sie nahmen eins der zivilen Einsatzfahrzeuge, die bei der Fahrwache für die Mordkommission reserviert waren. Bruno fuhr. Die Scheibenwischer taten ihr Bestes.
    Anna kontrollierte im Schminkspiegel der Sonnenblende ihr Aussehen – immerhin ging es zur Königsallee. Sie sah so müde aus, wie sie sich fühlte, und klappte das Ding sofort wieder hoch.
    »Was hat Thilo Becker gegen mich?«, fragte sie.
    »Kaum bist du zurück aus Bosnien, behandelt dich die Chefin als ihren Liebling. Thilo dachte, er sei auf diese Rolle abonniert.«
    »Ich soll Bachs Liebling sein? Das wüsste ich aber.«
    »Thilo kommt eben in das Alter, in dem man Panik kriegt, wenn man eigentlich Karriere machen möchte und merkt, dass die Leiter nicht weiter nach oben reicht.«
    »Stimmt es, dass unsere Chefin mal etwas mit ihm hatte?«
    »Die einen halten sie für lesbisch, die anderen sagen ihr ein Verhältnis mit allen möglichen Kollegen nach. Ich hab da meine eigene Theorie.«
    »Und die wäre?«
    »Die Tante ist im Grunde asozial«, antwortete Bruno. »Zu Freundschaften nicht fähig. Irgendwann lässt sie jeden ihrer Lieblinge fallen. Du wirst es erleben.«
    Am Ende des Jürgensplatzes nutzten sie die Durchfahrt, die der Polizei vorbehalten war. Wegmann beschleunigte in Richtung Innenstadt und fragte: »Dieser Dorau, zu dem wir fahren, ist das auch ein Warmer?«
    »Wenn du etwas gegen Homosexuelle hast, dann lass es dir lieber nicht anmerken.«
    Wegmann grinste sie an. »Von mir aus könnten alle Typen schwul sein. Die Frauen würden bei mir Schlange stehen.«
    Anna verkniff sich eine Reaktion. Der Schauer ließ nach. Die Sonne platzte wieder durch die Wolken und der Asphalt dampfte. Irgendwo musste es einen Regenbogen geben, doch Anna erspähte nichts als Häuser und Baukräne.
    Wegmann stellte den Passat am Ende eines für Taxis reservierten Streifens ab. Anna legte die Kelle mit der roten Stoppleuchte in die Windschutzscheibe, um kein Knöllchen zu riskieren.
    Sie fragte: »Stimmt es, dass im letzten Jahr der zweihundertste Kö-Geburtstag gefeiert wurde?«
    »Ja, mit Modenschau und Feuerwerk. Naomi Campbell war auch da.«
    »Aber drei Jahre zuvor gab es doch den einhundertfünfzigsten Geburtstag, wenn ich mich richtig erinnere. Mit Feuerwerk und Open-Air-Fressmeile.«
    Bruno lachte: »Hallo, das ist Düsseldorf. Hauptsache, wir finden einen Anlass für einen verkaufsoffenen Sonntag, oder?«
    Die Passanten klappten ihre Schirme zu. Nur von den Platanen fielen noch vereinzelte Tropfen. Ein Geiger postierte sich hinter seinem Zylinder und begann, etwas Klassisches zu fiedeln.
    »Hausnummer achtzig«, sagte Anna.
    Bevor sie die Boutique betraten, begutachtete Wegmann die Auslagen im Fenster. Anna lugte ihm über die Schulter.
    Eine antike Kommode, auf

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