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617 Grad Celsius

Titel: 617 Grad Celsius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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begegnet. Daniel kannten wir allerdings recht gut. Peter schätzte sein Talent. Eine Zeit lang ging der junge Mann bei uns ein und aus.«
    »Hat Uhlig erwähnt, dass er Daniels Mutter vor einigen Wochen getroffen hat?«
    »Nein.«
    »Vor neun Jahren wurden bei Uhlig extremistische Schriften gefunden. Was wissen Sie darüber?«
    »Eine rätselhafte Geschichte. Peter und die Neonazis – ein völlig absurder Vorwurf. Jemand muss ihn denunziert haben.«
    »Hat er die Propaganda vielleicht für künstlerische Zwecke gesammelt?«
    »Nein. Er hatte damit überhaupt nichts zu tun. Peter war überzeugt davon, dass jemand bei ihm eingebrochen war und das belastende Material deponiert hatte, um ihm zu schaden. Er fühlte sich seitdem verfolgt.«
    Anna blickte sich um. Ihr Kollege war noch immer mit den jungen Anzugträgern beschäftigt. Sie fragte Dorau: »Von wem? Nannte Ihr Freund irgendwelche Namen?«
    »Nein, nein, nicht dass ich wüsste.«
    Bruno kam zurückgeschlendert. Der Boutiquebesitzer schenkte sich nach und wiederholte sein Angebot. Auch Wegmann lehnte den Schampus ab.
    Dorau fuhr fort: »Die Vergangenheit hat ihn nie losgelassen. Sie müssen wissen, dass Peter und dieser Musiker …«
    »Edgar Schwab.«
    »Ja. Er hat den Tod dieses Mannes sogar ins Zentrum einiger seiner Werke gestellt. Auch der Mord an Daniel Lohse machte ihm sehr zu schaffen. Ich weiß, dass der Täter ein seelisch Verwirrter war, der Daniel um seine künstlerischen Fähigkeiten beneidete. Ich habe den Prozess in der Zeitung verfolgt. Aber Peter verschloss manchmal die Augen vor der Realität. Für ihn war Daniel das Opfer der gleichen Machenschaften, denen Edgar Schwab damals zum Opfer gefallen war. Manchmal war Peter maßlos in seinem Hass.«
    »Hass auf wen?«, fragte Wegmann.
    Anna hoffte, dass Dorau nicht den Namen ihres Vaters nennen würde.
    Der Boutiquebesitzer druckste herum: »Sie bringen meine Aussage zu Protokoll?«
    »Natürlich.«
    Dorau schenkte sich wieder nach. Er umklammerte das Glas, als wollte er es zerdrücken.
    Bruno insistierte: »Hören Sie, es geht um Mord. Sie konstruieren da Zusammenhänge, die Sie uns erklären sollten.«
    »Peter hat sie konstruiert. Nichts als Gerüchte. Hirngespinste, Paranoia.«
    »Von wem fühlte sich Ihr Freund bedroht?«
    Der Geschäftsmann leerte das Glas und kleckerte auf sein Jackett.
    »Reden Sie schon«, forderte ihn nun auch Anna auf.
    Doraus Adamsapfel tanzte über dem teuren Halstuch. Seine Hand fuhr zum Kopf und rieb die rechte Wange.
    »Unser Ministerpräsident.«
    »Bitte?«
    »Uwe Strom, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.«
    Jetzt war sich Anna sicher, dass es Peter Uhlig gewesen war, der Karin den Floh ins Ohr gesetzt hatte. Politische Gründe. Daniels Bekannter nennt den Namen deines Onkels .
    Wegmann fragte: »Und warum?«
    »Eben, das ist es ja«, sagte Dorau. »Ich bitte Sie. Es ist absurd. Sie müssen wissen, dass Uwe Strom seit Jahr und Tag mein Kunde ist. Ein wirklicher Gentleman mit Stil und vorzüglichem Geschmack. Peter hat ihn nie persönlich kennen gelernt. Er wusste nicht, was er sagte. Deshalb ist das wirklich nichts für Ihr Protokoll.«

32.
    »Ich traue Politikern ja prinzipiell einiges zu«, erklärte Bruno auf der Rückfahrt. Vor der Graf-Adolf-Straße stauten sich die Autos, eine Kette roter Lichter flammte auf und spiegelte sich auf der nassen Straße.
    »Barschel, Möllemann – weiß man, ob das wirklich Selbstmorde waren?« Wegmann warf Anna einen raschen Blick zu. »Dieser ehemalige Staatssekretär Pfahls. Der Panzerverkauf an die Saudis in den Neunzigern. Leuna, Minol und ELF Aquitaine. Riesensummen sind geflossen, um die Regierung zu kaufen. Selbst ein Bundeskanzler hat Millionen eingesackt. Kohl hat nie gestanden, wer seine Spender waren. Aber wann wird schon gegen die Mächtigen ermittelt?«
    »Hör endlich auf mit den albernen Verschwörungstheorien. Das hat nichts mit unserem Fall zu tun.«
    Der Kollege deutete mit dem Finger auf sie. »Uwe Strom hat in diesem Bundesland überall seine Leute. Sogar im KK 11 der Düsseldorfer Polizei.«
    »Bruno!«
    »Komm, war doch nur ein Scherz.«
    »Ich lach mich tot.«
    Die Ampel sprang auf Grün, die Schlange setzte sich zögerlich in Bewegung.
    Anna fragte: »Was hältst du von diesem Dorau?«
    Bruno betätigte den Blinker und sagte: »Seine Geschäfte gehen schlecht, behaupten die beiden Verkäufer. Sie sind die letzten, die er noch nicht entlassen hat. Früher waren sie mal zu fünft. Seit Jahren

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