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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nichts mehr mitzuteilen“, lächelte der Fürst.
    „Und ich habe Ihnen den größten Dank zu sagen für die Hilfe und die Aufklärung, welche Sie mir gewährten“, antwortete der Genannte. „Ich werde meine Pflicht in aller Strenge erfüllen. Die Melitta, samt allen den Ihrigen, Uhland und Seidelmann bleiben gefangen, und auch diese Madame Groh, nebst der berüchtigten Pauli in der Ufergasse werde ich durch meinen Kollegen in der Residenz einziehen lassen. Was aber geschieht mit Herrn Petermann und den anderen?“
    „Sie fahren alle mit mir. Mein Extrazug steht auf dem Bahnhof. Ich werde für sie sorgen, wenn sie es mir erlauben wollen.“
    Das erregte neuen Jubel. Während desselben trat Doktor Zander zu Magda.
    „Fräulein Weber, Sie gehen also auch mit dem Fürsten?“
    „Ja“, antwortete sie freudig. „Könnte ich etwas besseres tun?“
    „Nein. Aber, bitte, darf ich mich einmal nach Ihnen erkundigen?“
    Sie hielt errötend den warmen Druck seiner Hand aus und antwortete:
    „Tun Sie es, Herr Doktor!“
    „Ich danke Ihnen! Es wird sehr bald geschehen!“
    Man trennte sich. Der Fürst ging mit seinen Schutzbefohlenen. Vorher aber raunte er Doktor Zander zu:
    „Kommen Sie langsam hinter uns her!“
    Als sie den Gasthof erreichten, in welchem Petermann hatte logieren wollen, sagte der Fürst:
    „Kehrt hier ein. Robert mag ein Abendessen nach meinem Geschmacke bestellen. Ich kehre bald zurück.“
    Sie traten ein, und der Fürst wartete, bis der Arzt ihn einholte. Er nahm den Arm desselben in den seinigen und ging mit ihm einem dunklen Stadtteil zu.
    „Herr Doktor“, sagte er, „ich habe Vertrauen zu Ihnen und will Ihnen ein Geheimnis mitteilen. Vielleicht sind Sie dann entschlossen, mir einen Dienst zu erweisen, der Ihnen hoch vergolten werden soll.“
    Das leise geführte Gespräch dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis sie in die Nähe der Wohnung des Arztes angekommen waren. Endlich fragte der Fürst noch:
    „Würde es so gehen?“
    „Ja.“
    „Und wollen Sie?“
    „Sehr gern. Gehen wir zur hinteren Pforte!“
    Die Privatirrenanstalt des Doktor Mars war von einer hohen Mauer umgeben, in deren hinteren Seite sich ein Pförtchen befand. Dort verschwanden die beiden.
    Nach einiger Zeit kehrte der Fürst zurück, einen langen, schweren Gegenstand, welcher in ein dunkles Tuch gewickelt war, in den Armen. Er trug denselben um die Stadt herum bis nach dem Bahnhof, den er von hinten erreichte. Dort erhob sich bei seinem Erscheinen eine Gestalt vom kalten Erdboden.
    „Durchlaucht“, flüsterte sie.
    „Ja. Hast lange warten müssen! Ist alles recht?“
    „Ja. Heizer und Maschinist sind im Zimmer. Dort wärmt sich auch der Bahnhofswächter. Das Coupé ist auf.“
    „So komm!“
    Der Diener faßte mit an. Sie schritten auf den Waggon zu, öffneten das Coupé und schoben den Gegenstand hinein, worauf das Coupé verschlossen wurde.
    „Das ist gelungen“, sagte der Fürst. „Nun sorge dafür, daß der Schaffner nicht hineinsieht. In einer Stunde können wir abfahren.“
    Er entfernte sich wieder nach der Stadt zu. Am folgenden Tag wurde von einem ebenso eigentümlichen wie unerklärlichen Ereignisse gemunkelt, und dann erzählte man sich laut und deutlich, daß die Baronin Ella von Helfenstein auf mystische Art und völlig spurlos verschwunden sei.

SIEBENTES KAPITEL
    Eine Ballettkönigin
    Der Chefredakteur des Residenzblattes saß an seinem Tisch. Er schien nicht sehr beschäftigt zu sein, denn er schnitt gedankenvoll oder gedankenlos Splitter aus seinem neuen Lineal. Da trat der Redaktionsdiener ein.
    „Was ist schon wieder?“ fuhr sein Herr auf.
    „Etwas Feines!“ erwiderte das kleine, bewegliche Männchen.
    „Wirklich? Einmal etwas Feines?“
    „Pickfein sogar!“
    „Wer?“
    „Mademoiselle Leda.“
    Bei dem Klang dieses Namens sprang der Redakteur von seinem Stuhl auf.
    „Mademoiselle Leda! Die Tänzerin? Sapperment! Sehen Sie mich einmal an! Ist meine Toilette in Ordnung?“
    Der Kleine beliebäugelte seinen hohen Gebieter vom Kopf bis zu den Füßen herab und antwortete:
    „Unübertrefflich, Herr Doktor.“
    „So laß die Dame eintreten!“
    Er stellte sich in Positur und erwartete die Tänzerin, welche im nächsten Augenblick eintrat und sich mit fast unnachahmlicher Grazie vor ihm verbeugte.
    Sein Kennerauge musterte ihre Gestalt, was sie ruhig mit lächelndem Mund aushielt. Dann ertönte eine gedämpfte, einschmeichelnde Stimme:
    „Nun, gefalle ich Ihnen, Herr Doktor?“
    Er war

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