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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte. Wer suchte in ihnen wohl die beiden Schmiede?
    Als sie erst das Schloß und sodann auch das Dorf hinter sich hatten, wollte der alte Wolf zu sprechen beginnen, aber der Baron machte ein „Pst!“ und warnte ihn:
    „Still jetzt! Wir wissen nicht, ob uns hier jemand hören könnte! Wir befinden uns noch zu nahe an Ihrer Heimat, wo man Sie leicht an Ihrer Stimme erkennen kann. Schweigen Sie noch.“
    So schoß der Schlitten schnell auf der durch den Wald führenden Straße dahin. Da, mit einem Mal, trat ein Mann vor ihnen mitten auf dieselbe und gebot mit lauter Stimme:
    „Halt!“
    Und als der Baron nicht sofort die Zügel anzog, sprang der Mann, um von den Pferden nicht getreten zu werden, auf die Seite, legte das Gewehr an und fuhr drohend fort:
    „Halt! Sage ich! Oder soll ich die Pferde niederschießen?“
    Jetzt folgte der Baron dem Befehl, raunte aber dabei den beiden Schmieden leise zu:
    „Ihr habt euch doch die Worte gemerkt?“
    Er hatte sie nämlich während des Umkleidens instruiert, wie sie sich zu verhalten hätten, falls sie angehalten würden.
    „Ja“, antwortete Wolf leise.
    Der Schlitten hielt an, und jetzt traten noch drei Bewaffnete unter den Bäumen hervor. Der erstere schien der Anführer des kleinen Piquets zu sein, denn er erkundigte sich:
    „Wem gehört dieser Schlitten?“
    „Mir.“
    „So! Bitte, wer sind Sie?“
    „Warum?“
    „Das mag dahingestellt sein. Sie sehen aus meiner Uniform, daß ich Gendarm bin. Ich habe also jedenfalls das Recht, eine solche Frage auszusprechen, ohne die Gründe einem jeden mitteilen zu müssen. Also, mein Herr, wer sind Sie?“
    „Ich bin der Baron Franz von Helfenstein.“
    „Ah! Lassen Sie sehen!“
    Er trat ganz nahe an den Schlitten heran und blickte dem Baron scharf in das Gesicht.
    „Ja. Sie sind es. Glücklicherweise sind Sie mir nicht ganz unbekannt. Das erspart Ihnen Unannehmlichkeiten. Wohin wollen Sie?“
    „Haben Sie auch eine Veranlassung zu dieser Frage?“
    „Ja, sonst würde ich sie einem solchen Herrn gegenüber wohl nicht auszusprechen wagen.“
    „Nun, ich will nach Hellershausen.“
    Das war nicht wahr. Er wollte ja nach einem ganz anderen Ziel, hütete sich aber, dies zu nennen. Hellershausen war zwar auf dieser Straße zu erreichen, lag aber so seitwärts, daß bereits nach einer halben Stunde links eingebogen werden mußte.
    „Schön! Wer sind diese beiden Herren?“
    „Freunde von mir.“
    „Woher? Darf ich ihre Namen wissen? Sie verzeihen, daß ich mich infolge meiner Instruktion auch zu dieser Frage gezwungen sehe.“
    „Monsieur de Latour und Graf de la Messangerie, zwei Franzosen, wie Sie aus den Namen ersehen.“
    „Bestätigen Sie das, meine Herren?“
    Er trat dabei an Wolf heran und blickte ihm in das Gesicht. Der Alte trug, ebenso wie sein Sohn, einen falschen Vollbart und brummte verdrießlich vor sich hin:
    „Nous comprenons, nix deutsch!“
    Das waren die Worte, welche ihnen der Baron eingelernt hatte. Zum Glück war der Gendarm der französischen Sprache nicht im mindesten mächtig. Er begnügte sich mit dieser Antwort:
    „Schön, meine Herren! Fahren Sie weiter!“
    Der Baron hob die Zügel, und die Pferde setzten sich schnell wieder in Trab. Als sie eine genügende Strecke zurückgelegt hatten, um nicht gehört zu werden, sagte er, aber doch noch leise:
    „Welch ein Glück, daß dieser Mensch nicht Französisch verstand! Hätte er euch in dieser Sprache gefragt, so wären wir wohl nicht so ungestraft davongekommen. Wir scheinen Glück zu haben.“
    Nach einiger Zeit lichtete sich der Wald immer mehr, und dann führte die Straße durch offene Felder. Der Schnee lag wie ein weißes, endloses Tuch auf demselben, und man konnte einen jeden Gegenstand auf ziemliche Entfernung hin deutlich erkennen.
    „Jetzt können wir nicht belauscht und überrascht werden“, meinte der Baron. „Wir wollen also endlich reden.“
    Er gab die Zügel locker und setzte sich so, daß er den beiden hinter ihm Sitzenden nicht mehr den Rücken zukehrte.
    „Vorhin hatten wir keine Zeit“, fuhr er fort. „Jetzt können wir das Versäumte nachholen. Also, wie ist das eigentlich gekommen, daß ihr gefangengenommen wurdet?“
    „Hm!“ antwortete der Alte. „Das ist eine verdammte Geschichte! Wir haben heute die Heimat verloren; wir dürfen uns da niemals wieder erblicken lassen.“
    „Was? Ist es wirklich so schlimm?“
    „Ja. Erwischt man uns, so sind auch Sie verloren.“
    „Wieso?“
    „Weil man weiß, daß

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