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62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen

Titel: 62 - Der verlorene Sohn 03 - Die Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eintreten zu lassen und dann die Tür zu verschließen.
    „Ich danke! Ich habe ja meine Leute. Überhaupt –“
    Er hielt inne und blickte sich um.
    Dem Grenzoffizier hatte nämlich die Zeit bis zur Rückkehr Arndts zu lange gedauert. Er hatte an der Hintertür Posten gefaßt und dann das Kommen der Pascher beobachtet. Jetzt sah er, daß diese sich im Keller befanden, und daß nur der eine sich weigerte, auch einzutreten. Brauchte man mit diesem einen so viel Federlesens zu machen? Nein! Er beschloß, hinzugehen und ihn festzunehmen; inzwischen konnte Arndt die Tür zuwerfen und verschließen. Er trat also hinter der Tür hervor und in den Hof hinaus. Das sollte leise geschehen; aber Seidelmann hatte Verdacht geschöpft; er hörte das Knirschen des Schnees unter den Sohlen des Offiziers; er blickte hinter sich, sah die Uniform und erkannte sofort die Art und Weise dieser Situation.
    „Verrat!“ brüllte er laut. „Hier hast du den Lohn!“
    Bei diesen Worten riß er den Revolver, den er schon längst in der Tasche gefaßt hatte, hervor und drückte auf Arndt ab. Aber dieser war darauf vorbereitet; er schnellte sich zur Seite, so daß die Kugel an ihm vorüberflog, und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    Das nötigste war, sich der Mehrzahl zu versichern, da Seidelmann ja nicht flüchten zu können schien, zumal der Offizier eben bei ihm stand und beide Hände nach ihm ausstreckte. Arndt also, mit der Laterne in der Linken, schlug mit der Rechten die Tür zu, drehte den Schlüssel um und zog ihn ab. In demselben Augenblick aber schnellte auch bereits Seidelmann um die Ecke herum und in den Garten hinaus, der Offizier stürzte ihm nach und Arndt hinter ihnen her, noch immer, ohne sich in der Eile ihrer zu entledigen, die brennende Laterne in der Hand.
    Die Gartenmauer war nicht hoch, hatte zudem auch eine breite Lücke. Durch diese letztere floh Seidelmann. Der Grenzoffizier war kaum vier Schritte hinter ihm, sprang nach, blieb aber draußen augenblicklich stehen.
    „Himmelsackerment!“ fluchte er.
    Arndt hatte nun doch, mitten im Garten, die Laterne hingestellt und kam herbei.
    „Was ist's?“ fragte er.
    „Verschwunden!“
    „Wohin?“
    „Das weiß der Kuckuck! Sehen Sie etwa einen Menschen?“
    Es war allerdings rundum kein Mensch zu sehen.
    „Er kann sich doch nicht unsichtbar gemacht haben!“ meinte Arndt.
    „Und fort kann er auch nicht sein! Ich war ihm doch auf allen beiden Fersen!“
    „Sollte er mit Hilfe eines weißen Tuchs – halt! Horchen Sie einmal!“
    „Erdbeben!“
    „Nein. Dieses Rollen ist – ah, schauen Sie hier an der Mauer seitwärts das Loch!“
    „Wahrhaftig! Da hinein muß er sein!“
    In diesem Augenblick kamen andere durch den Garten gelaufen, der Obergendarm an ihrer Spitze und neben ihm der Müller. Der erstere fragte von weitem bereits:
    „Man hat geschossen. Ist einer verwundet oder entkommen?“
    Arndt hatte seine volle Seelenruhe behalten. Er erblickte den Müller und fragte:
    „Was ist das für ein Loch?“
    „Ein alter Stollen.“
    „In Gebrauch?“
    „Nein.“
    „Tief?“
    „Hier nicht; aber es getraut sich doch niemand hinein wegen der Stickluft, und weil er leicht einstürzen kann.“
    „Was ist's damit?“ fragte der Obergendarm.
    „Hm! Dieser Herr wollte nicht warten, bis ich mit den Paschern fertig wurde. Er ließ sich vor der Zeit sehen, und da ist mir gerade der König entkommen.“
    „Alle Teufel!“
    „Er ist in dieses Loch. Die andern stecken dort im Keller. Hier ist der Schlüssel. Lassen Sie sie nicht zu lange stecken, sonst könnten sie auf den Gedanken kommen, die Pakete zu vernichten oder wenigstens wertlos zu machen.“
    „Wo wollen denn Sie hin?“
    Arndt hatte nämlich, während er sprach, die Laterne geholt.
    „Da hinab“, antwortete er.
    „Sind Sie toll?“
    „Nein, nein!“ rief auch der Müller. „Sie kommen um.“
    „Pah! Der Waldkönig ist auch hinab.“
    „Nur um zu entkommen. Er wagt das Leben!“
    „Nein. Er sprach vorhin von dem alten Stollen; er muß ihn kennen. Wohin führt der alte Gang?“
    „Niemand weiß es genau.“
    „Also hinab, ehe der Flüchtling verschwindet!“
    „Herrgott von Mannheim! Der Mensch hat wahrhaftig den Drehwurm!“
    Der das rief, nämlich der alte Förster, war soeben erst herbeigekommen. Er stieß diesen Ruf aus, weil Arndt wirklich in das Loch gesprungen war. Beim Schein seiner Laterne konnte man sehen, daß es ungefähr zwölf Fuß tief war.
    „Was machen wir?“ fragte der

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