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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf dieser Straße.“
    „Du glaubst, daß wir Angst haben müssen?“
    „Natürlich. Wenn nun unser Gaul nicht leiden kann das Reiten, so wird er werden scheu und mit uns davon rennen in alle Lüfte.“
    „So halte fest die Zügel. Ah, es ist eine Dame dabei!“
    Salomon Levi hatte sein Pferd wieder in Bewegung gesetzt. Er betrachtete sich die beiden Entgegenkommenden und antwortete:
    „Ja, es ist dabei ein Frauenzimmer. Wie kann reiten ein Frauenzimmer, da sie doch muß halten beide Beine zugleich nach nur einer Seite. Wenn ihr abrutschen die Beine, so läuft der Gaul fort ohne sie, und sie sitzt unten im Schnee ohne Sattel. Mögen die Frauenzimmer doch lieber spinnen oder stricken oder kochen für ihre Männer, wobei niemals abrutschen beide Beine!“
    Da, jetzt gab Judith dem Alten einen plötzlichen Stoß und sagte:
    „Kennst du sie? He, kennst du sie?“
    „Nein. Hat sie doch vor dem Gesicht einen Schleier.“
    „Aber ihn kennst du?“
    „O Abraham, Isaak und Jakob! Ist es wahr, daß es ist dieser Dichter, dessen Namen wir suchen vergebens?“
    „Ja, er ist es.“
    „Und wer ist sie?“
    „Es ist die Hellenbach. Sie will ihn haben; sie will ihn heiraten; sie will mich bringen um den Jüngling meiner Liebe.“
    „Soll ich ihr vielleicht schneiden ein Gesicht, daß sie bekommt Leibschneiden und Bauchgrimmen auf drei Wochen?“
    „Nein. Ziehe deine Mütze tief herein. Sie brauchen uns nicht zu erkennen.“
    Er folgte ihr; und auch sie zog ihre Kapuze soweit in die Stirn, daß eben nur noch die Augen zu sehen waren.
    Sie hatte immer noch die Peitsche in der Hand. Sie schwirrte dieselbe hin und her und fragte:
    „Soll ich geben dieser Hellenbach einen Hieb über die Nase?“
    „Gott der Gerechte! Was fällt dir ein! Wenn sie nun steigt ab und prügelt dich mit der Reitpeitsche!“
    „Meine Peitsche ist länger.“
    „Aber dieser Bertram hat auch eine und wird ihr helfen.“
    „So nimmst du ihn auf dich und hältst fest seine Hände.“
    „Dann aber werden sie gehen auf das Gericht und uns anzeigen wegen Mordversuch und Verletzung mit Instrumenten, welche sind gefährlich für das Leben des Menschen. Nein, Judithleben! Lassen wir ruhig dahin trollen unsern Gaul, und tun wir gar nicht, als ob wir kennen diese Leute.“
    Jetzt kamen sie aneinander vorüber. Da zuckte es doch in Judiths Hand. Sie hatte zuviel vom Orient in sich; sie war feurig, jähzornig und rachsüchtig. Noch waren die beiden Reiter nicht ganz am Schlitten vorbei, da holte sie aus. Sie schlug nicht nach der Reiterin, sondern nach dem Tier derselben. Die scharfe Schmitze ihrer Peitsche traf unglücklicherweise die Weiche des Pferdes, die empfindlichste Stelle desselben. Es schlug vor Schmerz hinten aus, stieg vorn empor und schoß dann mit der Reiterin, welcher, da sie auf so etwas nicht gefaßt gewesen war, die Zügel entfallen waren, in rasendem Galopp davon.
    „Au waih, au waih!“ rief der Jude. „Was hast du getan?“
    „Was ich hab getan?“ antwortete sie. „Geschickt habe ich sie zum Teufel. Sie wird stürzen vom Pferd und brechen den Hals und sämtliche Beine.“
    Aus ihren Augen blitzte die Freude über das, was sie getan hatte. Während der Schlitten seinen Weg verfolgte, blickte sie rückwärts und referierte:
    „Siehst du, wie sie sich Mühe gibt, sitzen zu bleiben.“
    „Aber sie wird fallen.“
    „Sie soll fallen; sie muß fallen. Er reitet hinter ihr her, so schnell er kann!“
    „Ah! Gott der Gerechte! Jetzt stürzt sie.“
    „Ja, sie ist gestürzt; sie liegt auf der Straße.“
    „Sie bewegt sich nicht. Sie ist tot; aber ihr Pferd rennt weiter und immer weiter.“
    „Und Bertram kommt bei ihr an. Er hält an und steigt ab. Er kniet zu ihr hin. Jetzt wird er sie nehmen in seine Arme und sie vielleicht gar küssen auf den Mund.“
    Sie knirschte vor Wut mit den Zähnen; er aber nahm ihr die Peitsche aus der Hand und sagte in warnendem Ton:
    „Du hast gehandelt wie eine Heldin. Du hast sie gebracht zum Fall von ihrem Pferd. Nun aber laß uns auch sein vorsichtig wie die Feldherren, welche sich nicht fangen lassen vom Feind. Wir wollen geben dem Gaul einen Klapps mit der Peitsche, daß er schleunigst rennt nach Hause, damit uns nicht nachkommt Robert Bertram, wenn er uns stellen will zur Rede.“
    Er gab dem Pferd einen kleinen Hieb, so daß es ausgriff und den Schlitten so schnell davonzog, wie es seinen spärlichen Kräften möglich war. –
    Robert Bertram war fürchterlich erschrocken, als er das Pferd

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