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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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möglichst weit hinaus. Ein halbes Jahr?“
    „Na, meinetwegen! Hier ist der Wechsel. Bitte!“
    Das ging so exakt und jovial wie am Schnürchen. Der Leutnant griff zur Feder und begann, das Formular auszufüllen. Da wurde am Vorsaal geklingelt, und einige Augenblicke später hörte man die Frage:
    „Grüß Gott, liebes Kind! Ist Willibald da?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „Im Teezimmer. Aber es ist ein –“
    „Schon gut, schon gut! Finde ihn schon!“
    „Aber, lieber Vater, es ist –“
    „Gut, gut! Bin schon da!“
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein älterer Herr, dem man den Lebemann sofort ansah, trat ein.
    „Guten Tag, mein Söhnchen! Wie geht's? Wie – ah, du bist nicht allein! Ich störe? Entschuldigung!“
    Er verbeugte sich vor dem Leutnant, drückte dem Hausherrn die Hand und bemerkte:
    „Werde nicht lange belästigen. Bin gleich fertig.“
    „Willst du nicht einstweilen da eintreten?“
    Er deutete nach der Tür.
    „Danke, danke sehr! Habe keine Zeit, zu warten, gar keine! Bin außerordentlich pressiert. Werde gleich wieder gehen!“
    „Na, da mag es erlaubt sein – mein Schwiegervater – Herr Leutnant von Scharfenberg!“
    Die beiden Genannten verbeugten sich voreinander, und dann wendete sich der Schwiegervater an den Schwiegersohn:
    „Höre, Willibald, eine Nachricht, eine famose Nachricht!“
    „So? Geschäftlich?“
    „Ja, natürlich! Die Peruaner fallen fürchterlich –“
    „Das nennst du famos?“
    „Ja, denn dafür steigen die Chilenen riesig. Sie steigen von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute, von Augenblick zu Augenblick. Die Chilenen haben drei Schlachten gewonnen. Erhielt heute bereits die zweite Depesche, Chilenen anzukaufen, so viel nur immer möglich. Bin bis jetzt im alleinigen Besitz des Geheimnisses. Kann sie ganz billig bekommen und hoch, sehr hoch losschlagen. Ausgezeichnetes Geschäft!“
    „Gratuliere!“
    „Danke, mein Junge!“ Dabei schlug er ihn gutmütig auf die Achsel und fuhr heiter fort: „Ist aber ein verteufeltes Pech dabei. Hast du Bargeld liegen?“
    „Hm! Warum?“
    „Habe bereits für vierzigtausend Gulden gekauft und mich ganz ausgegeben. Kann noch eine Partie bekommen, leider aber, wie natürlich, nur gegen bar. Hast du Geld?“
    „Ich habe allerdings fünfzehntausend Gulden daliegen, aber über diese Summe ist bereits –“
    „Daliegen?“ unterbrach ihn der Schwiegervater. „Fünfzehntausend? Bravo! Hurra! Da komme ich zur guten Stunde! Übermorgen zahle ich sie zurück. Schaff her!“
    „Das wird wohl kaum gehen.“
    „Warum nicht?“
    „Ich habe bereits anderweit darüber verfügt.“
    „Anderweit? Unsinn! Wie denn?“
    Schönlein tat einigermaßen verlegen; er konnte ja auch anständigerweise nicht den Offizier verraten. Darum machte er die Ausrede:
    „Ich habe es auf Hypothek versprochen.“
    „Auf Hypothek? Was? Dein Schwiegervater muß dir näher stehen, als die beste Hypothek. Überhaupt kann der Mann noch bis übermorgen warten.“
    „Er braucht es heute.“
    „Papperlapapp! Mit diesen fünfzehntausend kann ich gegen fünftausend gewinnen, gerade den dritten Teil. Und du gibst das Geld einem anderen? Schäm dich, Willibald! Das hätte ich von dir nicht gedacht! Aber warte!“
    Er stieß ein lustiges Lachen aus und eilte durch die andere Tür davon.
    Der Leutnant hatte wie auf Kohlen gestanden. Erst die Freude, so viel Geld zu bekommen, und nun plötzlich dieser verteufelte Schwiegervater! Der Wechsel war schon ausgefüllt, und der Ehrenschein auch bereits angefangen.
    „Herr Schönlein, wäre es nicht am besten“, stotterte er.
    „Was, Herr Leutnant?“
    „Sie teilten dem Herrn Schwiegerpapa aufrichtig mit, daß ich es bin, der das Geld empfangen soll.“
    „So, so! Ich dachte, daß Sie Diskretion wünschen!“
    „Unter diesen Verhältnissen halte ich die Mitteilung für angezeigt. Im übrigen darf ich dem Herrn Schwiegervater doch wohl Verschwiegenheit zutrauen.“
    „Gewiß, gewiß! Ich werde also – mein Himmel, er lachte, als er hier hinausging. Ich ahne etwas!“
    „Doch nichts Unangenehmes?“ fragte der Offizier besorgt.
    „O nein. Aber, wissen Sie, wir nehmen einander nichts; die Kassen stehen uns gegenseitig zur Verfügung, und der Papa ist ein wenig gewalttätig, obgleich man ihm nichts übelnehmen kann. Es fällt mir ein, daß ich den Feuerfesten offengelassen habe. Darin liegt die Summe. Er wird doch nicht auf den Gedanken gekommen sein, sich selbst zu nehmen, was er – ah, da ist

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