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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus dem Kassenschrank des armen, unschuldigen Petermann!“
    Da ließ die Riesin einen zischenden Laut hören, trat einen Schritt zurück und stieß hervor:
    „Ah, Sie wissen alles! Sie sind nicht, was Sie scheinen! Sie sind ein verkappter Polizeispion! Gut! Sie sollen von mir bedient werden! Ich kann nicht dulden, daß es einen Menschen gibt, der meine Geheimnisse kennt. Es ist mir gleich, ob ich nur der Hehler oder auch der Mörder einer Leiche bin. Sie haben sich an mich gewagt; gut – Sie sind ein toter Mann.“
    Sie sprang auf ihn ein, um ihn bei der Gurgel zu fassen und zu erdrosseln, stieß jedoch in demselben Augenblick einen lauten Schrei aus. Er hatte ihre beiden Hände an den Gelenken gepackt und hielt sie mit solcher Kraft fest, daß ihr der eiserne Druck seiner Finger den Schmerzensschrei erpreßt hatte.
    „Armes Geschöpf!“ sagte er. „Bildest du dir wirklich ein, den Jongleur Zwiebel erwürgen zu können? Und wenn dir der Angriff gelungen wäre, so hätte es dir doch nur Schaden gebracht. Paß auf!“
    Er stieß einen Pfiff aus, und im Nu wurde es unter der weißen Decke, welche sie natürlich für Schnee gehalten hatte, lebendig. Mehr als ein Dutzend Männer umringten sie und ihre Mutter.
    Da brüllte sie vor Grimm laut auf und suchte ihre Hände aus dem umklammernden Griff des Fürsten zu reißen – vergebens.
    „Spion! Schurke! Lügner! Schuft!“ sprudelte sie.
    „Handschellen her!“ gab er zur Antwort.
    Sie wurde auch von hinten ergriffen und festgehalten und dann in Fesseln gelegt. Auch ihre Mutter erhielt Handschellen. Auf einen zweiten, lauteren Pfiff kam eine Droschke herbei, welche drüben am Kirchhof auf dieses Zeichen gewartet hatte. Die beiden Gefangenen wurden hineingezwungen, denn die Riesin weigerte sich, einzusteigen, und dann ohne alles Aufsehen nach dem Gefängnis gebracht.
    Die Herren zerstreuten sich. Als der Fürst von dem Gerichtsdirektor Abschied nahm, sagte der letztere:
    „Unser heutiger Fang wird Aufsehen erregen, wenn er einmal bekannt wird.“
    „Der morgige noch mehr. Ich werde Sie am Vormittage aufsuchen, um Ihnen meine Vorschläge zu machen. Wer hat zu bestimmen, welcher Beamte die Untersuchung zu führen hat?“
    „Ich als Gerichtsdirektor.“
    „Darf ich es wagen, Ihnen einen Vorschlag zu machen?“
    „Bitte befehlen Sie!“
    „Besitzt der Herr Assessor von Schubert Ihre Zufriedenheit?“
    „Sogar meine Anerkennung und Sympathie. Dieser junge Beamte wird sich schnell emporarbeiten.“
    „Möchten Sie diesen eklatanten Fall nicht ihm übergeben?“
    „Das wäre allerding eine bedeutende Auszeichnung, doch soll er sie haben, da Sie es wünschen. Aber darf ich vielleicht erfahren, warum Sie gerade den Assessor bevorzugt sehen wollen?“
    „Ich möchte dies als Belohnung gelten lassen für die Art und Weise, in welcher er die Untersuchung gegen den unschuldigen Robert Bertram leitete.“
    „Ich verstehe und billige diese Absicht ganz und gar. Also morgen habe ich die Ehre?“
    „Am Vormittag. Gute Nacht!“ –
    Als Max Holm sich von den anderen getrennt hatte, fühlte er einen innere Befriedigung wie noch selten in seinem Leben. Er hatte das seinige getan, Ellen Starton an ihren Feinden zu rächen, und er war überzeugt, daß sein Plan gelingen werde.
    Alsdann dachte er an den armen Werner. Sein Herz drängte ihn, diesem mitzuteilen, daß er in kurzer Zeit seine Tochter, als unschuldig verurteilt, wieder frei sehen werde. Er brauchte ihm ja weiter gar nichts zu verraten.
    Auf dem Weg zum Theaterdiener kam er an dem Café vorüber, in welchem er mit Werner und Monsieur Jean gesessen hatte. Das Liegen im kalten Schnee, nur mit einem Bettuch bedeckt, hatte ihm die Glieder erstarrt, darum beschloß er, erst ein Glas Grog zu sich zu nehmen.
    Er verwunderte sich nicht wenig, bei seinem Eintritt den am Tisch sitzen zu sehen, zu dem er eben hatte gehen wollen – den Theaterdiener Werner.
    „Guten Abend, Papa Werner!“ grüßte er, bei ihm Platz nehmend. „Das ist ja ein blaues Wunder!“
    „Beinahe, mein lieber Herr Holm! Ich bin seit langen Jahren nicht mehr kneipen gegangen, das heißt natürlich, auf eigene Rechnung. Heute nahm ich mir zum ersten Mal vor, eine Tasse wirklichen chinesischen Tee zu trinken – zu zwanzig Kreuzer!“
    „Ah!“
    Er setzte schnalzend die Tasse vom Mund.
    „Verschwender!“ scherzte Holm.
    „Oho! Ich kann es mir bieten!“
    „Wirklich? Hat das Glück vielleicht auch einmal den Weg zu Ihnen gefunden?“
    „Wie man

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