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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schnelligkeit seines Pferdes zu vermindern, und sah Holm in rasendem Tempo näher kommen.
    „Doktor, sind Sie verrückt?“ rief er ihm zu.
    „Nein. Nur vorwärts, vorwärts! Wir müssen ihn haben!“
    Jetzt hatte Holm den Fürsten fast erreicht. Sie konnten einige längere Sätze wechseln.
    „Sie werden den Hals brechen!“ warnte der Fürst.
    „Denke nicht daran! Ich denke nur an den dort!“
    „Der Mensch hat sich unglücklicherweise das bessere Pferd ausgewählt!“
    „Soll ihm nichts helfen! Sehen Sie, daß die Straße einen Bogen nach links schlägt?“
    „Ja.“
    „Er folgt der Straße. Ich aber werde die Sehne dieses Bogens abreiten.“
    „Um Gottes willen! Sie sind wahnsinnig!“
    „Nein. Dieses junge Tier hat einen außerordentlich sicheren Gang.“
    „Aber es geht über lauter Felder!“
    „Egal!“
    „Und dort ist ein Bach!“
    „Ich reite hindurch! Auf diese Weise komme ich dem Baron voraus. Er ist gezwungen, von der Straße ab nach rechts auf das Feld zu weichen, da nach dem Wäldchen hinüber. Ich umreite es links. Sie rechts, dann treffen wir hinter dem Wäldchen ganz sicher auf ihn.“
    „Sie werden aber vorher das Genick eingebüßt haben!“
    „Keine Sorge! Ich habe das Reiten gelernt.“
    Er war dem Fürsten jetzt soweit voraus, daß sie einander nicht mehr zu verstehen vermochten.
    Holm bog, wie er gesagt hatte, nach links ab, um die Sehne des Bogens, welchen der Baron ritt, abzuschneiden. Der Rotschimmel stürmte über die Äcker und Wiesen dahin, als ob er die Entfernung verschlingen wolle. Der Bach kam. Im Hui flogen sie darüber hinweg. Und weiter, weiter ging's.
    Jetzt befand sich Holm bereits parallel mit dem Baron. Dieser bemerkte ihn, hielt für einen Augenblick sein Pferd an, erkannte die Gefahr, zwischen zwei Verfolger genommen zu werden, und brach nach rechts ab, von der Straße weg, auf die Felder hinüber, ganz wie Holm es berechnet hatte.
    Der Fürst sah es und lenkte sein Pferd auch nach rechts. Zu gleicher Zeit sah er, daß es auch dem kühnen Doktor gelang, seinem sattel- und bügellosen Pferd dieselbe Richtung zu geben.
    So ging es zehn Minuten weiter.
    Der Baron näherte sich dem Wäldchen von vorn. Der Fürst kam zur rechten Seite hinter ihm, und Holm schlug links einen etwas weiteren Bogen, um in gleicher Höhe mit dem Verfolgten zu bleiben.
    „Tod und Teufel!“ knirschte dieser. „Sie machen es mir verdammt sauer. Woher nur dieser Kerl, da links, das Satansroß bekommen hat! Das geht wie eine Schwalbe in der Luft!“
    Jetzt hatte er die rechte Ecke des Waldes erreicht und stürmte am Saum dahin. Er fühlte, daß sein Pferd zu ermüden begann.
    Der Wald war nicht tief. Er lief hinten in einer Spitze aus, und hinter dieser lag ein Dorf.
    „Ah, gerettet, vielleicht gerettet!“ sagte sich der Baron. „Die Häuser werden mir erlauben, den beiden Verfolgern aus dem Gesichtskreis zu verschwinden. Dann mögen sie mich suchen!“
    Er drückte dem Pferd die Sporen in die Weichen, daß es laut aufstöhnte und alle Kräfte anstrengte. Sich umblickend, sah er den Fürsten noch in beträchtlicher Entfernung hinter sich. Aber da drüben, links, kam Holm nun auch hinter dem Wald hervor, und zwar in beängstigender Nähe.
    Das Dorf war nicht weit. Der Baron flog auf dasselbe zu, zwischen die Häuser hinein, riß sein Pferd auf die Seitenstraße herum, jagte zwischen zwei Bauerngüter hindurch und befand sich nun hinter dem Dorf, die Häuser desselben zwischen sich und seinen Verfolgern. Er atmete erleichtert auf. Sie mußten ihn nun erst suchen; sie konnten nicht wissen, welchen Weg, welche Richtung er eingeschlagen hatte.
    Jetzt nun bemerkte er auch ein schloßähnliches Gebäude, welches in geringer Entfernung zwischen dichten Bäumen lag. Nicht weit von ihm, in der Nähe eines kleinen Buschwerks, waren einige Feldarbeiter beschäftigt. Er lenkte zu ihnen hin, deutete auf das Gebäude und fragte:
    „Wie heißt das Schloß?“
    „Waldau.“
    „Wem gehört es?“
    „Dem Herrn Major von Scharfenberg.“
    In den Augen des Barons blitzte es freudig auf.
    „Wissen Sie, ob der Major zu Hause ist?“
    „Ja. Er ist heute unwohl.“
    „Danke!“
    Er trieb sein Pferd von neuem an und galoppierte dem Schloß entgegen.
    „Ein Feind von mir, dieser Major von Scharfenberg“, sagte er zu sich. „Er glaubt, daß ich seinen Sohn zum Spiel verleitet habe. Aber er soll mir dennoch andere Kleider geben. In dieser Uniform kann ich nicht entkommen. In Zivil kann ich laufen; das

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