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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verhaltungsvorschriften. Bitten Sie um einen Kriminalbeamten und um einen tüchtigen Arzt. Beide aber müssen noch am heutigen Tag hier eintreffen.“
    „So werde ich schleunigst abreisen. Vorher aber wollen wir tun, was wir bisher noch unterlassen haben, nämlich seine Taschen durchsuchen.“
    Er nahm die Kleider her und visitierte die Taschen. Es fand sich nichts, gar nichts als das Stück Brot, welches der Baron sich in der Frühe abgeschnitten hatte.
    „Hm!“ brummte der Obergendarm. „Auch kein Leckerbissen für einen Baron. Aber woher mag er dieses Brot wohl haben?“
    Der Arzt nahm es aus seiner Hand, betrachtete es und meinte dann:
    „Das ist nicht alt; das ist erst heute von einem Laib abgeschnitten worden.“
    Die alte Köhlersfrau stieß ihren Mann an und flüsterte:
    „Um Gottes willen! Sie werden es doch nicht merken!“
    „Warte es ab!“
    Der Blick des Gendarmen fiel wirklich auf den Tisch, auf welchem das Brot noch immer lag, doch war von demselben bereits mehr abgeschnitten und gegessen worden.
    „Das ist ja auch ganz solches Haferbrot“, sagte er. „Zeigen Sie doch einmal her!“
    Er paßte die Schnitte an den Laib an und meinte dann:
    „Ja, ganz dasselbe. Haben Sie heute Brot verschenkt oder ein Stückchen verkauft, Herr Hendschel?“
    „Nein.“
    „Es ist auch kein Fremder heute hier eingekehrt?“
    „Nein.“
    „Dachte es mir, doch muß man nach allem fragen. Der Hauptmann kann ja gar nicht aus dieser Richtung gekommen sein, sondern von jenseits.“
    „Wieso?“ fragte der Arzt.
    „Der Herr Leutnant von Willmers hat im Wald einen Touristen getroffen, dem der Hauptmann begegnet ist. Dieser Tourist war ein Amerikaner. Ihm haben wir es eigentlich zu verdanken, daß wir diesen Fang gemacht haben, denn er hat die Aufmerksamkeit des Leutnants auf ihn gelenkt. Der Hauptmann, oder vielmehr der Baron hier, ist am Felsen emporgestiegen, von unten nach oben, also kann er doch nicht aus der Richtung dieses Hauses gekommen sein.“
    „Gott sei Dank!“ flüsterte die Köhlerin.
    „Hoffentlich geht alles gut!“ antwortete ihr Mann ebenso leise. „Wie steht es mit dir, Vetter?“
    „Ah, habe ich Angst ausgestanden!“
    „Es hat doch noch kein Mensch etwas gesagt!“
    „O ja, doch! Als ihr droben in der Kammer wart, um das Bett herabzuholen.“
    „Wer denn?“
    „Der Obergendarm.“
    „Was sagte er denn?“
    „Er fragte, wer ich sei, wie ich heiße, woher ich bin und was ich hier bei euch will.“
    „Du hast ihm die Wahrheit gesagt?“
    „Ja.“
    „Und was meinte er dazu?“
    „Gar nichts. Er blieb ganz freundlich.“
    „Na, siehst du, daß ich recht hatte! Es ist für dich gar keine Gefahr vorhanden. Du kannst ganz ruhig zu den Deinen zurückkehren. Am besten ist es, wenn du das heute noch tätest.“
    „Soll ich euch allein lassen bei der Last, die nun jetzt auf euch liegt?“
    „Du kannst uns auch nichts helfen und wirst daheim viel nötiger gebraucht als hier bei uns.“
    Jetzt erhob sich der Obergendarm von seinem Stuhl, trat herbei und sagte in freundlicher Weise:
    „Es tut mir leid, daß Sie eine solche Belästigung erfahren müssen, aber Sie sehen doch wohl ein, daß wir den Verunglückten nicht weiterschaffen konnten?“
    „Er mag hier bleiben, wenn es Ihnen recht ist.“
    „Gut! Man wird Sie entschädigen; aber ich mache Sie darauf aufmerksam, daß der Kranke ein schwerer Verbrecher ist. Er ist unser Gefangener. Sie würden einer strengen Strafe verfallen, wenn Sie sich nicht nach meiner Bemerkung richten wollten.“
    „Ich habe keine Veranlassung dazu.“
    „Es ist sogar möglich, daß man Ihnen heimlich Geld bietet, viel Geld, um den Gefangenen zu befreien. So etwas haben Sie uns unverzüglich zu melden. Ich gehe jetzt fort. Es wird noch heute ein Gerichtsbeamter kommen, welcher Ihnen bis ins Einzelne sagen wird, wie Sie sich zu verhalten haben. Adieu!“
    Er verabschiedete sich auch vom Arzt und ging. –
    Das kleine, freundliche Städtchen Langenstadt, nach welchem sich der jetzt als Amerikaner verkleidete Flüchtling begeben wollte, liegt zwischen den Ausläufern des Gebirges an einer Sekundärbahn. Sich vom Fuß eines von Gärten umfaßten Berges zur Höhe ziehend, führt seine letzte Straße nach dem Schloß der Scharfenbergs, welches hell und stolz die Gegend überschaut.
    Nur ein wenig über eine halbe Wegstunde von Langenstadt entfernt liegt, auch am Fuß eines Berges, der Ort Randau, und oben auf der Höhe erhebt sich das Schloß gleichen Namens, zu

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