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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit dem Vetter Kohlenbrenner und der Muhme ausgegangen, um ihnen die Residenz zu zeigen.“
    „Das freut mich. Auf diese Weise kann ich mit Ihnen etwas sehr Nötiges unter vier Augen verhandeln.“
    Sie wurde ein wenig verlegen.
    „Ist es sehr nötig?“ fragte sie.
    „Ja, sehr. Es ist nicht aufzuschieben.“
    „Bitte, was ist es?“
    „Hm, es ist so etwas von Liebe und vom Heiraten.“
    Ihre Wangen färbten sich hochrot. Und doch war dies gar nicht nötig, denn wenn der gute Anton so sehr geläufig von der Liebe und vom Heiraten sprach, hatte er ganz gewiß nicht sich selbst im Sinn.
    „Das wäre ja etwas recht Seltsames“, brachte sie hervor, um doch nur etwas zu sagen.
    „Ja, mir kommt es auch seltsam vor, als er es mir sagte.“
    Da gewann sie schnell ihre Fassung wieder und fragte:
    „Er? Wen meinen Sie?“
    „Adolf.“
    „Der? Was Sie sagen! Will er heiraten?“
    „Partout und sehr bald.“
    „Wen denn?“
    „Na, davon werden Sie wohl auch keine Ahnung haben! Werners Emilie nämlich!“
    Da ließ sie die Hände in den Schoß sinken und blickte ihn in höchster Überraschung an.
    „Das ist ja eine ganz unerwartete Neuigkeit!“
    „Mir war es auch neu. Hoffentlich wird es auch alt.“
    „Aber ich müßte doch etwas wissen, wenn sie verlobt wären.“
    „Das sind sie freilich noch nicht.“
    „So haben Sie nur erst miteinander gesprochen?“
    „Auch noch nicht.“
    „Was? Höre ich recht! Noch nicht?“
    „Kein Wort!“
    „Und sie wollen sich heiraten?“
    „Einstweilen nur er sie.“
    Da lachte sie so herzlich auf, daß er wohl oder übel mit einstimmen mußte; dann sagte er:
    „Ja, lachen Sie nur! Es ist doch so! Aber nun möchte er gern wissen, ob auch sie ihn will, und da sollen Sie sich mit ins Mittel schlagen.“
    „Was soll ich tun?“
    „Wir beide kommen heute abend zu Ihnen; könnten Sie es nicht so einrichten, daß Fräulein Emilie auch da wäre?“
    „Ich müßte sie einladen.“
    „Ganz recht! Wollen Sie das tun?“
    „Sehr gern. Ich werde selbst zu ihr gehen.“
    „Gehen Sie gleich! Es ist keine Zeit zu verlieren, wenn Sie nicht zu spät kommen wollen. Sie sagt sonst vielleicht irgendwo anders zu.“
    „O nein. Emilie geht nicht aus, als nur zu mir. Wir haben also keine so große Eile dabei.“
    „Schön! Und wenn Sie es ganz hübsch machen wollen, bitte, so fragen Sie doch einmal so ein bißchen hinten herum bei ihr an, ob sie ihm gut ist.“
    „Ich denke, er will selbst fragen!“
    „Hm! Eigentlich ja. Aber er ist ein eigentümliches Kerlchen. Wenn er sie sieht, so geht ihm der Mut flöten.“
    „Da wären Sie wohl anders?“
    „Das versteht sich! Ich würde draufgehen wie Blücher.“
    „Wirklich?“
    „Ja. Ich würde es nämlich so machen: Ich – ich – ich –“
    Er blieb stecken. Sie wartete eine Weile und fragte dann:
    „Nun, wie würden Sie es denn machen?“
    „Na, rundweg gesagt, ich machte eben kurzen Prozeß.“
    „So! Wie wird denn der gemacht?“
    „Das wissen Sie nicht?“
    „Nein.“
    „Nun, ich fragte ganz einfach: Willst du mich?“
    „Und wenn sie ja sagte?“
    „So spräch' ich dann: Da hast du mich!“
    „Das ist allerdings ein sehr kurzer Prozeß. Wie aber nun dann, wenn sie nein sagte?“
    „Sapperlot! Das hoffe ich doch nicht!“
    „Man muß aber auch daran denken.“
    Er rieb sich verlegen die Hände und antwortete:
    „Na, da fange ich lieber gleich gar nicht an! Das wäre ja eine Blamage, die man gar nicht verwinden könnte.“
    „Eine Blamage doch keineswegs. Wenn ein Ehrenmann eine brave junge Dame fragt, ob sie ihn liebhat und sie muß ihm mit nein antworten, so ist das keine Demütigung für ihn, gar nicht.“
    „Aber doch ärgerlich!“
    „Das mag sein.“
    „Und kränkend für den, der ein Gemüt hat.“
    „Meinen Sie?“
    „Ja. Ich setze zum Beispiel den Fall, ich –“
    Sie blickte zu ihm auf, um den Fall mit anzuhören; aber da war es leider mit dem Fall zu Ende, noch ehe er angefangen hatte.
    „Welchen Fall meinen Sie?“ fragte sie.
    „Ich meine einen – einen – hm, einen höchst interessanten, einen sehr schönen Fall.“
    „Darf ich ihn erfahren?“
    „Ja.“
    „Nun, bitte!“
    „Ich setze also den Fall, ich wäre – ich hätte –“
    Er blieb abermals stecken, weil sie ihn so erwartungsvoll anblickte.
    „Weiter, weiter!“
    „Ah, Fräulein Anna, haben Sie da nicht eine Masche fallen lassen?“
    Bei diesen Worten zeigte er auf ihre Häkelarbeit, um ihren Blick von sich

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