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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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manches Mal auf der Zunge gelegen, groß, rund und schwer, wie ein Hefekloß, und es wollte nicht heraus. Jetzt aber steckt der Ton endlich in der Trompete und nun wird auch fortgeblasen. Komm, Herzensmädchen, ich muß dir noch einen Kuß geben; weißt du, so einen, auf den noch dreihundert andere kommen!“
    Er war jetzt ein ganz anderer, er herzte, drückte, streichelte und küßte sie, daß sie kaum zu Atem kommen konnte, und eben standen sie beisammen, Mund an Mund, so ging die Tür auf und die Muhme Kohlenbrennerin trat ein, hinter ihr ihr Alter und dann der Wachtmeister.
    Die Erstgenannte erblickte die zärtliche Gruppe natürlich zuerst. Sie machte ein ganz erstauntes Gesicht und sagte:
    „Herrjemine, da beißen sich zwei miteinander!“
    „Wo denn?“ fragte der Wachtmeister, sich vordrängend.
    Die beiden waren natürlich auseinandergefahren. Anna war glühendrot vor Verlegenheit, doch strahlte ihr Gesicht in glücklicher Freude. Anton kratzte sich hinter dem Ohr. Er wäre am liebsten ausgerissen, da er aber fühlte, daß er doch irgend etwas sagen müsse, so meinte er:
    „Herr Wachtmeister, ich bin auch da!“
    „Ich sehe es, mein Lieber. Willkommen!“ antwortete der Angeredete, indem er ihm die Hand entgegenstreckte.
    Anton schlug ein und bemerkte dabei:
    „Schönes Wetter heute! Denken Sie, daß es sich halten wird?“
    „Ich hoffe es!“ meinte der Wachtmeister lächelnd und mit einem Seitenblick auf seine Tochter.
    „Es könnte aber doch möglich sein, daß es noch regnet. Es gab gerade zu Mittag da drüben gegen Westen zwei oder drei kleine Wölkchen. Das bedeutet allemal veränderliches Wetter.“
    „Na, das wollen wir ruhig abwarten. Man muß das Wetter nehmen, wie es kommt. Aber, Kinder, was meinte denn die Muhme da eigentlich mit dem Beißen?“
    Anton zerrte am Schnurrbarte und antwortete dann verlegen:
    „Herr Wachtmeister, gebissen haben wir uns nicht. Das werden Sie mir doch nicht zutrauen?“
    „Was denn?“
    „Hm! Wir haben uns einander etwas gesagt.“
    „Das klingt schon friedlicher. Darf ich vielleicht wissen, was ihr euch gesagt habt?“
    „Ja. Aber wäre es nicht besser, wenn Sie warteten, bis ich fort bin? Anna kann es dann erzählen.“
    Diese aber fiel schnell ein:
    „Nein, nein! Sag du es nur jetzt!“
    „Sapperment! Hm! Ja! Verfluchte Geschichte! Wissen Sie, Herr Wachtmeister, ich werde nämlich nicht mehr lange beim Fürsten von Befour wohnen.“
    „So, so!“
    „Ja. Ich ziehe aus.“
    „Haben Sie gerade dies meiner Tochter gesagt?“
    „Das eigentlich nicht; aber ich hätte es sagen können, denn es gehört dazu. Wissen Sie, wo ich hinziehe?“
    „Nein.“
    „Ich auch nicht.“
    „Sapperlot!“ lachte der Wachtmeister, welcher wohl erriet, was geschehen war, und sich an der Verlegenheit Antons weidete. „Sie fragen mich, ob ich es weiß, und wissen es selbst nicht!“
    „Na, eigentlich wüßte ich es.“
    „So! Das widerspricht sich aber!“
    „Nein, nicht ganz. Haben Sie nicht Lust, auszuziehen?“
    „Ich? Weshalb sollte ich denn ausziehen?“
    „Weil dieses Logis zu klein ist.“
    „Für uns ist es groß genug.“
    „Ja, für Sie, aber für uns nicht.“
    „Sie sagen ‚uns‘! Sie meinen also sich mit?“
    „Ja, denn einen Schwiegersohn werden Sie doch wohl einmal bekommen, und dann müssen wir zusammenziehen.“
    „Hm! Einen Schwiegersohn muß ich einmal bekommen, und dann ziehe ich mit Ihnen zusammen? Das klingt ja geradeso, als ob Sie dann der Schwiegersohn wären?“
    „Ja, freilich! Gott sei Dank, endlich ist es heraus! Man glaubt doch gar nicht, wie sauer es einem werden kann, um das Jawort anzuhalten. Ich heirate einmal, aber nicht wieder!“
    „Ach so! Sie wollen um das Jawort anhalten?“
    „Ja, wenn Sie nichts dagegen haben.“
    „Gegen wen?“
    „Gegen die Anna.“
    „Oh, gegen die habe ich gar nichts.“
    „Aber wohl gegen mich?“
    „Auch nicht – aber ich begreife noch immer nicht –?“
    „Donnerwetter! Ich kann noch gar nicht recht auf das richtige Wort kommen. Ich meine nämlich, ob Sie nichts gegen die Hochzeit und gegen die Heirat haben!“
    „Lieber Freund, Sie sind ein sonderbarer Heiliger! Sie wissen ja, daß ich sehr viel auf Sie halte, und doch wollen Sie nicht mit der Sprache heraus. Sagen Sie es doch offen! Sie haben meine Tochter lieb?“
    „Ja, zum Fressen!“
    „Ah, drum habt ihr euch vorhin gebissen! Wie aber steht es denn eigentlich mit ihr?“
    „Sie ist einverstanden. Sie liebt mich wieder. Wie

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