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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meinen Sie denn, soll ich das Aufgebot bestellen?“
    „In Gottes Namen! Kinder, ich habe schon lange Zeit gemerkt, wie es mit euch steht. Ich habe mich herzlich darüber gefreut. Meine Einwilligung habt ihr und meinen Segen dazu.“
    „Nun danket alle Gott!“ seufzte Anton. „Das war die schwerste Stunde meines Lebens. Ich will nicht hoffen, daß so etwas wiederkommt!“
    „Nein, hoffen wir das nicht!“ lachte der Wachtmeister. „Wenn es Ihnen heute so schwer geworden ist, so mag es Ihnen in Zukunft desto leichter werden, uns Ihre Liebe zu zeigen!“
    „Oh, die werden Sie schon sehen, die ist ja häuserhoch! Aber, wie steht es denn mit der Verlobung?“
    „Schön! Jetzt bekommen Sie Mut. Wie lange wollen Sie denn warten bis zur Verlobung?“
    „Warten? Hm! Gar nicht. Ich meine nämlich, weil heute abend Adolf kommt, so – na, er ist ja einmal eingeladen, und da könnten wir die Geschichte, sozusagen, gleich mit abmachen.“
    „Also schon heute abend Verlobung? Das ist eilig. Aber mir soll es recht sein.“
    „Schön, schön, Herr Wachtmeister! Heute abend Verlobung, und jetzt gehe ich zum Pfarrer, um das Aufgebot zu bestellen.“
    „Jetzt gleich? Das geht ja wie mit dem Eilzug! Also bereits in drei Wochen Hochzeit?“
    „Ja. Man soll so rasch wie möglich heiraten, das ist eine alte, gute Familienregel, auf die ich nichts kommen lasse.“
    „Ich auch nicht. Also macht, was ihr wollt, Kinder. Ich bin mit allem einverstanden.“
    Das war dem glücklichen Polizisten sehr recht, und er brach sehr bald auf, um wirklich sogleich zum Pfarrer zu gehen. Anna begleitete ihn bis zur Treppe. Sie meinte freilich:
    „Weißt du, lieber Anton, mit dem Aufgebote ist es nicht so sehr eilig. Es brennt ja nicht.“
    „Weil – weißt du, dann wäre für ihn die Geschichte furchtbar leicht. Mir ist es so schwergeworden, und da soll auch er sich Mühe geben. Er mag es ihr selber sagen. Er mag auch einmal merken, wie sauer es einem wird, eine richtige Liebeserklärung loszulassen.“
    „Ja“, lachte sie; „dir ist es sehr schwer geworden. Aber nicht einem jeden geht es so. Es gibt Männer, denen es sehr leichtfällt.“
    „So! Das weißt du so genau?“
    „Ja.“
    „Ah! Hast du etwa bereits Anbeter gehabt?“
    „Nein. Aber du weißt doch, wie ich mit dem Fürsten des Elends bekanntgeworden bin.“
    „Ja. Du meinst die Geschichte damals in der Weinstube? Solchen Halunken mag es freilich leichtfallen, von Liebe zu sprechen. Die sind darauf studiert; die tun es zur Unterhaltung. Unsereinem aber ist es ernst, und alles Ernste fällt schwer. Also, vergiß die Emilie nicht!“
    Er nahm mit einem Kuß Abschied und ging.
    Für Anna gab es erst noch zu erzählen und zu erklären, und so kam es, daß sie erst in der Dämmerung ihre Freundin aufsuchen konnte. Diese war bereit, sogleich mitzugehen, und das war Anna lieb, da einige Besorgungen notwendig waren, wobei Emilie ihr behilflich sein konnte.
    Als die letztere erfuhr, daß Anna sogar zum Konditor gehen wollte, sagte sie:
    „Aber meinetwegen doch nicht! Du wirst doch nicht ein solches Geld ausgeben! Das ist nicht nötig.“
    „Heute ist es nötig. Es gibt ein Familienfest.“
    „Familienfest? Es ist doch heute dein Geburtstag nicht! Den kenne ich ganz genau.“
    „Nein, der ist freilich nicht.“
    „Etwa der deines Vaters?“
    „Nein. Es handelt sich nicht um einen Geburtstag.“
    „Um was denn? Familienfest, das ist mir ein Rätsel.“
    „Rate!“
    „Ich errate es nicht. Ah, du lachst, du machst ein so glückliches Gesicht! Handelt es sich etwa um – Anton?“
    „Ja.“
    „Hat er endlich gesprochen?“
    „Heute, vorhin.“
    „Und da soll wohl gar Verlobung sein?“
    „Ja, er hat es gewünscht.“
    „Anna, das freut mich. Komm her, ich muß dich küssen, obgleich wir uns auf der Straße befinden, aber es ist ja dunkel; da geht es.“
    Sie umarmte und küßte ihre Freundin und fuhr dann fort:
    „Jetzt wünsche ich dir ein ganzes Leben voller Glück und Freude; du verdienst es!“
    „Du ebenso!“
    „Ich? Oh, ich glaube nicht, daß ich heiraten werde.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein. Um mich wird sich wohl niemand bekümmern.“
    „Das denkst du selber nicht. Du bist ja nicht häßlich, auch nicht alt, was willst du mehr!“
    „Sprechen wir nicht davon!“
    „O doch, sprechen wir gerade davon! Ich bin heute so glücklich und möchte auch dich glücklich sehen. Daheim können wir nicht unter vier Augen reden, weil ich Besuch habe; darum gehe

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