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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schwatzen.“
    Wagner nahm den Schlüssel, welcher auf dem Tisch gelegen hatte, und ging. Er hatte die Villa bereits im Vorübergehen gesehen. Als er die Anhöhe erstiegen hatte, und eben eintreten wollte, kam der Italiener heraus. Beide stutzten.
    „Was!“ rief Wagner. „Sie hier, Herr Konzertmeister?“
    „Und Sie, Signor! Welch eine Überraschung! Che bell sorpresa!“
    „Sie wohnen hier?“
    „Ja, ich hier wohnen, ßehr, ßehr!“
    „Wer noch?“
    „Einen Baron von Stauffen mit zwei Töchter.“
    „Das geht. Ich ziehe nämlich ins Parterre.“
    „Sie fliehen ins Parterr? Ist's möklik?“
    „Ja. Ich freue mich, daß wir uns hier treffen und sogar in einem Haus wohnen. Aber ich möchte nicht von den Leuten belästigt werden und lieber unbekannt bleiben. Kommen Sie mit herein. Wir wollen sehen, was ich für eine Wohnung habe.“
    Nach einiger Zeit kam der Wurzelsepp mit dem Fuhrwerk. Zwei Koffer und einige Kisten wurden abgeladen und dann schaffte er das Geschirr wieder in die Stadt zurück. Gegen Abend ging er aber wieder hinaus nach der Mühle, lenkte aber hinüber nach der Fähre, wo der Fex am Ufer saß und ihn erwartet hatte. Sie unterhielten sich, obgleich niemand zugegen war, leise miteinander, bis eine halbe Stunde vor acht Uhr Wagner und der Konzertmeister kamen und übergesetzt zu werden begehrten. Der Fex gehorchte und kam sodann wieder herübergerudert.
    „Was mögen die beiden noch im Wald zu suchen haben“, sagte er. „Der Fremde sah sehr vornehm aus.“
    „Na, wann du wüßtest, wer er ist, so würde es dich sehr gefreuen, Fex.“
    „Nun, wer?“
    „Richard Wagner.“
    „Der Wagner! Ah! Es ist wahr. Ich hab sein Bild gesehen; er ist's; ja, er ist's. Ist er im Bad?“
    „Freilich. Und er wohnt seit vorhin beim Müllern, drüben im Parterre der Villa. Nachher kommt auch der König, den sie jetzt abholen. Du wirst ihn überzusetzen haben.“
    Das Erstaunen des Fex war natürlich ein großes. Der berühmte Komponist hier! Und gar der König auch! Er war ganz Feuer und Flamme und versprach es dem Sepp sehr gern, das Geheimnis zu bewahren. Dann meinte er:
    „Jetzt werden wir wohl auch eine Musiken hören, eine sehr gute, und – aber horch!“
    Von flußaufwärts ließ sich ein eigentümliches Geräusch vernehmen, wie ein unterdrücktes Brüllen. Der Fex lauschte noch einen Augenblick und sagte dann:
    „Geh schnell weg! Das Wasser kommt!“
    Er riß den Sepp weit vom Ufer zurück, sprang sodann in die Fähre und befestigte sie noch mit einer zweiten Kette. Das war das Werk kaum einer Sekunde. Dann sprang er wieder an das Land, zog den Sepp noch weiter zurück und sagte:
    „Paßt auf! Gleich wird's da sein!“
    „Welches Wasser?“
    „Aus der Schleusen. Schau, da kommt's!“
    Es war zwar nicht mehr Tag; aber heut war Vollmond, und obgleich derselbe noch nicht am Himmel erschienen war, lag es ziemlich hell auf dem Fluß. Auf diesem letzteren kam eine hohe, hohe Flutwelle brüllend herangewälzt wie eine Wand. Als die vorübergesaust war, stand das Wasser sofort mehr als einen Elle höher im Flußbett, auch war es reißender geworden. Wären die beiden nicht zurückgewichen, so wären sie von der plötzlichen Flut mit fortgerissen worden. Die Fähre schaukelte heftig und zerrte knirschend an ihren Ketten.
    „Aus der Schleusen kommt das Wasser?“ fragte der Sepp. „Wieso ist das denn?“
    „Jetzt zum Frühjahr wird das Holz herabgeflößt und da werden die Schleusen geöffnet, daß die Flut das Holz herunterträgt. Jetzt sind die großen Waldstämme droben an der Stadt angekommen. Morgen am Tag wird das Wehr geöffnet, und das Holz geht hier vorüber, immer weiter hinab nach der Donau zu.“
    „Ist das gefährlich?“
    „Nein. Nur wann das Holz das Wehr durchstößt, so daß es plötzlich kommt, nachher gibt's zu schaffen, daß kein Unglück geschieht. Horch!“
    „Fex!“ rief die Stimme des Konzertmeisters von drüben herüber.
    „Jetzt bringen sie den König“, sagte der Sepp. „Ich will zur Seiten gehn, daß er mich nicht sieht. Ich kenn ihn, und er will nicht erkannt sein.“
    Er steckte sich hinter die Büsche. Der Fex aber stieß einen lauten Ruf aus, zum Zeichen, daß er die Aufforderung gehört habe, machte die Fähre los und ruderte hinüber. Das machte ihm viel zu schaffen, weil der Strom außerordentlich reißend geworden war. Als er drüben anlegte, stand die hohe, imposante Gestalt des Königs neben Wagner und dem Italiener. Wagner sagte:
    „Wie kann das Wasser

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