Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sprache. Da rief es vom Ufer her:
    „Steigt heraus! Die Fähre kann leicht zerdrückt werden, und nachher seid auch ihr verloren.“
    Das half. Die beiden sprangen an das Land. Wagner erkannte den, welcher gerufen hatte.
    „Wurzelsepp, du! Weiß du, was geschehen ist?“
    „Ja, der König ist ins Wasser stürzt.“
    „Eile, lauf in die Mühle und ins Dorf. Es sollen Leute kommen mit Fackeln, Lichtern, Stangen und Stricken, um zu retten. Schnell, schnell!“
    „Das werd ich halt schön bleiben lassen.“
    „Wie? So laufe ich selbst.“
    Er wollte fort, aber der Sepp hielt ihn fest.
    „Willst gleich bleiben!“
    „Herrgott! Er ist ja sonst verloren!“
    „Nein! Schau mich an! Ich weiß halt auch, daß der König ins Wasser stürzt ist, aber ich bin dennoch ruhig und heul und zetre nicht.“
    „Ja, du, du –“
    „Was ist! Ich weiß, daß er gerettet wird.“
    „Wie denn?“
    „Der Fex holt ihn heraus.“
    „Das ist unmöglich! Hier zwischen und unter diesen Stämmen heraus? Undenkbar!“
    Er rang die Hände.
    Freilich hatte er recht. Die starken Stämme füllten die ganze Breite des Flusses und schoben, sich immer fortwälzend, sich einer auf den anderen. Wer da drunter steckte, der konnte nicht heraus, der war sicher verloren.
    „Wann der Fex ihn nicht rettet“, sagte der Sepp, „so retten ihn auch hundert andere nicht. Und wann er nicht schon jetzund gerettet ist, so ist er überhaupt bereits verloren, erstickt, ersoffen und zermalmt von denen Baumstämmen da.“
    „Aber wir müssen doch am Ufer suchen!“
    „Das bringst nimmer fertig. Es ist zu felsig. War nur fein still! Ich kann's mir denken, was der Fex tan hat, und das ist auch das allereinzige, wie der König errettet werden kann. Heraus hat er nimmer könnt, sonst wär er von denen Stämmen zerquetscht worden. Er hat unterm Wasser bleiben müssen.“
    „So erstickt er ja!“
    „Schweig still! Was verstehst davon, ob der König dersticken wird oder nicht! Nur noch eine Minuten warten wir. Dann, wann wir keine Nachricht erhalten, dann ist der König tot.“
    „Ich kann nicht warten; ich kann nicht!“
    „Wirst gleich schweigen! Niemand kann helfen als nur der Fex allein. Wann er nicht hat helfen können, so ist's dann noch immer Zeit zu sagen, daß der König vertrunken ist.“
    „Ich begreife dich nicht! Ich muß fort, fort!“
    Er wollte abermals fort; aber der Sepp hielt ihn wieder fest und rief:
    „Nur diese Minuten noch! Wann er gerettet wird, kann er sehr zornig sein, daß du alles im Dorf ausgeschreit hast.“
    „Jesus Christus!“ schrie jetzt der Italiener. „Dort hinsehen, dort, da! Qui, qui, là, cola!“
    Er deutete auf eine Stelle mitten im Strom, wo eine Gestalt zwischen den Stämmen auftauchte und sich Mühe gab, auf denselben, ohne vorher zerdrückt zu werden, festen Fuß zu fassen.
    „Fex!“ rief der Wurzelsepp. „Bist's?“
    „Ja“, antwortete es.
    „Ist er gerettet?“
    „Ja.“
    „Er lebt?“
    „Freilich!“
    Da warf der Sepp den Hut in die Luft und schrie:
    „Huchheirassassa! Hab ich's nicht gesagt! Hab ich nicht recht gehabt! Der Fex, ja, der Fex, der ist der einz'ge Mensch, der's zuwege bringt. Komm herüber; komm! Ich muß dich umarmen, Fex!“
    Das war nun freilich leichter gesagt als getan. Der junge, todesmutige Fährmann hatte sich, unten im Wasser die Augen öffnend, eine Lücke zwischen den Stämmen gesucht, durch welche er auftauchen könne. In der Nähe des Ufers, wo sich Stamm über Stamm türmte, gab es keine solche Lücke. Und als er endlich einen fand, war er dem Ersticken nahe. Er schob sich zwischen den Stämmen empor, aber diese Stämme drohten, sich zu vereinigen, in welchem Fall er sicher zermalmt worden wäre. Endlich gelang es ihm, heraufzukommen. Nun sprang er von Stamm zu Stamm. Die mächtigen Klötze drehten sich um sich selbst. Sein Fuß fand also kaum einen Augenblick festen Halt auf dem Holz, und ein jeder Fehltritt war sein sicherer Tod. Aber er war mit der Gefahr vertraut, und Gottes Hand waltete über ihm. Er erreichte das Ufer. Dort aber sank er vor Anstrengung sofort zu Boden. Die drei knieten augenblicklich bei ihm nieder und bestürmten ihn mit Fragen. Es war, als ob sich eine Ohnmacht seiner bemächtigen wolle; aber sein Geist war doch stark genug, diese Schwäche zu überwinden. Er stand langsam wieder auf, dehnte und streckt sich und sagte:
    „So eine Gefahr hab ich noch nicht erlebt!“
    „Ist er denn wirklich gerettet?“ drängte Wagner.
    „Ja,

Weitere Kostenlose Bücher