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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freilich.“
    „Wo ist er?“
    „In Sicherheit.“
    „So führ uns hin, schnell, schnell!“
    „Du würdest wohl Wasser schlucken müssen. Wer zu ihm will, der muß bis auf den Grund des Flusses hinab.“
    „Da wäre der König doch tot!“
    „Er lebt. Horch drauf, was ich dir sag! Ich hab ein kleins Örtle, ein Versteckle, was kein Mensch weiß als nur der Wurzelsepp allein. Dahin hab ich den König bracht. Und weil eben kein Mensch dieses Platzle kennen darf, so kann ich dich auch nicht hinführen zu ihm.“
    „Aber er ist munter und wohl?“
    „Ja. Er sitzt da und raucht eine Zigarren.“
    „So sei dem Herrgott Dank!“
    „Ja, wann ihr mir gehorcht hättet, so wär es nicht geschehen. Aber so vornehme Leutle, die wollen immer klüger sein als so ein armer Fex. Merkt's euch das!“
    „Du hast recht. Auch unser Leben haben wir dir zu verdanken. Wir werden es dir nie vergessen. Erlöse uns nur auch von der Sorg um den König. Er ist doch nicht von dem Stämmen verletzt?“
    „Gar nicht.“
    „Aber durchnäßt. Er wird sich erkälten!“
    „Eine Verkältung ist immer noch besser, als eine Versaufung. Und schau, da kommen bereits schon weniger Stämme. Wann das Wasser wieder frei ist, so bring ich ihn wieder her. Ich bin nur kommen, um euch zu sagen, daß er gerettet ist. Nun aber muß ich halt wieder hin zu ihm.“
    Trotz der Anstrengung, welcher er hinter sich hatte, sprang er wieder in das Wasser und tauchte unter. –
    Bekanntlich war König Ludwig ein ausgezeichneter Schwimmer. Als er von der Steuerbank herab und in das Wasser geschleudert wurde, verlor er keineswegs die Besinnung, sondern er tauchte augenblicklich unter, weil er sich sagte, daß er sonst von den Stämmen zermalmt werden müsse. Der einzige Rettungsweg schien ihm, hinter der Fähre wieder emporzutauchen. Darum schwamm er unter dem Wasser gegen den Strom, um nicht fortgetrieben zu werden. Als er die Fähre erreicht zu haben glaubte, tauchte er vorsichtig auf, fühlte aber, daß er wirbelnde Stämme über sich habe. Er hatte die Richtung verfehlt, und das war schlimm. Er war zwar ein sehr guter Schwimmer aber doch kein Wasserfex, das heißt also einer, der im Wasser zu Hause ist fast so gut wie in der freien Luft. Er hat sich nicht geübt, die Augen zu öffnen und unter dem Wasser sein Gesichtsvermögen zu gebrauchen – natürlich so weit es in dem nassen Elemente möglich ist. Bereits merkte er, daß ihm der Atem ausgehen wolle. Er schien nun die gräßliche Wahl zu haben zwischen dem Tod des Erstickens oder dem des Zermalmtwerdens zwischen den wirbelnden Stämmen. Trotzdem er die Augen geschlossen hielt, lag es ihm wie eine hell purpurne, von goldenen Lichtern durchblitzte Fläche vor denselben. Das war ein sicheres Zeichen, daß aus den von der Luft aufgetriebenen Lungen ihm das Blut nach dem Gehirn gepreßt wurde.
    Ein leises Singen und Klingen hob vor seinen Ohren an, die beginnenden Stimmen des Todes. Da fühlte er einen weichen menschlichen Körper neben sich; er wurde ergriffen, bei den Haaren, wie ein bedachtsamer Mensch einen in das Wasser Gefallenen anfaßt – der Retter war da, und zwar war es natürlich kein anderer als der Wasserfex.
    Mit Gewalt biß der König den Mund zusammen, um den Atem noch nicht entweichen zu lassen, denn tat er das, so war er verloren; das wußte er. Trotzdem bei den geschlossenen Augen eine Beobachtung der räumlichen Verhältnisse ausgeschlossen war, fühlte er doch, daß er mit rapider Geschwindigkeit fortgerissen wurde. Dann stieß er erst rechts, nachher links an scharfe, harte Felsenkanten. Er befand sich jedenfalls in einem schmalen Gang, einem Felsenriff, einer engen Kluft und wurde dann emporgezogen.
    Es war ihm nicht mehr möglich, den Atem zu halten. Er stieß ihn aus und hörte ein lautes, gurgelndes Quirlen; dann drang ihm das Wasser in den Mund – aber nur einen kurzen Augenblick lang. Er hatte gefühlt, daß jetzt der Tod da sei. Ein lauter Schrei der Angst, den er wunderbarerweise selbst so deutlich vernahm, als ob er sich nicht mehr im Wasser befinde. Luft, Luft, erquickende, belebende Luft drang wie ein gewaltiger, greifbarer Strom in seine leere Lunge. Er öffnete die Augen – finster, schwarz war es um ihn; sein Körper stak im Wasser, aber sein Kopf ragte aus demselben hervor, an den Haaren gehalten von einer kräftigen Hand, und zugleich fragte eine Stimme über ihm:
    „Bist noch bei Sinnen? Hörst mich?“
    „Ja“, stieß er hervor. „Wo bin ich?“
    „Gott sei

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