66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
und ein Käs mit Brot. Aber gutes Maß, verstehst, sonst heirat ich dich hier auf der Stell.“
Seine Antworten hatten etwas Lustiges an sich, so daß sie nicht wohl noch gröber werden konnte. Darum wischte sie sich, wie er scherzhaft gesagt hatte, ihre großen Dragonerhände an der Schürze ab und fragte in milderem Ton:
„Hast dann auch Geld?“
„Mehr als du!“
„Zeig's her!“
„Hier ist's! Davon kann ich fragen: Was kost die Welt und auch die Talmühlen dazu, mitsamt der Käth!“
Er griff in die Tasche und warf eine Anzahl Pfennige und Zweipfennigstücke auf den Tisch.
„Damit willst die Welt kaufen?“ meinte sie. „Na, mit dera Million lockst auch kein Hund aus der Hütt. Aber für ein Bier mit Käs und Brot wird's wohl ausreichen. Ich werd's holen.“
Sie schickte sich an, in das Haus zu gehen. In diesem Augenblick trat Paula, die Müllerstochter aus der Tür. Sie hatte einen belegten Teller in der Hand. Sie sah rosig aus wie ein junger Sommermorgen. Als sie den Alten erblickte, erglänzte ihr liebliches Gesichtchen zur Freude, und sie rief ihm bereits von weitem zu:
„Wurzelsepp, du bist hier? Das ist ja recht lieb und gut von dir! Sei auch willkommen bei uns!“
„Willkommen du auch, Herzensdirndl“, lachte er fröhlich. „Das klingt allbereits doch ganz anders als vorhin bei der Käth, die mir ein Gesicht gemacht hat wie ein Scheffel voll verfaulte Zwieberln!“
„Ist sie ungut mit dir gewesen?“
„Na, ich will nicht über sie klagen, sonst bekomm ich von ihr den richtigen Buckel voll Prügeln. Da steht sie noch, anstatt daß sie mir bringt, was ich begehrt hab. Was hast denn da auf dem Tellern? Ah, ein Butterbemmen mit Rauchwursten! Das laß ich mir gefallen! Und was für eine Portionen! Hast schon einen solchen Hunger in der Früh?“
„Ich nicht.“
„Wer denn sonst?“
„Der Fex.“
„So! Ihm willst's hintragen?“
„Ja. Es ist sein Frühstücken.“
Da trat schnell die Magd herbei.
„Was! Dem Fex willst's hinschaffen?“ fragte sie.
„Ja.“
„Hast nicht gehört, daß er nix bekommen soll!“
„Er kann doch nicht hungern!“
„Oh, er soll hungern; der Müllern hat's befohlen.“
„Das hat der Vatern nicht so schlimm gemeint.“
„Wie er's gemeint hat, das geht mich nix an. Der Fex, der Faulenzer und Lodrian, soll nix bekommen, und ich darf nicht dulden, daß du es ihm gibst. Her damit! Ich werd's deinem Vatern erzählen!“
Sie riß ihr den Teller aus der Hand und eilte mit demselben in die Mühle.
„Was fällt dieser ein!“ meinte Paula ganz erstaunt. „Wer hat hier zu befehlen, sie etwa?“
„Ja“, antwortete der Wurzelsepp. „Die Käth ist eine zuwidere Personen. Ich kann sie nimmer leiden. Wann ich sie schau, so ist's mir immer, als ob ich ein Seekalb vor Augen hätt!“
„Jetzt werd ich ihr nachlaufen und ihr den Marsch blasen, wie sie ihn noch nimmer gehört hat!“
Zornig drehte Paula sich um und folgte der Magd in die Wohnstube, aus welcher bald die laute, scheltende Stimme des Müllers zu hören war. Sie kehrte nicht wieder zurück. An ihrer Stelle kam die Magd, um dem Sepp das Bestellte zu bringen.
„Nein, so eine Ungehorsamkeiten!“ sagte sie. „Jetzt will sogar die Tochter dem Vatern nicht mehr gehorchen. Ich, wann ich das dem meinigen gemacht hätt!“
„Was hätt der da getan?“
„Er hätt mir ein Ohrwatschen geben, daß mir der Verstand stehenblieben wär.“
„Ach so! Bei dir steht er nicht?“
„Wie meinst das?“
„Er lauft davon? Nun, dann wär so ein Ohrwatschen ja recht gut für dich.“
„Hör Sepp, fang nicht etwa wieder an, mit mir zu beginnen! Ich hab keine Lust, mich mit dir zu ärgern. Man hat so schon genug Grimmigkeiten und Zürnewut. Der Fex hat's verdient, daß ihm die Seel vor Hunger schreit.“
„Womit denn?“
„Das fragst auch noch? Schäm dich Alter, daß du noch so dumm bist. Ich, wann's auf mich ankommt, geb ihm kein Stückerl Brot mehr in das Maul.“
„Und deine junge Herrin zeigst bei ihrem Vatern an! Das ist ja recht schön von dir!“
„Das soll die Herrin sein? Die kaum erst aus dem Ei krochen ist? Das kann mich gefreun!“
„Na, was hat der Müllern gesagt?“
„Gelobt hat er mich, daß ich seine Befehle so achten und ehren tu.“
„Ja, du bist die Lieblingsperson in der Mühlen und auch im ganzen Ort. Aber der Fex wird trotzdem heut nicht hungern.“
Er packte das Brot und den Käse in seinen Rucksack.
„Wie meinst das? Willst ihm das wohl
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