Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß man Spitzbuben festmachen kann?“
    „Ja. Aber der meinige ist bereits fort.“
    „Er muß wieder zurück.“
    „Das wird er sich hüten!“
    „Er muß, sage ich.“
    „Wer könnt dies fertigbringen?“
    „Zu wem gehst du jetzt?“
    „Zum Talmüllern.“
    „So frag ihn. Er weiß einen, der solche Sachen machen kann. Und wann du nachher die Grobheiten drinnen behältst und ein höflich Wort sagst, so ist der Mann dir vielleicht behilflich, deine Sauen wiederzubekommen und den Dieb zu fangen. Überleg dir die Sachen. Vielleicht sehn wir uns bald wieder.“
    Er ging nach der Stadt, und der Franz schlenderte langsam nach der Mühle. Die Worte des Alten hatten ihm zu denken gegeben.
    Dieser letztere hatte keineswegs Handelsgeschäfte in der Stadt. Er hatte seine Wurzeln bereits gestern verkauft und hätte nun leicht seinen Wanderstab weitersetzen können. Aber er gehörte nicht zu den rastlosen Geldverdienern. Er betrieb sein Geschäft in aller Gemütlichkeit und pflegte, wenn er demselben obgelegen hatte, auch seinen Freunden einige Zeit zu widmen.
    Hier an dem Badeort hielt ihn nun eine ganz besondere Herzensangelegenheit fest. Er hatte bei seiner letzten Anwesenheit in München seine Pate Leni besucht und von ihr erfahren, daß sie hier nächsten Sonnabend im Konzert auftreten werde. Natürlich mußte er sie da hören. Er war der erste, welcher das Recht hatte, sich an ihrem Triumph zu erfreuen, und so war er gleich direkt nach hier geeilt, hatte seine Wurzeln verkauft und blieb nun ganz selbstverständlich bis nach dem Konzert hier.
    Zu tun hatte er nichts, und so ging er spazieren. Während des ganzen Tages kam ihm die Schatzhebergeschichte nicht aus dem Kopf und wiederholt ertappte er sich bei dem wohltuenden Gedanken:
    „Und den Fingerl-Franz, den Schurkian, bring ich auch mit hinein, damit er sich mit dem Müllern verfeindet, und nachher bekommt er die Paula nicht, die ich für den Fex aufheben werd.“
    Er hütete sich wohl, in die Mühle zu gehen, obgleich er wußte, daß der Müller ihn nun mit Ungeduld erwartete. Am Abend, als es dunkel war, suchte er den Fex auf. Die beiden musizierten miteinander und holten sogar die Geige und die Noten des Konzertmeisters wieder. Da es gestern geglückt war, so hatte der Alte heut weniger dagegen einzuwenden, und als dann der verachtete junge Mann im Innern seiner ‚Kapellen‘ die schwierigen Passagen nur so herunterstrich, fühlte sich der Alte glücklicher als ein König.
    Erst am nächsten Morgen spazierte er wieder nach der Mühle. Die große Magd war ebenso wie gestern im Garten beschäftigt; aber sie empfing ihn heut ganz anders. Kaum hatte sie ihn erblickt, so rief sie ihm bereits von weitem zu:
    „Kommst endlich mal wieder! Warum machst dich jetzt plötzlich so rar, Sepp?“
    „Weil ich weiß, daß du mich doch nicht magst.“
    „Ja, wannst etwas jünger wärst!“
    „Und hübscher wohl auch?“
    „Ja freilich.“
    „Na, das halt ich nun nicht grad für notwendig. Zu deinem Erbsengesicht tät ich schon noch ganz gut passen. Meinst nicht auch?“
    „Willst mich schon wieder ärgern?“
    „Nein. Weißt, Erbsen sind halt mein Lieblingsgericht. Also kannst hören, daß ich dich für hübsch halt.“
    „Du bleibst der Gespötter alle Zeit. Geh nur nun schnell hinein!“
    „Zu wem?“
    „Zum Müllern.“
    „Schnell auch noch! Was ist mit ihm? Liegt er in den letzten Zügen und will mir die Mühlen vermachen?“
    „Nein. Er hat mit dir zu reden.“
    „Ich mit ihm nicht.“
    „Auch der Fingerl-Franz war gestern dreimal da nach dir. Er hat dich auch in der Stadt gesucht.“
    „Schau, was für ein Wichtigkeitler ich geworden bin! Wer hätt das noch gestern denken mögen, wo du mich beim Müllern anzeigt hast! Wie aber steht es mit dem Fex? Hungert er noch immer?“
    „Er erhält so lange nix zu essen, wie der Müllern es bestimmt hat. Davon beißt keine Maus keinen Faden ab.“
    „Ja, der Müllern ist der richtige Kurakter. Was der sich mal vorgenommen hat, dabei muß es auch bleiben. Ich will doch schauen, weshalb er so begierig nach mir verlangt. Kannst mir indessen ein Bier und ein Käs und Brot zurecht machen.“
    „Das braucht's nicht.“
    „Warum nicht? Ich hab Hungern.“
    „Wirst alles drin finden beim Herrn.“
    „Das ist mir noch lieber. Darum will ich springen, daß ich hineinkomm.“
    Er ging nach der Wohnstube. Sein Schnurrbart zuckte verräterisch, und ein siegreiches Schmunzeln legte sich über sein altes, ehrliches, gutes

Weitere Kostenlose Bücher