66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
Frühstück. Kannst mir helfen.“
„So bei Zeiten schon?“
„Warum nicht! Hier hast Schinken, selber geschlachtet und geräuchert. Auch eine Servellatenwursten und eine Kalbsfußsülzen mit weißen Semmeln. Da hast auch einen Sempfen und Paprumkapfeffern. Die Buttern steht hier und der Käs dorten. Und wannst eine Bratwursten auch noch willst und einen Eierkuchen, so darfst's wohl nur sagen.“
Sepp setzte sich an den Tisch, griff zum Messer und antwortete schmunzelnd:
„Ja, das kannst noch machen lassen: Eine gebratene Wursteln und einen Eierkuchen mit Rabunzerln dazu in Essig und Ölen. Nachher auch eine Gänselebern und einen halben Kapaunen. Und wann das einmal gemacht wird, nachher geht auch noch ein Karpfen und ein geräucherter Lachsen mit darein. Sag's nur der Magd. Sie mag sich sputen.“
Der Müller zog ein eigentümliches Gesicht. Er hatte nicht erwartet, daß der Sepp auf eine solche Höflichkeit in dieser Weise eingehen werde.
„Aber das kannst ja nicht alles essen!“ meinte er.
„Nicht? Oh, das eß ich alles.“
„So bist ein solcher Nimmersatt und Vielfraß worden in letzter Zeit?“
„Ja“, antwortete Sepp einfach.
„Aber einen Karpfen hab ich nicht da!“
„So fangt ihr einen.“
„Und einen Lachsen gibt's halt gar nicht.“
„So nehm ich dafür eine hübsche Keulen von einem Kalb, oder gibst mir da den Schinken mit.“
„Was! Mitgeben auch?“
„Was sonst? Meinst, daß ich alles auf einmal auffressen werd, was du mir da geschenkt hast und was ich mir noch bestellt hab?“
„Ach so! Das willst alles mitnehmen?“
„Ja. Es kommt hier hinein in den Rucksack.“
„So! Hör mal, das nimm mir nicht übel! Du sollst frühstücken, aber nicht einstecken.“
„Ach so! Mir auch recht. So werd ich mich also nun da ins Zeug legen!“
Er schnitt sich gehörig ab, so daß es dem Müller bange werden wollte.
„Was machst für Augen?“ fragte der Sepp lachend. „Wie müßtest tun, wann der Fex sein Essen bekäm!“
„Ja, so viel bekommt der nimmer, wie du dir da vorschneidst. Da hätt der vier Tage dran.“
„Meinst? Nun, freuen mußt dich doch drüber. Das Geben ist seliger als das Nehmen. Nicht?“
„Ja, und dir geb ich's auch gern. Aber wann du ein so gewaltig Stuck Schinken ins Maul steckst, so wirst nicht reden können!“
„Das will ich auch nicht. Jetzt eß ich!“
„Himmel und Höll! Und jetzt schiebst gar einen ganzen Ziegenkäse hinein. Teil doch die Gottesgab besser ein. Wann man Brot daliegen hat, so frißt man doch nicht nur Schinken und Käs!“
„Brot hab ich immer! Verstehst? Hast nicht auch eine saure Gurken oder den eingelegten Bohnensalat? Das tät gut hierzupassen.“
„Damit kommst mir nicht noch auch! Du hast hier genug. Wann du was Saures willst, so stell dir nur vor, wie sauer es einem wird, so einen fetten Schinken zu mästen, den du da verschlingst, wie ein Haifischen. Wann man nur wenigstens dabei mit dir reden könnt.“
Der Sepp hatte die Backen so voll, daß der Müller kaum die Antwort verstehen konnte: „Ich red' doch immer!“
„Ja, aber wie! Ich wollt dich wegen dem Schatz fragen. Hörst mich?“
„Ja, hören tu ich's schon.“
„Nun, was sagst dazu?“
„Daß der Schinken ein wengerl zu scharf pöckelt ist. Ein andermal mußt ihn drei oder vier Tag eher aus dem Faß nehmen.“
„Red ich denn etwa vom Schinken?“
„Nein, sondern ich.“
„So horch auf mich und denk nicht immer auf den Gefraß! Du meinst also, daß du mir den Schatz lassen tätst?“
„Ich wollt schon gern; aber ich glaub halt nicht, daß viel davon übrigbleiben tut.“
„Warum soll nix übrigbleiben?“
Sepp schluckte einen riesigen, erst halb zerkauten Bissen hinab, steckte einen noch größeren hinein und antwortete nun mit größter Mühe: „Weil er mir schmeckt.“
„Schmeckt? Der Schatz?“
„Unsinn! Der Schinken.“
„Donnerwetter! Red' ich denn etwa vom Schinken?“
„Nein, aber ich!“
„Das hast nicht nötig. Ich seh schon allbereits, daß man in zwei Minuten gar nimmer mehr von dem Schinken reden kann, und er war neun Pfund schwer!“
„Schad nix, Müller; die wieg ich nachher mehr!“
„Das glaub ich schon. Aber das Pfund kost jetzt fast zwölf Groschen.“
„In zwanzig Jahren wird's Pfund drei Markerln kosten; drum wolln wir uns jetzt dazuhalten. Brauchst nicht zu weinen. Es schmeckt mir schon gut, und Schaden tu ich mir nicht. Wenn mein Magen ein braves Essen wittert, so dehnt er sich vor Vergnügen aus,
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