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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber sollte er nicht fortgelassen werden. Widerstand gegen den löwenstarken Jäger war nicht geraten. Da fiel sein Blick auf das Fenster. Das Häuschen war nicht hoch. Ein Sprung aus dem Fenster schien gar kein Wagnis zu sein. Darum tat der Freiherr, als ob er keinen Widerstand leisten werde und seufzte nur:
    „Franza, ich füge mich; aber du wirst alles zu verantworten haben.“
    „Ich weiß, was ich tue und werde es vertreten.“
    „So mach, was du willst!“
    Jetzt wurde kein Wort mehr gesprochen. Anton steckte seine Sachen in die Reisetasche, und dann wandte er sich mit Franza zum Gehen. Aber als er bereits unter der geöffneten Tür stand, drehte er sich noch einmal um und warnte:
    „Bleib ruhig hier bis in der Früh! Wann es dir einfallen sollt, nicht zu gehorchen, so könntst Schaden davon haben.“
    Er machte die Tür zu und drehte den Schlüssel um, ließ denselben aber stecken. Sie stiegen leise die Treppe hinab, um die schlafende Schwester Franzas nicht zu wecken und verließen das Haus.
    Anton blickte sich sehr vorsichtig um, gewahrte aber nichts Verdächtiges.
    „Komm!“ sagte sie, ihn am Arm ergreifend.
    „Noch nicht. Sag mir zuvor, ob du deinem Vettern gut bist.“
    „Dem Freiherrn? Warum fragst du?“
    „Ich hab auch meine Absicht.“
    „Ich kann ihn nicht leiden.“
    „So tut es dir nicht weh, daß er eingesteckt ist?“
    „Nein.“
    „Das wollt ich wissen. Und nun setz dich hier auf diesen Stein, und wart eine Minute!“
    „Willst du fort?“
    „Nicht weit.“
    „Wohin?“
    „Unter sein Fenster.“
    „Glaubst du vielleicht, daß er herabspringen könnte? Das tut er nicht.“
    „Ich traue ihm nicht weiter, als ich ihn sehe. Ich will einmal nachschaun, ob er noch Licht hat.“
    „Ich gehe mit!“
    „Ich kann dich nicht gebrauchen.“
    „Und ich laß dich nicht allein. Ich will dich retten, und da darf ich nicht von deiner Seite weichen.“
    „Ist dir's etwa angst um ihn?“
    „Nein. Komm!“
    „Nun gut; aber sei still; darfst nicht einen Laut hören lassen.“
    Sie schlichen sich zum Gebäude zurück, nach der Giebelseite, an welcher sich Franzas Stübchen befand. Vorsichtig an der Ecke stehenbleibend, lugten sie um dieselbe herum. Das Fenster oben war dunkel.
    „Er hat schon das Licht ausgelöscht“, flüsterte das Mädchen befremdet.
    „Weißt, warum?“
    „Nein. Ob er sich schon niedergelegt hat?“
    „Fallt ihm nicht ein. Nach einem solchen Begebnis legt man sich nicht so schnell zum Schlaf. Nein. Er hat Mucken im Kopf. Er hat das Licht verlöscht, damit man nicht sehen soll, was er tut. Horch!“
    „Das Fenster klingt.“
    „Er hat es geöffnet.“
    „Um herauszublicken?“
    „Nein, sondern um herauszusteigen und herunterzuspringen.“
    „Wozu?“
    „Mich fangen zu lassen.“
    „Nein, nein!“
    „O doch! Da, schau empor, aber vorsichtig. Siehst nicht gegen den Himmel die Beine?“
    „Wirklich!“
    „Hab ich nicht immer recht? Da, halt mir einmal den Hut, die Feueresse.“
    „Warum?“
    „Damit der Vetter mich nicht gleich an der alten Röhre erkennt.“
    „Was willst du mit ihm?“
    „Nix, gar nix. Ich will ihm nur zeigen, daß ich noch da bin und mich von ihm nicht übers Ohr schlagen lasse. Sei still!“
    Er nahm den Hut vom Kopf, langte in die Reisetasche, zog sein eigenes Hütchen heraus, setzte es auf und lauschte dann an der Ecke. Droben am Fenster ließ sich ein kräftiges Streichen hören, wie wenn jemand mit den Füßen an der glatten Wand einen festen Halt sucht, dann tat es einen Sprung – Anton trat sofort um die Ecke und fragte halblaut:
    „Wer da?“
    Der Freiherr war herabgesprungen und auf den Händen zu liegen gekommen. Er richtete sich auf, warf einen Blick auf den Frager und antwortete:
    „Gut Freund!“
    „Das kann jeder sagen, mein Bursch. Was springst da herab. Wer bist!“
    Der Mond war gesunken, und da hier überhaupt die Schattenseite war, so lag der Giebel in ziemlichem Dunkel, so daß Antons Züge nicht so leicht zu erkennen waren. Überdies verstellte er seine Stimme; das führte den Freiherrn irre.
    „Ich wohne hier“, antwortete er.
    „Und springst aus dem Fenster!“
    „Weil man mich gewaltsam eingeschlossen hat.“
    „Wer?“
    „Der Krickel-Anton.“
    „Himmelsakra!“
    „Ja. Sie gehören jedenfalls zu den Jägern, die nach dem Menschen suchen?“
    „Natürlich bin ich einer von denen Jägern.“
    „Denken Sie sich, während Sie ihn bei meiner Cousine suchten, hat er da oben auf dem Balkon

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