66095: Thriller (German Edition)
Burkes zu garantieren.«
»Und haben Sie den Stein wieder gefunden?«, fragte der Senator aus Vermont höhnisch.
Lyons holte tief Luft und schüttelte den Kopf. »Nein, Senator, das ist mir nicht gelungen. Das ist etwas, womit ich für den Rest meines Lebens zurechtkommen muss.«
Und tatsächlich, die Zeugenbefragungen bei der Anhörung im Kongress liefen letztlich alle auf eines hinaus: Auch nach zigtausend Stunden in den Höhlen des Tower-Kamms war die Suche nach der Mondgesteinsprobe Nr. 66095 ohne Erfolg geblieben.
Das Artemis-Projekt war während der Kongressanhörung zwar ins Stocken geraten, doch in den Nachrichten vom Vorabend hatte es geheißen, dass der Kongress trotz all dieser Vorkommnisse weitere Mondflüge für notwendig erachtete, um dort auf dem Descartes-Hochland supraleitfähige Erze abzubauen – und um möglicherweise einen zweiten Gesteinsbrocken zu finden, der ein so außergewöhnliches Verhalten wie die Mondprobe Nr. 66095 aufwies.
Tom sah auf seine Prothese, die aus dem Ärmel seines Hemds herausragte. Seit der Amputation hatte er weder das Labyrinth noch irgendeine andere Höhle betreten. Abgesehen von den Reisen nach Washington, D.C., wo er vom Kongress als Zeuge geladen war und sich für die Errichtung eines Nationalparks auf dem Territorium der neun Kalksteinkämme unweit von Hermes, Kentucky, einsetzte, hatte er das vergangene Jahr vor allem mit Rehabilitationsmaßnahmen verbracht. Wenn er nicht übte, seinen neuen Arm zu gebrauchen, war er zu Hause bei Whitney und Cricket.
In vieler Hinsicht jedoch betrachtete Tom das vergangene Jahr als die beste Zeit seiner Ehe, ja seines ganzen bisherigen Lebens. Seitdem er lebend aus dieser Hölle herausgekommen war, wachte er fast jeden Morgen in aller Frühe auf, betrachtete Whitneys Gesicht neben sich im Bett so aufmerksam, wie er früher die Geologie der Hügelketten studiert hatte. Wie hatte er vergessen können, fragte er sich immer wieder, dass Whitney das Licht war, das ihm auf seinem Weg durch die Dunkelheit leuchtete?
Und jeden Morgen stand Tom leise auf, ging zu Crickets Zimmer, öffnete die Tür und betrachtete sie, wie sie friedlich schlafend dalag. Ihr Anblick stärkte seine Zuversicht, dass eine Zukunft möglich war, und ließ ihn an seiner hart errungenen Überzeugung festhalten, dass die emotionale Verbundenheit letzten Endes wichtiger war als jede wissenschaftliche Entdeckung.
Whitney kam zurück, in der Hand zwei Gläser mit gut gekühltem Weißwein. Sie lächelte Tom spitzbübisch an und sagte: »Weißt du, ich kann mir etwas sehr viel Interessanteres vorstellen, als über die Vergangenheit nachzugrübeln … ich habe nämlich vor langer, langer Zeit ein eng anliegendes schwarzes Negligé gekauft, das dir vielleicht gefallen könnte.«
Tom hob die Augenbrauen. »Wirklich?«
»Komm mit rauf. Wenn du Cricket gute Nacht gesagt hast, zeig ich es dir«, meinte sie neckisch.
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf. Whitney kitzelte Tom an den Rippen, dann verschwand sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Tom ging den Flur entlang und steckte den Kopf durch Crickets halb geöffnete Schlafzimmertür. »Du solltest jetzt das Licht ausmachen, Liebes. Es ist spät.«
Cricket breitete die Arme aus und lächelte ihren Vater schelmisch an. Tom lachte. »Du hast nicht verlernt, wie man einen alten Mann um den Finger wickelt, hm?«
»Mhm«, machte Cricket. Tom umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Dad?«
»Ja, Liebes.«
»Glaubst du, dass sie ihn jemals finden werden – den Stein?«
Tom blickte aus dem Fenster auf den Halbmond, der hell am nächtlichen Frühlingshimmel stand. »Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, und um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass sie ihn nicht finden.«
»Wirklich?« Cricket runzelte die Stirn. »Und warum nicht?«
»Wenn man bedenkt, was er aus Gregor gemacht hat. Die Vermutungen über die Schädigung des Astronauten, der den Stein gefunden hat. All die vielen Toten und all das Unrecht, das bei der Suche nach diesem Stein geschehen ist. Wie die Regierung sich verhalten hat, um ihn wieder zu finden. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass wir reif sind für diesen Stein.«
»Ja«, sagte sie und starrte nachdenklich auf ihr Bett, während Tom zur Tür ging. »Dad?«
Tom wandte sich um. »Ja, Liebes?«
»Ich liebe dich und Mom mehr als alles auf der Welt.«
»Wir dich auch«, sagte Tom und knipste das Licht aus. »Und jetzt schlaf schön.«
Die Tür schloss sich,
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