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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gar nicht auf das, was hinter ihm gesprochen wurde, zu achten. Er schritt mit ziemlich schnellen Schritten vorwärts, zum Dorf hinaus, über die Wiesen hinüber und nach dem Flüßchen zu. Bei demselben angekommen, führte er die beiden am Ufer entlang. Das Rauschen des Wehrs war bald zu hören. Es tönte immer näher. Endlich hatte man es erreicht.
    Es war nicht leicht gewesen, im dunkeln Gebüsch dem Führer zu folgen. Hier aber am Wehr waren außer einem einzigen, welcher hart am Wasserfall stand, die Sträucher abgerodet, so daß man mehrere Schritte weit zu sehen vermochte. Das Wehr stieß drüben am andern Ufer an eine steil ansteigende Felsenwand. Hüben aber war das Terrain eben, bis dahin, wo der Mühlgraben seinen Wasserinhalt auf das klappernde Mühlenrad leitete. Dort war der Mühlendamm, welcher ziemlich steil nach der Radgrube abfiel und auf welchen auch das Fenster führte, durch welches der Silberbauer früher zur untreuen Frau des Finken-Heiner eingestiegen war.
    Da, wo das Wasser des Bachs oder vielmehr des Flüßchens sich von der gemauerten Kante des Wehrs in einem breiten Strahl herunterstürzte, stand der bereits erwähnte Busch dicht am Wasser, so daß er von demselben jahraus, jahrein benetzt wurde. Dort war der Irre stehengeblieben. Er deutete auf den Busch und sagte:
    „Hier Feind!“
    „Was mag er meinen?“ fragte der Sepp. „Dieser Strauch ist doch kein Feind!“
    Das Brausen des Wehres war nicht gar zu stark. Man konnte verstehen, was gesprochen wurde.
    „Eine Absicht muß er mit seinen Worten haben“, erklärte der Lehrer.
    „Ja, aber welche?“
    „Licht!“ sagte der Balzerbauer.
    „Licht? Wo ist Licht?“ fragte der Sepp.
    „Komm, komm!“ sagte der Irre anstatt der Antwort. „Feind, Feind, kommt.“
    Er faßte beide beim Arm und zog sie eine kleine Strecke mit sich fort. Dort legte er sich in das Gras.
    „Sollte der Silberbauer kommen?“ meinte der Lehrer. „Dann darf er uns nicht sehen, und wir müssen uns auch niederlegen.“
    Sie taten es. Bereits nach wenigen Sekunden erkannten sie eine lange, breite Gestalt, welche sich dem Strauch näherte und bei demselben stehenblieb. Es verging eine ganz kurze Zeit, dann leuchtete ein Streichholz auf, und eine kleine Windlaterne wurde angebrannt. Beim Schein derselben erkannten die Lauscher den Silberbauer.
    Als die Laterne brannte, bückte er sich nieder und kroch in den Busch, hinter welchem er zum großen Erstaunen der beiden verschwand. Aber durch die Wassermasse, welche von der Höhe des Wehres stürzte, sahen sie die Laterne nachher schimmern und sich nach der Mitte des Wassers bewegen. Sodann verschwand der Lichtschein.
    „Feind, böser Feind!“ sagte der Irre.
    „Haben 'S alles gesehen?“ fragte der Sepp.
    „Ja“, antwortete der Lehrer.
    „Er ist unterm Wassern. Ich hab denkt, da muß man gleich versaufen!“
    „Nicht unter dem Wasser ist er, sondern hinter demselben.“
    „Das begreif ich halt nimmer.“
    „Es ist sehr leicht zu begreifen. Das Wehr ist so gebaut, daß man hinter das Wasser gelangen kann. Haben Sie sich einmal ein Wehr genau angesehen?“
    „Nein.“
    „Gewöhnlich besteht dasselbe aus einem Mauerwerk, welches stromaufwärts sich senkrecht erhebt, um das Wasser zu stauen und in den Mühlgraben zu leiten; stromabwärts aber bildet es eine schräg abfallende Ebene, über welche das Wasser, welches nicht in den Graben geflossen ist, hinabläuft. Dieses Wehr aber bildet eine sehr starke Mauer, welche quer durch das Flüßchen errichtet ist und auf beiden Seiten senkrecht aufsteigt. Das Wasser, welches über sie hinwegläuft, stürzt dann in einem Bogen von ihr herab. Hinter diesem Bogen, also zwischen dem Wasser und der Mauer, befindet sich infolgedessen ein hohler Raum, in den man gelangen kann. Es ist das ganz genauso wie beim Niagarafall in Amerika, hinter welchem man auch sich bewegen kann. Damit man nun nicht sehen soll, daß zwischen der Mauer des Wehres und dem Wasser ein freier Platz sei, hat der Silberbauer den Busch hergesetzt. Kriecht man unter dessen Zweigen hinein, so befindet man sich in dem genannten Räume.“
    „Aber gefährlich muß das sein!“
    „Gar nicht, solange die Wehrmauer hält.“
    „Was aber will dera Silberbauern drin?“
    „Das erraten Sie nicht?“
    „Meinen 'S etwa, daß dies sein Verstecken ist?“
    „Ja.“
    „Sapperment! Da hätten wir's ja entdeckt!“
    „Mit Hilfe des Irren da.“
    „Der kennt das vielleicht schon längere Zeit.“
    „Nun möcht

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