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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dazu gern behilflich sein.“
    Ein süßes, namenlos glückliches Gefühl durchflutete ihn bei dieser Aufforderung.
    „Weißt du auch, was du verlangst?“ fragte er sie.
    „Vollständig!“
    „Ich, der Knecht, soll mit dir, der Tochter seines Herrn, tanzen!“
    „Du bist ein braver Mensch. Ich schäme mich nicht, wenn ich mit dir tanze.“
    „Aber ich soll dem dir bestimmten Bräutigam den Weg zu dir verlegen. Dein Vater wird darüber wütend werden.“
    „Ich fürchte ihn nicht, dich aber wird er wohl fortschicken. Das ist freilich ein Opfer, welches ich nicht von dir verlangen kann.“
    Sie blickte ihn dabei lächelnd an.
    „Oh, noch viel, viel größere Opfer könnte ich dir bringen. Wenn du nur um mich besorgt bist, so bleibt es gern bei der Verabredung.“
    „Gut, ich nehme es an. Vielleicht kann ich dir dafür dankbar sein.“
    „Ich beanspruche keinen Dank. Wenn ich dir einen Gefallen tun kann, so verursacht mir das tausend Freuden. Aber darauf muß ich dich aufmerksam machen, daß es vielleicht gar zu Tätlichkeiten kommen kann.“
    „Das macht mir keine Bangigkeit, denn ich weiß, daß du dich nicht fürchtest.“
    „Nein, wahrhaftig nicht!“ lachte er. „Ich bin noch niemals in dem Saal gewesen, aber die Burschen kennen mich, und die braven unter ihnen sind alle meine Freunde.“
    „Das weiß ich ja, und darum habe ich keine Angst um dich, lieber Ludwig. Also wir halten heut fest zusammen! Hier, die Hand darauf!“
    Sie reichte ihm die Hand entgegen, die er ergriff. ‚Lieber Ludwig‘ hatte sie ihn genannt, heut zum ersten Mal. Wie ihn das beglückte. Er hätte für sie kämpfen mögen, bis zum letzten Atemzug.
    Und grad als sie sich die Hände drückten, kam der Kery-Bauer mit den beiden Osecs in den Garten. Die drei schritten sehr rasch auf die Bank zu.
    „Was ist mir denn das?“ rief der Bauer schon von weitem. „Was habt ihr euch die Hände zu schütteln?“
    „Wir haben uns ein Versprechen gegeben“, antwortete Gisela sehr ruhig.
    „So! Darf man wohl erfahren, welches?“
    „Warum nicht?“
    „Nun, heraus damit!“
    „Ludwig hat mir versprechen müssen, auch dann noch dazubleiben, wenn der Osec als mein Mann hier eingezogen ist.“
    Ihr Vater vermochte nicht sogleich zu begreifen, was sie beabsichtigte. „Das ist wohl eine Lüge!“ sagte er.
    „Nein. Der Ludwig bleibt bei mir. Nicht wahr?“
    Die Frage war an den Knecht gerichtet.
    „Ja, ich bleib bei dir“, antwortete dieser. „Ich habe es dir versprochen, und mein Versprechen halte ich.“
    „Da hast du es, Vater. Er ist ein braver Dienstbote, mit dem du immer zufrieden gewesen bist. Und weil er heut beim Essen sagte, daß er fortgehen werde, so habe ich ihn gebeten, zu bleiben.“
    „Ist das auch wahr?“
    „Natürlich! Du hast ja gesehen, daß er mir die Hand darauf gegeben hat.“
    „Ich denk, du willst von dem Osec hier gar nichts wissen!“
    Die drei neu Angekommenen waren durch das Verhalten des listigen Mädchens vollständig düpiert.
    „Ja, noch vorhin war ich entschlossen, zu widersprechen“, antwortete sie. „Der Bräutigam fing seine Sache gar zu ungeschickt an. Wenn man einen häßlichen Mann bekommt, kann man wenigstens dafür verlangen, daß er nicht auch noch dazu ein Dummkopf ist. Aber Ludwig hat mir gute Worte gegeben und mir die Sache in Güte erklärt. Er hat gesagt, daß der Mann immer anders werde, als er als Bräutigam sei, und weil der Vater es nun einmal will und ich nichts dagegen machen kann, ohne großes Aufsehen zu erregen, so bin ich entschlossen, einmal zu sehen, ob er das richtige Geschick hat, sich meine Zuneigung zu erwerben.“
    Die drei blickten sich sprachlos an. Endlich sagte Osec, der Sohn:
    „Und wenn ich hier einziehe, dulde ich diesen Kerl doch nicht.“
    „Halts Maul!“ gebot der Kery-Bauer. „Hier bin ich der Herr, und du hast niemanden fortzujagen. Der Ludwig ist gut. Sei froh, daß er der Gisela in das Gewissen geredet und sie zum Gehorsam gebracht hat! Also, Mädchen, du willst diesen Bräutigam haben?“
    „Ja“, antwortete sie bereitwillig.
    „So ist heut der Verspruch, sobald die Verwandten kommen.“
    „Nur nicht so schnell“, lachte sie. „Erst muß ich wissen, ob er auch gut tanzen kann.“
    „Na, wenn du weiter keine Schmerzen hast, so kannst du bald kuriert werden“, antwortete ihr Vater, ebenso lachend wie sie. „Gleich nach der Kirche wird die Musik beginnen. Wir warten, bis die Verwandten kommen und gehen dann mit ihnen hin. Ob wir vor oder

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