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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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paar Flascherln Schampagner trinken.“
    Er stand von seinem Sitz auf. Sie ging auf seinen Scherz ein, indem sie antwortete:
    „Ja, heut kannst groß tun und den Flamschlamper trinken. Heut hat dir eine Fee das Geld dazu in den Kasten tan. Aber besser wär's, wannst's dir aufheben tätst.“
    „Hab nur darum keine Sorg! Der Schampagner, den ich trink, der ist in der Brauerei sotten worden und kostet das Leben nicht. Also komm!“
    „Wird's nicht zu zeitig sein?“
    „Nein, denn ich hab Besuch, und da muß halt die Lüderlichkeiten sobald wie möglich beginnen.“
    Sie gingen beide nicht durch den Hof, sondern sie verließen den Garten durch eine kleine Tür, welche in das Freie führte. Dort ging ein Weg an den Wiesen hin. Wenn man ihm folgte, so gelangte man zunächst an eine kleine Ziegelei, welche auch dem Kery-Bauer gehörte, und sodann nach dem etwas entfernten Gasthof, der ein wenig seitwärts der Dorfstraße lag.

VIERTES KAPITEL
    Die Rivalen
    Heut, am Feiertag, stand die Ziegelei verwaist da. Die Arbeit ruhte ja. Dennoch ging Ludwig nicht an ihr vorüber. Als ein treuer Knecht seines Herrn konnte er nicht vorübergehen, ohne nachzusehen, ab sich alles in Ordnung befinde.
    Sie bestand aus dem Brennofen, welcher am Eingang der Lehmgrube lag, und gegenüber zog sich ein sehr langes, niederes, auf Pfeilern ruhendes Dach hin, unter welchem auf Latten Tausende von Ziegeln standen, um da vor dem Brennen lufttrocken zu werden.
    Neben dem Brennofen stand eine kleine Hütte, in welcher sich die Ziegelarbeiter während ihrer freien Zeit aufzuhalten pflegten. Jetzt aber war ganz gewiß keiner von ihnen anwesend. Darum fiel es dem Knecht auf, daß der Laden geöffnet war. Ein Glasfenster gab es nämlich nicht. Auch die Tür war nicht verschlossen, sondern nur angelehnt.
    Ludwig trat hinzu, stieß die Tür vollends auf und blickte hinein.
    Das Innere zeigte die vier nackten Wände, eine alte Holzbank und ein Strohlager in der Ecke. Dieses letztere war in diesem Augenblick benutzt. Auf demselben lag nämlich Usko, jener Slowak, welcher vorhin mit dem Kery-Bauer gesprochen hatte. Es schien ihm nicht ganz angenehm zu sein, hier angetroffen zu werden. Doch stand er keineswegs von dem Lager auf.
    „Was tust du hier?“ fragte Ludwig, keineswegs in einem sehr freundlichen Ton.
    „Ospanliwy sem“, antwortete der Gefragte.
    Das heißt zu Deutsch: Ich bin schläfrig.
    „Rede deutsch!“ gebot der Knecht. „Ich weiß, daß du das ebenso gut kannst wie ich.“
    Anstatt zu gehorchen, schob der Slowak seine neben ihm liegenden Blech- und Drahtwaren noch mehr von sich ab und streckte sich in eine bequemere Lage.
    „Nun, willst du nicht reden?“ fragte Ludwig.
    „Ist nicht notwendig“, erklang es kurz.
    „Ich denke grad, daß es notwendig ist. Wer hat dir erlaubt, dich hier niederzulegen?“
    „Ich.“
    „Wie bist du hereingekommen?“
    „Da herein.“
    Er deutete dabei nach der Tür.
    „Das ist nicht wahr. Die ist stets verschlossen, wenn die Arbeiter nicht da sind. Ich sehe übrigens auch, daß der Schlüssel fehlt.“
    „Wenn du es besser weißt, so brauchst du mich ja nicht zu fragen!“
    „Du hast den Laden aufgestoßen und bist da hereinstiegen. Die Tür hast von innen aufmacht.“
    „Ja, so ist's. Hast du was dawider?“
    „Sehr viel.“
    „So wirf mich hinaus!“
    Bei diesen Worten richtete er sich in drohende Stellung halb empor.
    „Dazu könnte Rat werden“, lachte Ludwig verächtlich; „aber ich mag es nicht tun.“
    „Weil du dich fürchtest!“
    „Oho! Das bilde dir nur nicht ein. Du bist mir zum Angreifen zu dreckig.“
    „So pack dich fort, und laß mich in Ruh!“
    Der Slowak drehte sich so, daß er dem Knecht den Rücken zukehrte.
    „Ja, gehen werde ich; aber du machst auch, daßt weiterkommst. Hier ist keine Herbergen für solche Leut, wie du bist.“
    Da sprang der Landstreicher mit einem einzigen Ruck empor.
    „So?“ rief er funkelnden Auges. „Was sind das denn für Leute, zu denen ich gehöre?“
    „Vagabunden sind's“, antwortete der Knecht furchtlos.
    „Das sagst du mir, mir?“
    Er bückte sich nieder und nahm eine starke, spitze Drahtschere vom Boden auf. Er pflegte sich derselben zu bedienen, wenn er irgendeine Reparatur an den Blechgeschirren anderer vorzunehmen hatte. Doch geschah das nur ganz selten. Usko liebte es nicht, zu arbeiten. Er gewann seinen Unterhalt auf eine ganz andere Weise und trug das Gewerbe eines Topfeinstrickers und Blechwarenhändlers nur aus gewissen

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